14-jährige Wermelskirchenerin in Nationalmannschaft „Das ist kein Sport für Weicheier“

Wermelskirchen · Nele Krispin mag es, wenn sie mit vollem Körpereinsatz über das Rugbyfeld hechten kann kann. Jetzt haben die Trainer die 14-Jährige, die bereits mit sieben Jahren erstmals auf dem Platz stand, für die U16- Nationalmannschaft entdeckt.

 Die Wermelskirchenerin Nele Krispin spielt Rugby. Dass sie sich dabei auch mal richtig schmutzig wird, macht ihr nichts aus.

Die Wermelskirchenerin Nele Krispin spielt Rugby. Dass sie sich dabei auch mal richtig schmutzig wird, macht ihr nichts aus.

Foto: Kispin/Krispin

Wenn Nele Krispin den Ball zugepasst bekommt, dann läuft sie. Dann hält die 14-Jährige kaum noch jemand auf. Denn Nele ist schnell. Richtig schnell. Dann läuft die junge Wermelskirchnerin im besten Fall mit dem Rugbyball einmal quer über das Feld. Keiner erwischt sie, keiner tackelt sie. Dass Nele außergewöhnlich schnell ist, haben auch die Trainer bereits entdeckt und sind ins Gespräch gekommen. Und deswegen klingelte im Sommer plötzlich das Telefon bei Krispins am Stadtrand. Der Manager der U16-Rugby-Nationalmannschaft fragte, ob Nele nicht Lust habe, an Nominierungsspielen für die deutsche Bestenauswahl teilzunehmen. „Ich habe gezittert vor Aufregung“, erzählt Nele und lacht. Und natürlich sagte sie zu.

Die meiste Zeit allerdings ist die 14-Jährige eher nicht von der aufgeregten und zitternden Sorte. „Sie hat keine Angst reinzugehen“, sagt Mutter Nicole, „sie überlegt nicht lange, sondern schmeißt jeden um.“ Und genau das ist beim Rugby gefragt. Das tut manchmal weh, will aber gelernt sein. „Meine Beine sind ziemlich oft blau“, sagt Nele, „aber wir lernen, wie wir beim Tackeln weder uns selbst, noch den anderen verletzen.“ Tackeln. Wenn Nele nämlich mal nicht schnell genug mit dem Rugbyball über das Feld saust oder der Gegner gut steht, dann wird die junge Sportlerin getackelt, um ihr den begehrten Ball abzuluchsen. Und das bedeutet: Körperkontakt. „Man darf kein Weichei sei, wenn man Rugby spielt“, sagt sie, „oder zumindest muss man lernen, kein Weichei mehr zu sein.“ Auch sie habe damals lernen müssen.

Nele war gerade sieben Jahre alt, als sie mit ihrem Onkel und ihrem Cousin beim Solinger Zebras Rugby Club auf einem Spielfeld stand. „Ich bin damals einfach mal mitgegangen“, sagt sie. Aber dann gefielen ihr die klaren Regeln, die Disziplin, der Klang der Pfeife. Nele blieb. „Es macht richtig Spaß, den Druck rauszulassen“, sagt sie, „mit viel Kraft und Energie zu spielen.“ Dass sie dabei auch mal richtig schmutzig wird, das macht ihr nichts aus. Die komplizierten Regeln lernte Nele im Spiel, die Ausflüge zu Turnieren wurden für die ganze Familie zum Abenteuer, und auch ihre große Schwester Mara und ihr kleiner Bruder Arne waren immer öfter im Namen des englischen Sport unterwegs. „Für mich ist es wie Urlaub, wenn wir zu Turnieren fahren“, erzählt Nicole Krispin. Es werde viel Englisch gesprochen, die ganze Familie verbringe so viel Zeit unter freiem Himmel, die Gemeinschaft am Spielfeldrand sei fantastisch und der Ton viel weniger rau als etwa im Fußball. „Manchmal zucke ich allerdings schon zusammen, wenn Nele getackelt wird“, sagt sie. Aber auch Nicole Krispin weiß, dass ihre Tochter inzwischen gelernt hat, möglichst schmerzfrei aus dem körperbetonten Spiel zu kommen. „Die Regel lautet: Backe auf Backe“, sagt Nele und lacht. Dann deutet sie erst ins Gesicht und dann auf ihr Hinterteil. Wer so tackelt, hat wenig zu befürchten. Mittlerweile hat sich Nele im Rugby längst einen Namen gemacht. Sie trainiert zweimal in der Woche – weil die Solinger in dieser Saison mit dem RSV Köln eine Spielgemeinschaft gegründet haben, trainiert sie in der Domstadt. Es gibt nur drei andere Spielgemeinschaften in ihrer Altersklasse der Unter-14-Jährigen in NRW. Und die Mädchen spielen gemeinsam mit den Jungs. Inzwischen tritt Nele auch mit der Damen-Auswahl aus NRW zu Turnieren an und ist in ganz Deutschland unterwegs. Nun also die Nationalmannschaft.

„Ich möchte mein Abi machen, aber den Sport trotzdem nicht aufgeben“, sagt sie. Und außerdem wünsche sie sich, dass Rugby noch bekannter werde, mehr Mannschaften zustande kämen. „Mich hat der Sport positiv verändert“, sagt die 14-Jährige, „ich bin viel selbstbewusster geworden.“

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