Gottes Bodenpersonal Mittagsmeditation in der Kirche

Wermelskirchen · Mitten auf dem Wochenmarkt am Lochesplatz steht am ersten Freitag im Monat ein großes Schild. Im Trubel des Alltags, zwischen Einkäufen und Mittagspause lädt die Katholische Kirchengemeinde zum "Abschalten" ein. Es sind vom Marktplatz und den beiden Einkaufsstraßen nur ein paar Schritte bis zum Kirchplatz und der katholischen Kirche St. Michael. Und genau hier soll einmal im Monat am Freitagmittag Trubel und Alltag vor der Tür bleiben.

 Einladung zum "Abschalten": Kirchenmusiker Marcus Richter und Bärbel Feuereis gestalten eine Mittagsmeditation während der Marktzeit.

Einladung zum "Abschalten": Kirchenmusiker Marcus Richter und Bärbel Feuereis gestalten eine Mittagsmeditation während der Marktzeit.

Foto: Theresa Demski

"Wir wünschen uns, dass die Menschen ihre Einkaufstaschen und ihre schweren Gedanken für einen Augenblick ablegen können", sagt Bärbel Feuereis. Genau wie Nicola Brinkmann unterstützt sie Kirchenmusiker Marcus Richter bei dem Projekt "Abschalten".

An jedem ersten Freitag im Monat wollen sie 20 Minuten lang eine Oase anbieten, einen Ort zum Luftholen - so wie am kommenden Freitag. Mit dem Glockenschlag um 11.30 Uhr beginnt die kleine Mittagsmeditation. Orgelmusik und kleine Texte wechseln sich ab. Und zwischendurch gibt es Zeit, um still zu werden. "Das kann etwas sehr Bewegendes haben, wenn Menschen gemeinsam schweigen", sagt Marcus Richter. Ruhe, aber auch Impulse bietet das Team an. Biblische Texte und kurze Geschichten aus dem Leben werden vorgelesen. "Wer mag, der kann dann Zuhause weiterdenken", sagt Bärbel Feuereis. Oft würden die Teilnehmer aber auch feststellen, dass ihnen die 20 ruhigen Minuten am Freitagvormittag einfach gut tun.

"Es gibt Menschen in der Stadt, die zwar an Gott glauben, aber keinen Kontakt mehr zur Kirche haben", sagt der Kirchenmusiker. Ihnen galt ursprünglich das niederschwellige Angebot am Freitagmittag. Keine Liturgie, keine Verse und Gebete, die sie kennen müssten, um mitmachen zu können. "Freitagsmittags muss man nichts wissen, nichts können, darf ganz passiv sein und einfach Platz nehmen", sagt Marcus Richter.

Ausdrücklich sind Menschen aller Konfessionen eingeladen, Fragende, Zweifelnde und Suchende. Und tatsächlich nehmen das Angebot auch Menschen an, die bisher keine Verbindung zur Gemeinde hatten. Manche fragen anschließend nach den Texten, die die Ehrenamtlichen vortragen. Andere nehmen einfach in der Bank Platz und kommen zur Ruhe.

Am kommenden Freitag werden Marcus Richter, Bärbel Feuereis und Nicola Brinkmann wieder das Schild auf den Marktplatz stellen. Um kurz nach elf werden sie die schweren Kirchtüren in Sankt Michael aufschließen, dann die Kerzen vor dem Altar anzünden, die die Menschen einladen sollen, Platz zu nehmen. Und dann werden sie warten - auf Besucher, die auf der Suche sind nach einem Augenblick der Ruhe im stressigen Alltag.

Mit dem Glockenschlag beginnt die Mittagsmeditation, 20 Minuten später endet sie mit nachdenklichen Orgelklängen.

(resa)
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