Wermelskirchen Stadt investiert 8,5 Mio. für Flüchtlinge

Wermelskirchen · Mit 600 Flüchtlingen wird 2016 gerechnet. Dafür muss Wohnraum geschaffen werden. An der Hilfringhauser Straße werden Häuser gebaut, am Freibad Dhünn und auf dem Sportplatz Tente könnten Containerdörfer entstehen.

Hinter dieser Bushaltestelle an der Hilfringhauser Straße werden im nächsten Jahr auf städtischem Grundstück mit Blick ins Eifgental Sozialwohnungen errichtet. Etwa 100 Flüchtlinge sollen dort untergebracht werden.

Hinter dieser Bushaltestelle an der Hilfringhauser Straße werden im nächsten Jahr auf städtischem Grundstück mit Blick ins Eifgental Sozialwohnungen errichtet. Etwa 100 Flüchtlinge sollen dort untergebracht werden.

Foto: Nico Hertgen

Der Ältestenrat der Stadt Wermelskirchen hat, im Vorgriff auf die abschließende Entscheidung des Stadtrates, den Weg frei gemacht für den Bau von Häusern und Wohncontainer-Dörfern zur Unterbringung von Flüchtlingen. Darüber informierten gestern Morgen gemeinsam Bürgermeister Rainer Bleek und die Fraktionsvertreter im Ältestenrat. Die jetzige Pläne sehen Investitionen in Höhe von rund 8,5 Millionen Euro vor, um vier Häuser an der Hilfringhauser Straße sowie möglicherweise zwei Containerdörfer auf dem Parkplatz am Freibad Dhünn und auf dem Sportplatz Tente zu bauen. Zusammen würden etwa 288 Menschen dauerhaft menschenwürdig untergebracht. Finanziert werden soll dies über die Erhöhung der Kreditlinie.

Auf Basis der prognostizierten Flüchtlingszahlen hat das technischer Dezernat mit den Planungen begonnen. Denn mit dem Ende der Erstaufnahmeeinrichtungen in Wermelskirchen Ende Februar 2016 müsse mit verstärkter Regelzuweisung gerechnet werden, hieß es gestern. Für 50 bis 60 Menschen im Moment müsse für eine dauerhafte Unterbringung gesorgt werden. Derzeit überprüft die Stadt etwa 54 Standorte für sozialen Wohnungsbau, 40 sind in der engeren Wahl. Das Ziel sei, die Sporthallen so schnell wie möglich den Vereinen wieder zur Verfügung zu stellen.

Ausländerzentrum Thomas-Mann-Straße Dort steht das italienische Zentrum leer. 15 Personen sollen untergebracht werden; möglicherweise wird ein Anbau errichtet für 30 weitere Personen.

Das Gemeindehaus Sonne soll jetzt vorrangig genutzt werden.

Wohnungsbau Hilfringhauser Straße Dort werden auf städtischem Grund vier Einzelhäuser in Geschossbauweise errichtet. Platz geschaffen wird für 100 Menschen; je Person 14 Quadratmeter Fläche. Die Kosten: 3,64 Millionen Euro. Es gibt dort Baurecht. Offen ist, ob die Stadt selbst plant und baut oder der Auftrag an einen Investor gegeben wird. Aus der Politik kam eher der Wunsch nach einer Investorlösung. Für dieses Projekt gibt es grünes Licht vom Ältestenrat, so dass vielleicht im Frühjahr mit den Arbeiten begonnen werden könnte.

Containerdörfer als Pufferlösung Kleine Dörfer sollen in Leichtbauweise errichtet werden. Derzeitige Standortüberlegung: Freibad Dhünn und Sportplatz Tente. In Dhünn könnten 64, in Tente 120 Personen untergebracht werden. Die Kosten: Dhünn 1,7 Millionen Euro, Tente 3,2 Millionen Euro. Der Nachteil dieser Standorte: Es gibt kein dauerhaftes Baurecht, weil die Flächen im Außenbereich liegen. Nach drei Jahren müssten die Dörfer abgerissen oder versetzt werden. Der Technische Beigeordnete Dr. André Prusa sieht dies aus Kostengründen als "kritisch" an, "aber wir müssen die Menschen unterbringen". Deswegen wird noch nach Alternativstandorten für die Dörfer gesucht. Baubeginn wäre frühestens im Spätsommer. Prusa: "Letztlich suchen wir planrechtliche gesicherte Standorte."

Sportplatz Schwanen Überlegt wird, dort eine Event- oder Sporthalle als Traglufthalle auf dem Kleinspielfeld zu errichten. Momentan wird der Bedarf aber als gering eingeschätzt, da sich die Vereine anders orientiert hätten. Die Kosten: eine jährliche Miete von 117.000 Euro plus einmalige Tief- und Hochbaukosten von 222.000 Euro. Sollte es dabei bleiben, dass Vereine keinen Bedarf anmelden, könnte diese Fläche auch als Reserve für Containerdörfer genutzt werden.

Deutlich wurde, dass noch viele Unwägbarkeiten vorhanden sind. Die Belegung von zwei Sportplätzen sei, so sagte Jochen Bilstein (SPD), noch nicht abschließend. Auch Sozialdezernent Jürgen Graef sagte, es gebe keine klaren Zuweisungsregeln - "wir stochern im Nebel".

Finanzierung Kämmerer Bernd Hibst hat seinen gestern Abend vorgestellten Haushaltsentwurf 2016 auf diese Vorhaben aktuell abgestimmt. Hilfringhauser Straße sowie ein zweiter, noch nicht festgelegter Standort für ein gleiches Bauprojekt wurden mit jeweils 3,5 Millionen Euro auf zwei Jahre eingeplant; ebenso der temporäre Standort Dhünn. Hibst spricht von einer "gesellschaftlichen Aufgabe, die schlicht und einfach bewältigt werden" müsse: "Wir bemühen uns um eine wirtschaftliche Lösung und um eine menschenwürdige Unterbringung." Die Investitionen werden durch eine zusätzliche Kreditaufnahme ermöglicht. Die Aufsichtsbehörde hat dies bereits genehmigt.

(RP)
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