Wermelskirchen Schnelle Hilfe durch Rettungspunkte

Wermelskirchen · Durch ein neues Rettungssystem soll Verletzten schneller geholfen werden. Auf der Balkantrasse gibt es bereits sogenannte Rettungspunkte: Sitzbänke sind dort "nummeriert", dadurch kann die Leitstelle Verletzte besser orten.

Die Balkantrasse ist bei Radfahrern, Inline-Skatern oder Spaziergängern aus der gesamten Region beliebt. Besonders bei schönem Wetter an Wochenenden nutzen Touristen die Trasse, um die Gegend rund um Wermelskirchen zu erkunden. Wo viele Menschen unterwegs sind, ist auch die Gefahr gegeben, dass etwas passieren kann — zum Beispiel ein Zusammenstoß von Radfahrern und Fußgängern.

Weil viele Touristen bei einem Unfall nur ungefähr wissen, wo sie sich gerade befinden, hat Innenminister Joachim Herrmann (CSU) jetzt ein neues Rettungssystem für bayerische Wälder vorgestellt. Das System sieht auf den ersten Blick ziemlich unspektakulär aus. Es besteht lediglich aus zwei Blechschildern an einem Baum. Neben der Notrufnummer und Verhaltensregeln im Ernstfall ist der Code "ER 2000" darauf zu finden. "ER" steht für Erlangen. 2000 für die Nummer des Treffpunktes. Im Notfall greift man einfach zum Handy und wählt die 112. In der Rettungsleitstelle tippt ein Mitarbeiter den Code in seinen Computer — und bekommt sofort den exakten Standort angezeigt, wo der Anrufer gerade steht. Per Funk schickt der Mitarbeiter die Koordinaten auf das Navigationsgerät des nächstgelegenen Rettungswagens. Nur wenige Minuten später braust das Fahrzeug im Idealfall mit Blaulicht und lautem Martinshorn in Richtung Rettungspunkt heran. Weil Zeit bei ernsten Verletzungen über Leben und Tod entscheiden kann, will der Freistaat Bayern gleich 12 000 nummerierte Schilder in den Wäldern anbringen.

Die Balkantrasse auf Wermelskirchener Stadtgebiet ist bereits seit einem Jahr mit sogenannten Rettungspunkten ausgestattet, die mit der Kreisleitstelle verknüpft sind. Das bestätigt Kreissprecher Alexander Schiele auf Anfrage. Die Punkte seien jedoch nicht an Bäumen befestigt. "Die an der Trasse stehenden Sitzbänke sind ,nummeriert' — dadurch weiß die Leitstelle, wo sich im Notfall ein Verletzter befindet", sagt Schiele. Bislang seien jedoch noch keine Hilferufe von den Rettungspunkten bei der Leitstelle eingegangen. "Aber wir werden die Zahlen im Blick behalten", kündigt Schiele an. Die Rettungspunkte seien eine freiwillige Leistung. Damit sie auch flächendeckend installiert werden könnten, müssten Kommunen, Waldbesitzer und beispielsweise Wandervereine an einem Strang ziehen, betont Schiele. Das sogenannte Handy-Ortungssystem, durch das Verunglückte bis auf 150 Meter genau ausfindig gemacht werden könnten, habe sich bewährt. Auch die Polizei stehe den Rettungspunkten grundsätzlich offen gegenüber, "wenn sie zu einer Verbesserung führen", sagte Polizeisprecher Peter Raubuch. Die Stadt Wermelskirchen hat an der Trasse weitere Orientierungspunkte für Touristen geschaffen. "An jeder Zufahrtsrampe zur Balkantrasse steht ein Straßenschild, damit Touristen sich besser orientieren können und wissen, wo sie gerade sind", sagt Florian Leßke, Leiter des Amtes für Wirtschaft, Umwelt und Stadtentwicklung. Zudem sollen bald zehn bis 15 weitere Sitzbänke entlang des Panoramaradwegs montiert werden. Diese können dann auch von der Kreisleitstelle als Rettungspunkt erfasst werden.

Man habe testweise erste Holzbänke anfertigen lassen, in den kommenden Tagen sollen entsprechende Info-Plaketten gefertigt werden, kündigt Leßke an. Die Kosten für die Anfertigung (Leßke: "400 bis 500 Euro pro Bank") müssen von Sponsoren übernommen werden. Leßke: "Wenn wir die endgültigen Preise wissen, werden wir Sponsoren kontaktieren."

Durch die sogenannten Rettungspunkte sollen künftig auch in der Region vor allem Verletzte in Wäldern schneller gefunden werden. In Solingen zum Beispiel gibt es Rettungspunkte bereits seit einem knappen Jahr. Insgesamt 87 Schilder wurden in den Wäldern aufgestellt, damit die Rettungskräfte im Ernstfall schneller am Einsatzort sind.

(RP)
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