Wermelskirchen Schnelles Internet für alle - aber wann?

Wermelskirchen · Der Netzausbau der Telekom, von dem mehr als 15.000 Haushalte profitieren, ist gestartet. Dort, wo jetzt nichts gemacht wird, will der Kreis einspringen: Der Förderbescheid für einen flächendeckendenden Breitbandausbau liegt vor. Start: Ende 2017.

Wermelskirchen: Schnelles Internet für alle - aber wann?
Foto: Berns Lothar

Ein Leben ohne Internet ist in Zeiten der Digitalisierung für viele nicht mehr vorstellbar. Daniela Jandl ist privat häufig online, benötigt aber auch beruflich eine schnelle Verbindung. Doch das Surfen im Netz treibt der Anwohnerin des Florawegs jeden Tag aufs Neue den Zorn ins Gesicht. "Unser Empfang ist eine einzige Katastrophe", schimpft die BM-Leserin am "Bürgermonitor"-Telefon unserer Redaktion. Verfügbar sei lediglich eine Internetleitung mit einer Geschwindigkeit von maximal zwei Mbit/Sekunde.

"Beruflich muss ich täglich viele E-Mails mit großen Datenanhängen verschicken und empfangen - bei dieser Geschwindigkeit ist das ein Problem", kritisiert Jandl. Sie weiß von Bekannten, die im Bereich Herrlinghausen wohnen, die noch nicht einmal ein Foto per E-Mail verschicken können, weil die Internetverbindung es nicht hergebe. "So etwas ärgert mich maßlos. Wenn die Stadt im digitalen Zeitalter den Anschluss nicht vollends verlieren möchte, muss sich schnellstmöglich etwas ändern", fordert die BM-Leserin.

Die Telekom hat im März mit dem Ausbau ihres Netzes begonnen (BM berichtete). Bis zu 15.000 Haushalte in Wermelskirchen und Dabringhausen sollen bis Ende September eine deutlich schnellere Internetverbindung erhalten. Andrea Jandl hat bei der Telekom nachgefasst - "dort wusste niemand, dass hier überhaupt ausgebaut wird". Sie geht davon aus, dass der Floraweg nicht berücksichtigt werde.

Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation für die unterversorgten Gebiete in Wermelskirchen macht jetzt eine Mitteilung des Rheinisch-Bergischen Kreises. Landrat Dr. Hermann-Josef Tebroke und Kreis-Breitbandkoordinator Marco Andres-Gilles haben in Berlin einen Förderbescheid über zwei Millionen Euro entgegengenommen. Weitere zwei Millionen Euro stellt das Land Nordrhein-Westfalen für die Verbesserung der digitalen Infrastruktur zur Verfügung. Mit den Fördermitteln soll der Breitbandausbau im Rheinisch-Bergischen Kreises vorangetrieben werden. "Es stehen vier Millionen Euro zur Verfügung, um unterversorgte Siedlungsbereiche sowie Gewerbegebiete mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen auszubauen", teilt der Kreis mit.

Ziel sei, in allen acht Kommunen des Kreises, also auch in Wermelskirchen, eine flächendeckende Internetversorgung von über 50 MBit/Sekunde im Download anzubieten. "Das ist eine großartige Nachricht für den gesamten Kreis", findet Tebroke. "Schnelle Internetverbindungen spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Wahl des Wohnorts und der Ansiedlung von Unternehmen. Durch die Verbesserung der Infrastruktur machen wir die Region noch ein Stück attraktiver."

Aktuell können in 65 Prozent des Kreisgebiets Daten mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s heruntergeladen werden. Für die übrigen Bereiche soll jetzt mit Hilfe des Förderprogramms ebenfalls eine leistungsfähige Internetversorgung geschaffen werden. Dazu hatte die Kreisverwaltung bei einer Markterkundung alle Ausbauplanungen der Telekommunikationsunternehmen für die kommenden drei Jahre erfasst. Ein darauf folgendes Interessenbekundungsverfahren ermöglichte eine Abschätzung der Kosten für den kreisweiten Ausbau. "Wir gehen nun in die europaweite Ausschreibung", sagt Kreisdirektor Dr. Erik Werdel. Er rechnet damit, Ende dieses Jahres mit den ersten Ausbaumaßnahmen zu beginnen, sobald die Vergabeentscheidung gefallen sei. Konkret sieht der Ausbau wie folgt aus: Überall dort, wo die Telekommunikationsunternehmen nicht aktiv werden, will der Kreis einspringen, erläutert Kreissprecher Alexander Schiele auf Nachfrage unserer Redaktion. "Wir wollen versuchen, eine Abdeckung von nahezu 100 Prozent zu erreichen." In welcher Reihenfolge, also in welchen Städten der Ausbau zuerst erfolgen wird, könne er aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, da das Ausschreibungsverfahren noch nicht beendet sei.

(ser)
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