Wermelskirchen Stadt soll mehr junge Menschen in der Innenstadt erreichen

Wermelskirchen · Erster Sozialbericht des Kreises zeigt auf, dass junge Leute langfristig bei alltäglichen Herausforderungen unterstützt werden müssen.

In Wermelskirchen-Innenstadt gibt es viele junge Menschen bis 27 Jahren mit besonderem Unterstützungsbedarf unter Berücksichtigung von Zuwanderungsgeschichten. Ihnen soll eine Verbesserung der Angebote geboten werden, die ohne oder nur mit geringen Voraussetzungen wahrgenommen werden können. Diese Handlungsempfehlung enthält der erste Sozialbericht für den Rheinisch-Bergischen Kreis, der jüngst vorgestellt wurde. Das 99-seitige Werk gibt einen Überblick darüber, wo es im Kreis den Bürgern aktuell gut geht und wo es noch besondere Lebenssituationen oder Herausforderungen in verschiedenen sozialpolitischen Bereichen gibt, heißt darin. Ziel sei es, die Menschen langfristig bei ihren alltäglichen Herausforderungen zu unterstützen und Angebote sowie Leistungen zu optimieren.

Im Vergleich zu anderen Wohnplätzen der Sozialplanung (WPS) des Kreises gehört Wermelskirchen-Innenstadt zur Gruppe der neun WPS, die besonders stark vom Kreismittelwert abweichen. Der Bericht führt aus: In Wemelskirchens Innenstadt leben (Stand: 24. Februar 2016) 15.169 Einwohner auf einer Fläche von 5,55 Quadratkilometern. Etwas über ein Viertel der Bevölkerung ist mindestens 65 Jahre alt. Die Ursache hängt zusammen mit dem hohen Angebot an Pflegeeinrichtungen und den vielen hochpreisigen, barrierefreien Neubauten. Eine der Folgen: deutlicher Fachkräftemangel im Bereich der Pflege. Es gibt wenig finanzierbaren Wohnraum für sozial Schwächere. Der hohe Anteil Neuzugewanderter verschärft die Konkurrenz um günstigen Wohnraum. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung besaßen rund zwölf Prozent der Einwohner nicht die deutsche Staatsbürgerschaft, etwa zwei Prozent waren Flüchtlinge. Der Anteil der Flüchtlingskinder an der minderjährigen Bevölkerung ist überdurchschnittlich hoch, weil viele Flüchtlingsfamilien Mehrkindfamilien sind.

Eine große Herausforderung für das Jobcenter ist die Integration der Zugewanderten. Hier arbeitet bereits das Jobcenter mit verschiedenen ehrenamtlichen Initiativen und der Stadtverwaltung bei der Integration insbesondere der ausländischen Jugendlichen gut zusammen. Das ist wichtig, denn fast jedes zweite nicht-deutsche Kind unter 15 Jahren in der Innenstadt lebt in einer SGB-II-Bedarfsgemeinschaft (mehrere Personen leben im gleichen Haushalt, der Grundsicherung bezieht).

Eine gute Nachricht ist, dass die Anteile an Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfen für Jugendliche unter 21 Jahren nicht auffällig hoch sind.

Für Kinder und Jugendliche gibt es wenig niederschwellige Angebote im Freizeit- und Bildungsbereich. Bei den vorhandenen Angeboten handelt es sich zudem nur um "Komm-Strukturen": Es werden überwiegend nur diejenigen erreicht, die sich gezielt informieren und die Angebote aufsuchen. Es sind zwar über die Innenstadt verteilt weitere informelle Treffpunkte junger Menschen entstanden, aber sie können oder wollen von herkömmlichen Institutionen nicht erreicht werden. Es stehen lediglich die Katt und der Skaterverein Rollrausch im Freizeit- und Bildungsbereich zur Verfügung. Deshalb sollen mehr Angebote für junge Menschen in Wermelskirchens Innenstadt einen aufsuchenden Charakter (sie treten an Kinder und Jugendliche heran) in der offenen Kinder- und Jugendarbeit haben und der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen und Alltagsstrukturierung dienen. Diese können etwa mit Einrichtungen kooperieren, die viele Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern erreichen, zum Beispiel Kitas oder Schulen, und dort präventiv wirken.

Christiane Beyer kümmert sich bei der Stadt Wermelskirchen schwerpunktmäßig um die Themen Inklusion, demografischer Wandel und Quartiersentwicklung. Sie wird im Bericht als Prozessleitung genannt und erläuterte unserer Redaktion, wie es jetzt weitergeht: "Die auf Kreisebene erstellten Handlungsempfehlungen des Berichts werden der Politik vorgestellt. Danach werden die Handlungsempfehlungen in der Sozialkonferenz beraten. Das dürfte nach den Sommerferien geschehen."

(bege)
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