Wermelskirchen Rehkitz "Finchen" ist der Liebling der Familie

Wermelskirchen · Die Familie Althoff hat ein vierbeiniges Waisenkind aufgenommen. Das Rehkitz fühlt sich im Garten pudelwohl. Die Kinder Marie und Lennard geben dem Kitz regelmäßig die Flasche. Wenn's größer wird, kommt es in ein Wildgehege.

Das hat BM-Fotograf Jürgen Moll auch noch nicht erlebt. Ein Rehkitz ist so zutraulich, dass es mit der Nase das Objektiv berührt. Es ist schrecklich neugierig und tollt wie ein junger Hund durch den Garten von Familie Althoff. Es lässt sich streicheln, frisst schnell noch ein paar leckere Blüten der Rosen, hüpft und springt dann wieder munter über die Wiese.

Die Geschichte beginnt Ende Mai. In der Nähe von Gut Luchtenberg wurde ein Reh überfahren. Wie üblich bei Wildunfällen, wurden die zuständigen Jäger informiert. Die Fachleute erkannten sofort, dass das Reh gerade ein Kitz zur Welt gebracht haben musste. Jäger Dirk Steffens startete eine systematische Suche, am nächsten Tag wurde das Kitz gefunden. Da war es gerade mal zwei oder drei Tage alt. Allein war es nicht überlebensfähig und so brachte man das Kitz zu Thorsten Althoff. Seine Ehefrau Sonja hat schon so manches Tier mit der Flasche groß gezogen.

"Die richtige Nahrung zu finden, um die Muttermilch zu ersetzen, war nicht einfach", sagte Sonja Althoff. Tierarzt Georg Theben musste helfen. Die Kombination aus Büchsenmilch und Heilerde war das richtige. Dreimal am Tag gibt es seitdem die Flasche. Die Kinder Marie (6) und Lenny (10) freuen sich über einen neuen Spielkameraden und versorgen das Kitz. Auch ein Name musste gefunden werden. "Wir haben im Internet nach schönen, alten, deutschen Namen gesucht", sagt Sonja Althoff. Die Familie hat sich für "Fine" entschieden. Marie nennt das Kitz jetzt "Fine Finchen Althoff".

Polizeioberkommissar Thorsten Althoff ist Jäger und so ist ihm klar, dass ein Wildtier auf Dauer nicht im Garten zu halten ist. "Aussetzen in der Natur geht nicht", sagt Althoff. "Das Tier hätte keine Chance. Wir werden einen Platz in einem geschlossenen Gehege finden, vielleicht in Dünnwald."

Dass dieses Kitz so zutraulich und zahm sei, funktioniere nur mit einem weiblichen Tier. "Bei einem Bock würde das nicht gehen", weiß Althoff. "Nach der Geschlechtsreife würde der die Familie als Rivalen ansehen und aggressiv werden." Doch bevor es in ein Freigehege kommt, hat Finchen noch einige Auftritte. Beim BM-Ferienprogramm ist es dabei und auch in der Kinderstadt in der Katt wird es zu sehen sein. "Mit der ,Rollenden Waldschule' sind wir Jäger dabei, um die Kinder über Tiere und Pflanzen zu informieren", sagt Althoff, "und normalerweise mit einigen ausgestopften Tieren."

Dass jetzt ein lebendiges Kitz dabei ist, dürfte sicher etwas ganz Besonderes sein. Wenn Finchen Ruhe braucht, versteckt sich der Familienzuwachs unter den Bäumen. Manchmal geht es auch durch den Vorhang an der Terrassentür direkt ins Wohnzimmer: Finchen ist schließlich längst ein Familienmitglied und darf das.

(wsb)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort