Wermelskirchen Reformationssingen mit Workshop in der Stadtkirche

Wermelskirchen · Martin Luther (1483-1546) hat nicht nur als unbeugsamer Reformator in die europäische Kirchengeschichte Einzug gehalten. Er hat sich auch als Musiker in Lied und Wort einen bis heute beachtenswerten Namen geschaffen. Das ist in manchen Kreisen eher unbekannt.

Mit dieser Erweiterung des Luther-Bildes beschäftigte sich die Veranstaltung "Die Reformation singt - Martin Luther und seine Lieder" am Freitagabend in der Evangelischen Stadtkirche. Natürlich fand sie im Rahmen der Jubiläumswoche "500 Jahre Reformation" statt. Pfarrer Manfred Jetter und Dr. Martin Weidner als Leiter des Bläserensembles der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen stellten für zwei Stunden ein musikalisches Programm mit theologischen Hintergründen auf die Beine.

Vielleicht ungewollt boten sie damit dem vom Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann vor Abschluss der Feiern diagnostiziertem "vergeigten Jubiläum" ein wenig Paroli. Als Grund nannte Kaufmann den Ausschluss der akademischen Theologie von der Planung des Jubiläumsjahrs durch die Evangelische Kirche in Deutschland.

Dagegen war es schon ein bisschen akademisch, wie Jetter das musikalische Wirken Luthers in die Reformation einbettete. "Der schönsten und herrlichsten Gaben Gottes eine ist die Musica", zitierte er Luther und beschrieb ihn als Musiker, dessen Lieder dem damaligen Zeitgeist entsprechend durchaus Volksliedcharakter aufwiesen. Dabei zeigte sich bereits in seinem ersten Lied nach Art eines Bänkelliedes "Ein neues Lied wir heben an" seine reformatorische Gesinnung zwischen den Zeilen. Es thematisiert die Verbrennung der ersten Märtyrer der Reformation Hendrik Vos und Johannes van Esschen.

Andrea Gnielka und Christoph Damm steckten in historischen Kostümen und sangen es beeindruckend authentisch. Auch eines der ältesten Kirchenlieder Luthers "Nun freut euch, lieben Christen g'mein" machte zunächst als Volkslied seine Runde.

Am Ende kreierte Jetter gegen die sich mittlerweile verbreiteten kalten Füße einen Workshop: Die Besucher sollten "wie in der Schule" die Verse des Psalms 130 dem Lutherlied "Aus tiefer Not" zuordnen, um Luthers Arbeitsweise nachzuvollziehen. Es gelang allen mühelos. So, wie auch der Posaunenchor mit einer swingenden Darbietung von "Eine feste Burg" einen quirligen, aufmunternden Abschluss zu Gehör brachte.

(bege)
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