Wermelskirchen Schnelles Netz? Experte rät zur Geduld

Wermelskirchen · Nach Dhünn und Wermelskirchen hat die Telekom die Fertigstellung des Breitbandausbaus in Dabringhausen verkündet. Wer schnelles VDSL-Internet nutzen will, darf nicht meinen, dass es automatisch ins Haus "flattert".

 Im Mai 2017 startete die Telekom den Breitbandausbau im Stadtgebiet. Breitbandausbau gestartet (v.l.): Artur Kapusta (RBS Media), Bürgermeister Rainer Bleek, Norman Patrick Gutt und Marco Lohmeier von der Telekom sowie Florian Leßke (Amt für Stadtentwicklung) schauen sich die Baugrube am Neuenweg in Dhünn an.

Im Mai 2017 startete die Telekom den Breitbandausbau im Stadtgebiet. Breitbandausbau gestartet (v.l.): Artur Kapusta (RBS Media), Bürgermeister Rainer Bleek, Norman Patrick Gutt und Marco Lohmeier von der Telekom sowie Florian Leßke (Amt für Stadtentwicklung) schauen sich die Baugrube am Neuenweg in Dhünn an.

Foto: Jürgen Moll

Besonders in sozialen Netzwerken wie Facebook kursieren die wildesten Gerüchte in Sachen Breitbandausbau in Wermelskirchen. In den Augen von Patrick vom Stein handelt sich dabei meist um "Halbwahrheiten" und um das Vermischen von Dingen, die technisch nichts miteinander zu tun haben.

Der Informatik-Experte ist seit 20 Jahren in Wermelskirchen selbstständig, betreut hauptsächlich Geschäftskunden. Als Vermittler von Internetproviderverträgen steht der 44-Jährige neutral da, weil er nicht an einen Anbieter gebunden ist. Als Gebot der Stunde rät der gelernte EDV-Kaufmann zur Geduld: "Bis jetzt ist ja niemand wegen der langsamen Internetgeschwindigkeit gestorben."

Natürlich seien durch den Breitbandausbau die Erwartungen und die Ungeduld geweckt: "Das Wartezimmer ist voll", meint vom Stein scherzhaft, dem die Kunden die "Bude an der Jahnstraße einrennen". Nicht ganz ohne Ironie stellt vom Stein fest: "Die Verunsicherung und die Undurchsichtigkeit der Gerüchte sind für uns gut, weil sie uns Interessenten bringt."

Nach Ansicht von Patrick vom Stein sind Dhünn, Dabringhausen, Pohlhausen, Hünger, Bollinghausen und Teile von Tente und Braunsberg inzwischen erfolgreich an das Breitband angeschlossen: "Teile der Innenstadt hängen im Zeitplan hinterher. Keiner weiß, warum es nicht und wann es weiter geht." Aber: "Es wird kommen, die Telekom wird das abarbeiten, die meisten Wermelskirchener werden davon profitieren."

Wenn plötzlich in Grunewald diverse Telefonanschlüsse nicht mehr funktionieren, sei das ärgerlich, stünde jedoch nicht zwingend mit dem Breitbandausbau in Zusammenhang (die Telekom machte einen Wasserschaden an einer Leitung als Ursache aus): "Das gilt ebenso für Probleme mit dem Anbieter 1&1, die gefühlt seit Anfang November bestehen."

Nutzer hätten tagsüber einigermaßen erträgliche Internetgeschwindigkeiten, die sich ab nachmittags rapide verlangsamen. "1&1 nutzt gemietete Leitungen von beispielsweise Telekom, Vodafone, Versatel und QSC. Durch eine physikalisch defekte QSC-Leitung gibt es bei 1&1 im Bereich Wermelskirchen eine Großraumstörung - ein Zusammenhang mit dem Breitbandausbau ist reine Spekulation", ist vom Stein überzeugt.

Kunden von 1&1, die damit nicht leben wollen, hätten lediglich zwei Möglichkeiten: "Entweder nerven und auf ein Sonderkündigungsrecht des bestehenden Tarifvertrages hoffen, um den Anbieter zu wechseln. Oder einen Portwechsel beantragen, um auf eine andere Leitung geschaltet zu werden - das dauert sechs bis acht Wochen, für diese Zeit kann man einen kostenlosen LTE-Stick beantragen und damit schnelles Internet via Mobilfunk als Überbrückung nutzen." Dieses Problem sei aber eine "komplett andere Baustelle" als der Breitbandausbau.

Der Dabringhausener Dirk Wartmann denkt darüber nach, seinen bestehenden 1&1-Vertrag zu kündigen und zur Telekom zu wechseln. Er hofft, dadurch schneller an das VDSL-Netz aufgeschaltet zu werden.

"Wer es eilig hat, kann das so machen. Letztlich werden alle Provider in den ausgebauten Gebieten das schnellere Internet anbieten können. Das schreibt das Gesetz so vor und ist nur eine Frage von einigen Wochen", kommentiert Patrick vom Stein.

Damit erteilt er der Aussage eines Außendienstmitarbeiters, der im Auftrag der Telekom an der Tür eines Anwohners der Eichholzer Straße klingelte, eine klare Absage. Der "Ranger", wie die Haustürverkäufer in Fachkreisen genannt werden, hatte behauptet: "In diesem Gebiet hat die Telekom freiwillig ausgebaut und deshalb 24 Monate das Exklusivrecht."

Für vom Stein keine saubere Sache: "Solche Aussagen bauen Druck auf und mögen verunsichern. Stimmen tun sie nicht." Grundsätzlich hätten die meisten Wermelskirchener einen Telekomvertrag - und die Wechselbereitschaft sei nicht sonderlich hoch. Er rät: "Wir hatten Fälle, wo Leute in einem ausgebauten Gebiet wohnen, aber deren mögliche Verfügbarkeit von VDSL noch nicht im System der Telekom registriert war. Da kann man nur die Aktualisierung abwarten."

(RP)
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