Wermelskirchen Schüler entdecken die Stadtgeschichte

Wermelskirchen · Bei ihrer Projektwoche begeben sich die Gymnasiasten auf die Spuren der Stadt Wermelskirchen. 29 Schüler der Klassen sechs bis zehn zeigen enormes geschichtliches Interesse und treffen Zeitzeugen oder erleben auch Stadtführungen.

 Kantor Andreas Pumpa sorgte für neugierige Blicke und interessierte Nachfragen, als er den Gymnasiasten die Funktion der Orgel in der Evangelischen Stadtkirche erläuterte.

Kantor Andreas Pumpa sorgte für neugierige Blicke und interessierte Nachfragen, als er den Gymnasiasten die Funktion der Orgel in der Evangelischen Stadtkirche erläuterte.

Foto: jürgen moll

Die mehr als 1000 Schüler des Gymnasiums durften sich bei der Projektwoche aus 39 Angeboten ihr Lieblingsprojekt aussuchen. Von kreativer Filzarbeit über Theater, Warentest mit chemischen Experimenten, Mathematikspiele, Poetry-Slam bis zur Stadtgeschichte reichte das enorme Angebot.

"Ich hätte nicht geglaubt, dass sich so viele für dieses Thema anmelden", sagte Geschichtslehrerin Brigitta Wingen. 29 Schüler der Klassen 6 bis 10 haben sich genau dieses Projekt ausgesucht. Eine Woche lang trafen sie Zeitzeugen, erlebten Stadtführungen oder sahen im Kino den Film über die Kriegszeit. Gestern trafen sich die Elf- bis 15-Jährigen an der Stadtkirche.

Kirchenbau, Taufbecken, Kirchenorgel oder Friedhof sind auf den ersten Blick keine spannenden Themen für die jungen Leute. Doch wenn Volker Ernst, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins (BGV), berichtet, wird es interessant. Seine Vorträge sind immer voller Begeisterung und garniert mit vielen Geschichten und Anekdoten. "Der hat ja unglaublich viel zu erzählen", murmelte ein Schüler seinem Nachbarn zu. Das war durchaus als Kompliment gemeint. So waren die B 51, die Umgehungsstraße oder die Autobahn 1 ja nicht immer da, sondern sind aus einem mittelalterlichen Handelsweg zwischen Brügge und Lübeck entstanden. Anschaulich wurde diese Entwicklung mit altem Kartenmaterial und neuen Google-Darstellungen. Ernst berichtete über den Kirchenbau und stellte Vergleiche mit der Gegenwart her. "Im Gegensatz zu Bausünden in dieser Stadt wurde das Kirchenschiff dem bestehenden Kirchturm angepasst", sagte er. Und auch die Bauzeit von nur 17 Monaten ab 1838 war schneller als manches moderne Bauprojekt. Selbst der Taufstein bietet Geschichten. Gefunden im Bauschutt des alten Kirchenschiffs wurde dieser Stein zwischen 1838 bis 1938 als Springbrunnen im Garten der Familie Schumacher (heutiger Loches-Platz) verwendet. Dann kam er als Dekorationsstück in die Kirche zurück und dient seit 2001 als Taufbecken.

Kantor Andreas Pumpa erklärte die Orgel. "Sie ist und bleibt das einzige Instrument, das in der Lage ist, einen großen Raum wie eine Kirche mit Musik zu füllen", sagte er. Er berichtete über die Sanierung und die künftige Kombination der bestehenden Orgel mit einem historischen Instrument aus England. Durch den "Geheimgang" ging es hoch zur Orgel - und eine Vorführung gehörte natürlich auch dazu.

"Dellmänner", "Kattwinkel" und "Leverkus" - bekannte Namen und was dahinter steckt, erklärte Ernst auf dem Friedhof. Die "Dellmannstraße" wurde benannt nach Pfarrer Gustav Dellmann, weitere Themen: Schuhindustrie, Katt, die Stadt Leverkusen. "Wie und wann ist etwas entstanden, und warum ist es heute so wie es ist?" Spannende und interessante Geschichten über die Stadt. Die letzte Station findet am heutigen Freitag beim Treffen mit den Mundartfreunden statt. Und auch da wird es sicher wieder viele staunende Gesichter geben.

(wsb)
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