Wermelskirchen Sinnhafter Unsinn von Johann König

Wermelskirchen · Der Comedian aus Soest begeisterte sein Publikum im großen Saal der Katt mit seinem aktuellen Programm "Milchbrötchenrechnung".

 Johann König gastierte mit seinem aktuellen Programm "Milchbrötchenrechnung" jetzt in der Kattwinkelschen Fabrik.

Johann König gastierte mit seinem aktuellen Programm "Milchbrötchenrechnung" jetzt in der Kattwinkelschen Fabrik.

Foto: Boris Breuer/Katt

Die erste Erkenntnis dieses launigen Abends ist: Johann König sieht auf die Entfernung irgendwie wie ein schmalerer Christoph Waltz aus. Aber mehr als optische Gemeinsamkeiten gibt es nicht mit dem österreichischen Oscar-Gewinner. Denn würde Waltz in seinen Filmen auch nur ansatzweise das nervöse und verpeilte Auftreten des Königs aus Soest an den Tag legen, wäre er wohl die längste Zeit Tarantinos Lieblingseuropäer gewesen. König wiederum macht genau das aus. Natürlich auch bei seinem neuen Programm "Milchbrötchenrechnung", das er am Donnerstagabend vor vollem Haus im großen Saal der Kattwinkelschen Fabrik einem extrem gut gelaunten Publikum präsentiert.

Dabei macht er sich zunächst Freunde in der Stadt: "Wermelskirchen zu unterschätzen, das ist ein riesen Fehler! Die sind da nicht so, wie man landläufig meint. Die sind sicher noch dazu richtig intelligent", meint er im fiktiven Zwiegespräch vor dem Auftritt. Und versucht gleich, den entsprechenden Beweis zu bringen: "Da kann man nicht mit Kalauern kommen, in der Art von: 'Schatz, ich fänd's schön, wenn du geil wärst. - Ja, und ich fänd's geil, wenn du schön wärst.' Oder: 'Kommt ein Buckliger zum Bäcker und sagt: Ich hätte gern ein Brot. Darauf der Bäcker: Schlucken Sie doch erst das alte mal runter!'" Weil er nun aber dem Wermelskirchener Publikum sehr wohl damit kommen kann, im Gegenteil sogar richtig viel Applaus dafür bekommt, macht er sich direkt eine Notiz: "Doch, das funktioniert sogar sehr gut in Wermelskirchen."

Ansonsten geht es eher, nun, global zu, im Programm des Johann König. Wobei der Globus auf der Bühne schon eher das König-eigene Dasein ist. Dreieinhalb Monate war er etwa zu Hause, ehe es wieder auf Tour ging: "Das war sehr, sehr schön", sagt er darüber, mit einer Mimik und einem Tonfall, die deutlich eine andere Sprache sprechen. Auch, dass er seine Frau dann jeden Tag gesehen hat, war "sehr, sehr schön".

Wenn er dann doch den Blick weiter schweifen lässt, dann wird es sogar politisch. "Ich habe faire Fonds abgeschlossen. Da werden Firmen unterstützt, die Streubomben so produzieren, dass sie in einem fairen Winkel auf die Erde aufschlagen", erzählt König aus seinen Bankgeschäften und fügt knochentrocken an: "Dann hat man auf dem Boden wenigstens eine faire Chance." Schön ist auch sein "knopfgesteuertes Abspielgerät", das mit TKKG- oder Bibi-Blocksberg-Dialogen oder gänzlich verrückten Zeitansagen wie "Es ist 21.63 Uhr" zu glänzen weiß. Das mag alles, oberflächlich betrachtet, nicht viel Sinn ergeben - im Kontext eines Auftritts von Johann König ist es aber nun einmal gerade der Unsinn, der den Abend sinn-haftig werden lässt. Im Sinne von äußerst unterhaltsam.

(wow)
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