Musikalisch Bunt und humorvoll, aber auch gesellschaftskritisch

Wermelskirchen · Die Bühne ist leer und dunkel. Das Zwitschern von Vögeln ist zu hören. Aus dem Off fragt eine Stimme: "Sein oder nicht Sein?" Mit der Antwort "Sein" geht langsam das Licht an, Musik beginnt zu spielen, und schließlich klettert Schauspielerin Gifty Wiafe zur Überraschung des Publikums aus einem auf der Bühne stehenden Behältnis.

 Die Schauspielerin Gifty Wiafe sorgte mit ihrem Stück "Das liegt im Blut?" für viele nachdenkliche Momente in der Katt.

Die Schauspielerin Gifty Wiafe sorgte mit ihrem Stück "Das liegt im Blut?" für viele nachdenkliche Momente in der Katt.

Foto: Schütz

Die Bühne ist leer und dunkel. Das Zwitschern von Vögeln ist zu hören. Aus dem Off fragt eine Stimme: "Sein oder nicht Sein?" Mit der Antwort "Sein" geht langsam das Licht an, Musik beginnt zu spielen, und schließlich klettert Schauspielerin Gifty Wiafe zur Überraschung des Publikums aus einem auf der Bühne stehenden Behältnis.

Mit dieser "Geburtsszene" begann am Montagabend in der Kattwinkelschen Fabrik das Theaterstück "Das liegt im Blut?", aufgeführt von der ghanaisch-deutschen Künstlerplattform "Sisimbom" und produziert von "Cactus Junges Theater".

90 Minuten lang bekamen die etwa 150 Zuschauer, die am Tag der Deutschen Einheit den Weg in die Katt gefunden hatten, ein buntes, humorvolles und auch politisches und gesellschaftskritisches Programm zu sehen.

Zum einen trug die einzige Darstellerin Gifty Wiafe dabei schlagfertige Texte vor, zum anderen wusste sie durch eine Vielzahl musikalischer und tänzerischer Darbietungen zu überzeugen. Als roter Faden zog sich ein Rückblick der 22-Jährigen auf ihr bisheriges Leben durch die Vorstellung. So erzählte die Schauspielerin etwa von ihrer Kindheit und Schulzeit in Ghana und von den bürokratischen Hürden bei der Einreise nach Deutschland im Alter von 15 Jahren.

Immer wieder ging es auch um Vorurteile, kulturelle Unterschiede und das Verhältnis zwischen Deutschland und Ghana. Schon der Titel des Stückes spielt auf ein in Deutschland beliebtes Klischee an: Nämlich, dass den Menschen in Afrika Musik und Tanz praktisch "im Blut liegen" würden. In Wahrheit steckt hinter jeder tänzerischen Darbietung jedoch vor allem harte Arbeit, wie Wiafe in einer Fragerunde im Anschluss an die Veranstaltung deutlich machte.

Und das Ergebnis der Arbeit konnte sich sehen lassen: So trug Wiafe an mehreren Instrumenten (Flöte, Trommeln) kurze Stücke vor und hatte zudem noch flotte Gesangs- und Tanznummern im Repertoire.

Eine Besonderheit des Stückes waren die fließenden Übergänge zwischen eher humorvollen Anekdoten und scharfer Kritik an der herrschenden Ungerechtigkeit zwischen Europa und Afrika.

So blieb dem Publikum das Lachen mehrmals im Halse stecken - etwa, als Wiafe das Problem des illegalen, europäischen Elektroschrottes in Ghana ansprach und sich symbolisch beim Publikum und bei den Europäern für den "Wohlstandsmüll, der unsere Kinderarbeit sichert" bedankte. Dem Publikum den Spiegel vorzuhalten, ihm das eigene, "typisch deutsche" Verhalten aus einer ungewohnten, manchmal schönen und manchmal schmerzhaften Perspektive zu zeigen - dieses Anliegen kam während der Darbietung immer wieder zum Vorschein.

Am Ende gab zurecht eine Menge Applaus für Gifty Wiafe und auch für Regisseurin Barbara Kemmler, Choreograf Frank Sam und Bühnenbildner Henry Nyadiah. Diese waren am Ende noch auf die Bühne gekommen, um sich vorzustellen und den Abend durch eine Fragerunde mit dem Publikum abzurunden.

FREDERIK OEHL

(fre)
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