Blickpunkt Wirtschaft WiW unterstützt Studie zur Arbeitsbelastung

Wermelskirchen · Geregelte Arbeitszeiten? Urlaubsgeld? Weihnachtsgeld? Fünf-Tage Woche mit 38 Stunden? Für die meisten Arbeitnehmer eine Selbstverständlichkeit. Für viele Selbstständige unvorstellbar. Die 38 Stunden haben viele schon am Mittwoch erreicht, und selbst die Wochenenden sind nicht immer frei. "Kein Mitleid, nur Verständnis", beschreibt ein Einzelhändler die Situation und erzählt, dass er wegen drei verlängerten Wochenenden als Jahresurlaub auf Unverständnis seiner Kunden gestoßen ist.

 Thorsten Thomas

Thorsten Thomas

Foto: A.HAMMER-FREISTIL

Stress und zu hohe Arbeitsbelastung machen krank. Für den Bereich der Selbstständigen von kleinen und mittleren Betrieben gibt es fast keine Untersuchungen. Thorsten Thomas, stellvertretender Vorstand der Stadtsparkasse, arbeitet derzeit an seiner Masterarbeit zum Thema "Auswirkungen der Arbeitsbelastung von Geschäftsinhabern und Geschäftsführern". "Diese Arbeit hat nichts mit meiner Tätigkeit in der Sparkasse zu tun", betont Thomas im Pressegespräch. "Durch die Selbstständigkeit meiner Eltern ist mir das Thema gut bekannt."

Der Kooperation mit der Bergischen Universität hat sich nun auch der Marketingverein WiW angeschlossen. "Gut 80 Prozent unserer Mitglieder sind selbstständig", sagt Dankmar Stolz, selbstständiger Ingenieur und Vorsitzender der WiW. "Die Arbeitsbelastung wird nicht real wahrgenommen. Es nicht zu schaffen, wird als Schwäche angesehen", sagt er. "Erfolg ist die Belohnung. Nur was passiert, wenn der Erfolg ausbleibt?"

In einer Online-Befragung sollen Erkenntnisse gesammelt werden, die in einer Studie im Frühjahr 2017 vorgestellt werden. "Wir werden die Selbstständigen per E-Mail anschreiben und sie um ihre Mitarbeit bitten", sagt Stolz. "Die Befragung ist absolut anonym und das Ausfüllen dauert nur zehn bis 15 Minuten", versichert Lena Kieseler, die als Arbeitspsychologin an der Studie für die Universität mitarbeitet. "Die Probleme sind meist bekannt, aber ein Austausch fehlt. Optimal wären als Ziel Gespräche, Beratungen und gemeinsame Lösungen."

Während für angestellte Mitarbeiter alles gesetzlich geregelt ist, genießen Selbstständige vermeintlich viel Autonomie. Sie können selbst planen, durchführen und bestimmen. Doch diese Freiheit ist nicht grenzenlos. Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten setzen Grenzen, und auch der Familie gerecht zu werden, ist nicht immer einfach. Einen gesunden Mittelweg zu finden und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, wäre gut. Die Ergebnisse der geplanten Studie können dabei helfen.

(wsb)
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