Wermelskirchen Scharfe Kritik am Fußballverband

Wermelskirchen · Jugendliche Flüchtlinge wollen Fußball spielen, dürfen aber nicht. Der SV 09/35 musste deswegen die B-Jugend auflösen. Es gab zwar genug Spieler, jugendliche Flüchtlinge konnten aber nicht angemeldet werden.

 Kai Socha, Fußball-Geschäftsführer des SV 09/35, wünscht sich, dass die Verbände ihre Anforderungen lockern und es den Vereinen und Jugendlichen nicht unnötig schwer machen.

Kai Socha, Fußball-Geschäftsführer des SV 09/35, wünscht sich, dass die Verbände ihre Anforderungen lockern und es den Vereinen und Jugendlichen nicht unnötig schwer machen.

Foto: Jürgen Moll

"Der Verband verlangt Unmögliches. Die Jungs kommen teilweise mit nichts als ihren Klamotten nach Deutschland und sollen dann nachweisen, wo der Wohnsitz ihrer Eltern ist. Dabei wissen sie zum Teil gar nicht, ob die überhaupt noch leben. Das ist doch Behörden-Wahnsinn", ärgert sich Kai Socha, Fußball-Geschäftsführer des SV 09/35 Wermelskirchen. Er setzt sich seit fast zwei Jahren für die Integration junger Menschen ein, ist jedoch oft erfolglos.

Das zeigt auch das jüngste Beispiel. In der vergangenen Woche musste Nullneun seine B-Jugend komplett abmelden. Mit nur acht Nachwuchs-Kickern konnte die Mannschaft nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen. "Dabei bestand der Kader eigentlich aus 14 Leuten", berichtet Socha. Sechs der B-Junioren waren jedoch Flüchtlinge, die nur am Training und nicht an Meisterschaftsspielen teilnehmen durften. Seit Mitte des Jahres 2016 hat Socha vergeblich versucht, die jugendlichen Fußballer anzumelden. "Anfangs hieß es, dass die Bearbeitung der Unterlagen 30 Tage dauern soll. Daraus sind inzwischen Monate geworden", berichtet Socha. Immer wieder melde sich der Verband zurück und verlange neue Unterlagen. "Der Fußballverband verhindert Integration", kritisiert Socha. Neben der Geburtsurkunde, muss er zur Anmeldung unter anderem eine Vormundschaftsurkunde und einen Pass vorlegen sowie etliche Formulare ausfüllen. "Die Jungs haben erstmal nur ihr Leben gerettet. Viele Informationen sind einfach nicht aufzutreiben", sagt Socha.

Diese Probleme sind für die Nachwuchs-Spieler natürlich frustrierend. Immer nur zu trainieren und nie ein richtiges Liga-Spiel zu erleben, macht auf Dauer wenig Spaß. "Das ist ein schlechtes Gefühl für die Jungs", weiß Jugendleiter Peter Röttelbach. Für ihn ist das Verhalten des Verbandes nicht nachvollziehbar. "Auf der einen Seite werden Preise für Integration vergeben, aber in der Praxis legt man uns immer neue Steine in den Weg", kritisiert Röttelbach. Dabei funktioniere die Integration auf dem Fußballplatz hervorragend. Das bestätigt auch Sebastian Pichura, Trainer der A-Junioren. Die ehemaligen Spieler aus der B-Jugend trainieren inzwischen bei ihm und seinem Team mit. "Die Jungs kicken alle sehr gerne zusammen. Das ist eine absolut positive Sache", stellt Pichura klar.

Besserung scheint nicht in Sicht zu sein. Bisher konnte nur in Einzelfällen eine Spielerlaubnis erwirkt werden, meistens funktioniert das nicht. "Da können alle Jugendgeschäftsführer des Kreises ein Lied von singen", sagt Socha, der anfügt: "Ich werde mich weiter für die Integration einsetzen. Egal, wie viele Schriftwechsel und Telefonate noch nötig sind."

(RP)
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