Andreas Otto Sparen ist keine Frage des Einkommens

Wermelskirchen · Vom Sparstrumpf zum Fonds: Andreas Otto, Vorstand der Volksbank Remscheid-Solingen, erklärt im Interview mit unserer Redaktion, wie sich das Sparen verändert hat und warum es sich immer noch lohnt, Geld auf der hohen Kante zu haben.

 Andreas Otto

Andreas Otto

Foto: volksbank

Am morgigen Freitag ist Weltspartag. Macht denn Sparen in Zeiten quasi nicht vorhandener Zinsen überhaupt noch Sinn?

Otto Ja. Aber man muss heute anders sparen als früher, um Vermögen aufzubauen. Das tun die Deutschen übrigens auch nach wie vor: Die Sparquote ist mit 9,7 Prozent nahezu konstant zu den Vorjahren.

Zu Uromas Zeiten gab's den Sparstrumpf, in unserer Kindheit Spardose und Sparbuch - und heute...?

Otto Heute setzen moderne Sparer auf chancenreichere Geldanlagen wie Wertpapiere und Fonds. Mit einem Fondssparplan kann sich Sparen auf lange Sicht lohnen. Denn das Sparen beispielsweise in Aktien oder Mischfonds bietet Renditechancen deutlich über dem, was verzinsliche Anlagen liefern.

Und wer kontinuierlich und langfristig in einen Fonds spart, streut das Risiko im Vergleich zu einem direkten Aktieninvestment durch die Investition in viele verschiedene Wertpapiere.

Aber ein gewisses Risiko bleibt?

Otto Wer in Aktien investiert, hat immer ein höheres Risiko. Aber es ist zurzeit die einzige Chance, eine Rendite zu erzielen, die über der Inflationsrate liegt. Und wir müssen davon ausgehen, dass sich am Niedrigzinsniveau in absehbarer Zeit wenig ändert.

Viele Normalsparer haben Scheu vor der Investition in Wertpapiere - das erscheint ihnen zu unsicher, zu kompliziert, nicht geeignet für den Durchschnittsmenschen. Wie können Sie diese Barrieren abbauen?

Otto Hier in Deutschland ist tatsächlich ein Umdenken nötig. In den USA ist es üblich, dass auch Normalsparer in Wertpapiere investieren. Bei uns muss sich zudem die Erkenntnis noch vertiefen, dass Vermögensaufbau durch Sparen immer langfristig, also auf mindestens fünf Jahre, angelegt ist. Aber hier können wir in der individuellen Beratung mit Zahlen überzeugen. Wer dabei auf breit angelegte Fonds, nicht alles auf Einzelaktien setzt, hat in der Regel eine geringere Rendite, kann aber sein Anlagerisiko minimieren.

Marktbeobachtung, den richtigen Fonds auswählen, Risiko streuen - genau das lässt den Bereich Wertpapiere für Normalsparer so kompliziert erscheinen. Muss er sich selbst darum kümmern?

Otto Eben nicht. Das leistet die Bank bzw. das Fondsmanagement. Die haben das Know-how und die Erfahrung. Der Sparer muss sich über seine Risikobereitschaft und die Laufzeit Gedanken machen, sein Bankberater sucht dann mit ihm zusammen die passende Anlage heraus.

Sie sagen: Jeder kann sparen. Ist die Anlage in Wertpapieren denn auch für Menschen mit geringem Einkommen geeignet?

Otto Sparen mit Fonds ist keine Frage des Einkommens. Fondssparpläne sind schon ab 25 Euro im Monat möglich. Darüber hinaus gibt es noch weitere Sparformen, die alleine durch die staatliche Zulage Rendite bringen wie beispielsweise die Riester-Rente. Auch die vermögenswirksamen Leistungen, bei denen der Arbeitgeber den Zuschuss gibt, belohnen den Sparer. Wichtig ist doch auch, darüber nachzudenken, wofür ich spare. Auch dazu kann der Weltspartag Anstoß geben.

Und wofür sparen wir?

Otto Zum einen sparen wir natürlich, um uns Wünsche zu erfüllen - eine schöne Reise, ein neuer Fernseher, ein Fest. Zum anderen ist das Sparen für eine gute Altersvorsorge unerlässlich. Jeder von uns möchte im Alter gut leben, und um sich das zu ermöglichen, muss er frühzeitig mit dem Sparen anfangen, nicht erst mit 50 oder 60. Die Zielgruppe des Weltspartags sind ja eigentlich die Kinder. Die kamen früher mit prall gefülltem Sparschwein und wurden belohnt.

Wie erklären Sie Kindern heute das Thema Sparen, denen können Sie ja schlecht mit einem Fondssparplan kommen?

Otto Unabhängig davon, ob ich für mein Erspartes noch Zinsen obendrauf bekomme, hat Sparen ja einen eigenen Inhalt: Materielle Wünsche kann ich mir nur erfüllen, wenn ich daran arbeite oder Geld dafür beiseitelege. Sinn des Sparens ist es zunächst, mir Dinge in der Zukunft leisten zu können, und nicht, Zinsen zu bekommen. Und das kann ich auch schon Kindern vermitteln. Sie können also am Weltspartag bzw. in der Weltsparwoche weiterhin mit ihrem gefüllten Sparschwein zu uns kommen und bekommen ein kleines Geschenk als Anerkennung für ihre Anstrengungen.

(RP)
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