Wermelskirchen Stadt baut "Wohnzellen" und Reihenhäuser

Wermelskirchen · Anfang 2018 muss die Stadt Wohnraum für 72 Flüchtlinge schaffen, da ansonsten kein Wohnraum mehr zur Verfügung steht. Die Kosten werden durch die Landeszuweisung fast gedeckt. Gebaut wird auf städtischen Grundstücken.

Stadt baut "Wohnzellen" und Reihenhäuser
6 Bilder

Stadt baut "Wohnzellen" und Reihenhäuser

6 Bilder
Foto: "Luftbild 2013 Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW ©

Die Stadt Wermelskirchen geht jetzt davon aus, dass sie jährlich 180 zugewiesene Flüchtlinge mit Wohnraum versorgen muss. Mit dieser Zahl der Bezirksregierung Arnsberg, die für die Zuweisung zuständig ist, hat die Stadtverwaltung ämterübergreifend ein Konzept zur Unterbringung entwickelt. Für 2017 ist der vorhandene Wohnraum ausreichend; ab 2018 indes muss zusätzlicher Platz geschaffen werden. Dazu werden auf städtischen Grundstücken, verteilt im Stadtgebiet, "Wohnzellen" errichtet; in einem zweiten Schritt soll aber für Wohnraum ab 2019 in klassischer Wohnungsbauform von Reihenhäusern errichtet werden. Und zwar von Investoren. Finden sich nicht genügend, gibt es den Plan B: Dann baut die Stadt selbst. Ein Überblick:

Wohnraum 2017 Die Stadt rechnet mit einer monatlichen Zuweisung von 15 Flüchtlingen. Thomas-Mann-Straße (zwölf Personen) und das Polizeigebäude (40) beherbergen einen Teil; durch Ankäufe und Anmietung erhält die Stadt so viel Wohnraum, dass keine Neubauaktivitäten 2017 erforderlich sind.

Wohnraum 2018 Durch den Abriss von Gebäuden rund um den Loches-Platz kommt ein zusätzlicher Bedarf von 62 Personen hinzu, so dass Wohnraum für 242 Personen geschaffen werden muss. 70 Personen kommen in gemieteten Wohnungen unter, etwa 100 anerkannte Flüchtlinge müssen sich auf dem Wohnungsmarkt eigene Wohnungen suchen. So ergibt sich ein Bedarf für 72 Personen - hier plant die Stadt, sogenannte Wohnzellen zu errichten - sie haben Platz für jeweils zwei Personen, jeweils vier Personen teilen sich Küche und Sanitärräume. Sie können später als Wohnung (55 Quadratmeter) vermietet oder als Einfamilienhaus, da zweistöckig geplant, mit 125 Quadratmeter verkauft werden.

Drei Grundstücke hat die Stadt vorgesehen: Asterweg (zwei Häuser für 16 Personen), der heutige Parkplatz am DTV-Vereinsheim, Kenkhausen (vier Häuser mit 32 Personen) sowie Eckringhausen (drei Häuser für 24 Personen). Dieser Wohnraum gilt als refinanzierbar und kann damit dauerhaft und nachhaltig genutzt werden. Projektleiter Jürgen Scholz: "Das ist eine wichtige Grundlage des Konzeptes."

Polizeigebäude Das ehemalige Polizeigebäude wird ab Februar mit 60 Personen, ab Juni nur noch mit 40 Personen belegt. Dies soll aber keine Dauerlösung sein. Schuldnerberatung und VHS suchen neue Räume. Deshalb plant die Stadtverwaltung parallel zur Errichtung der Wohnzellen, Ersatzwohnraum für diese 40 Personen zu schaffen. Dafür sollen jeweils Wohnzellengebäude auf dem Bolzplatz Belten (drei Gebäude für 24 Personen) und Eichholzer Straße (zwei Gebäude für 16 Personen) errichtet werden. Bezugsfertig sollen alle Wohnzellen im März 2018 sein.

Mit diesem neuen Wohnraum kommt Wermelskirchen aber nicht aus. Deshalb plant die Stadt, Investoren städtische Flächen anzubieten, die mit Reihenhäusern bebaut werden sollen. Sollten sich keine Investoren finden, baut die Stadt selbst. 15 Häuser für insgesamt 120 Personen werden gebaut, jeweils fünf in den Neubaugebieten Jahnstraße, Hilfringhauser Straße (an der Bushaltestelle) und in Pohlhausen (hinter dem Kindergarten).

Als Reserve ab 2019 sieht die Stadt die Neubaumaßnahme Wiesenweg (zwölf Personen) und Bähringhausen, wo der Gemeinnützige Bauverein einen Wohnkomplex für 40 Personen plant. Vom Tisch ist das Mietangebot eines Investors zur Bebauung des Parkplatzes in Dhünn. Diese temporäre Wohnanlage sei nicht wirtschaftlich, hieß es gestern bei der Vorstellung des Konzeptes. Außerdem sei der Bedarf nicht mehr vorhanden.

Kosten Die Kosten für den Bau der dauerhaften Wohnzellen (Asterweg, Kenkhausen, Eckringhausen) werden mit mindestens 1,9 Millionen Euro beziffert, der Bau auf dem Bolzplatz und an der Eichholzer Straße kosten eine Million Euro. Der Reihenhausbau wird etwa 3,9 Millionen Euro kosten. Laut Kämmerer Bernd Hibst bekommt die Stadt für jeden Flüchtling 10.400 Euro jährlich vom Land; wenn alle Kosten (Unterbringung, Personal, Sozialleistungen) abgerechnet sind, kommt die Stadt auf einen jährlichen Saldo von 39 Euro je Flüchtling. Hibst: "Der Betrag ist gerade auskömmlich."

Sind damit junge Familien die Verlierer, die günstig Grundstücke suchen? Nein, betonte der Kämmerer. "Es gibt noch viele Alternativen. Wir entziehen hier keine Flächen, sondern sorgen mit nachhaltiger Strategie für eine Umnutzung. Wir schaffen Wohnraum." Die Politik muss dieses Konzept beschließen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort