Wermelskirchen Schweigeminute für die Opfer von Paris

Wermelskirchen · Spontan haben am Samstag Wermelskirchener zu einer kleinen Gedenkfeier vor dem Rathaus aufgerufen. Bürger - darunter auch viele junge Muslime - kamen mit Kerzen und gedachten der vielen Terroropfer in Frankreich.

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In Wermelskirchen haben sich am Samstagabend rund 40 Personen vor dem Rathaus eingefunden und der Opfer von Paris mit einer Schweigeminute gedacht. Sie hielten Kerzen in den Händen, während Wolfgang Horn einen Aufruf verlas. Unter den Personen waren auch viele junge muslimische Flüchtlinge, die sich mit dem Schild "Hashtag Not in my name" (Nicht in meinem Namen) deutlich von IS distanzierten.

Der Terrorangriff auf Paris bewegt auch die Wermelskirchener. Als eine junge Frau am Samstag auf Facebook die Frage stellt, ob es, denn eine Gedenkfeier in Wermelskirchen gebe und niemand dies bejahte, organisierten Facebook-Nutzer die Schweigeminute selbst. Wolfgang Horn, einer der Teilnehmer und Mitorganisatoren: "Es hat sich einfach entwickelt. Da wurde gefragt, ob man Kerzen mitbringen sollte, ob jemand Kontakt hat zu Flüchtlingen hat?" Jenseits jeder parteipolitischen Orientierung hätten sich die Menschen gefunden. Auch sicher mit dem Gedanken zu verhindern, dass jetzt alle Flüchtlinge für diesen Terrorangriff verantwortlich gemacht würden.

Den Aufruf hatten viele Bürger gemeinsam formuliert. Er richtet sich gegen Terror und Gewalt, für Zivilisation, Menschlichkeit und gute Nachbarschaft. "Das war ein Anschlag nicht nur auf französische Bürger (...), das war ein Anschlag auf uns alle, ein Gewaltakt gegen Europa", hieß es. "Alle anständigen deutschen Bürger fühlen mit den Opfern der hinterhältigen Attacke."

Aufgegriffen wurden die Worte der Bundeskanzlerin: "Wir Wermelskirchener stehen an der Seite unserer engsten europäischen Nachbarn, den französischen Freunden. Unsere Gedanken richten sich an die Bürger unserer Partnerstadt Loches, an Menschen, die uns Jahr für Jahr aufnehmen, uns zugetan sind, uns zu Freunden gemacht haben." Man stehe mit ihnen gegen jede Form der Gewalt. Der Gewaltakt richte sich gegen die europäische Zivilisation, gegen unsere Freiheit und unsere Demokratie, gegen unsere Lebensweise und die Prinzipien unserer Kultur und unseres Gemeinwesens.

Als erste und gemeinsame Aufgabe werde es gesehen, so heißt es in dem Aufruf weiter, zusammenzustehen, jenen entgegenzutreten, die den Gewaltakt zum Anlass nehmen wollen, Unfrieden zu stiften, Hass und Konflikte säen zu wollen. "Wir lassen uns von unserer Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit durch keinen Terror abbringen."

Man sei auch froh, dass Menschen, die vor Terror und Elend aus Krisengebieten im Bergischen gestrandet seien, sich an der Schweigeminute beteiligten. Und dass sich Menschen muslimischen Glaubens mit dem Schlagwort "Not in my name" erklärten, dass der Angriff nicht im Namen ihres Glaubens erfolgt sei.

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Terror in Paris: Pressestimmen

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Foto: qvist /Shutterstock.com/Retusche RPO

Nach der Gedenkfeier trafen sich alle im Katt-Bistro. Dort sei überlegt worden, wie man mit den Impulsen, entstanden aus der Schweigeminute vor dem Rathaus, weiter umgehen werde, erzählte Horn auf Anfrage. Er sagte, dass es gut sei zu sehen, dass sich Bürger überhaupt zu Wort gemeldet hätten. "Bei dem Anschlag auf Charlie Hebdo passierte in Wermelskirchen nichts. In Remscheid fanden sich am Samstag etwa 100 Leute ein. In Relation war die Aktion in Wermelskirchen mit etwa 40 Leuten schon gut."

(RP)
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