Wermelskirchen Stephanus-Gemeinde baut Kosovo-Hilfe aus

Wermelskirchen · Die evangelische Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus möchte Paten finden, die Menschen in Notlagen im Kosovo gezielt helfen.

 Die Diakoniestation Kosovo belieferte eine Familie mit Holz.

Die Diakoniestation Kosovo belieferte eine Familie mit Holz.

Foto: Baumgarten

Die ersten Kontakte der Stephanus-Gemeinde in den Kosovo und der Beginn der Hilfe begann 2013. Die Gemeinde engagierte sich stark für die Familie Duda, die nach Deutschland geflüchtet war und über ein Jahrzehnt in Wermelskirchen lebte. Der Familienvater Mehmet Duda wurde schließlich im November 2013 abgeschoben. Die Mutter mit zwei Kindern erhielt Bleiberecht.

 Die alleinerziehende Mutter lebt mit ihren drei Kindern in beengten Verhältnisse. Feuchte Wände und Schimmel - so eine Wohnung stellte die Stadtverwaltung der Familie zur Verfügung. Die alleinerziehende Mutter lebt mit ihren drei Kindern in beengten Verhältnisse. Feuchte Wände und Schimmel - so eine Wohnung stellte die Stadtverwaltung der Familie zur Verfügung.

Die alleinerziehende Mutter lebt mit ihren drei Kindern in beengten Verhältnisse. Feuchte Wände und Schimmel - so eine Wohnung stellte die Stadtverwaltung der Familie zur Verfügung. Die alleinerziehende Mutter lebt mit ihren drei Kindern in beengten Verhältnisse. Feuchte Wände und Schimmel - so eine Wohnung stellte die Stadtverwaltung der Familie zur Verfügung.

Foto: Bernd Baumgarten

"Diese Geschichte steht nun endlich vor einem guten Ende", berichtet Dorothea Hoffrogge, Vorsitzende des Presbyteriums. "Mehmet Duda darf zu seiner Familie nach Deutschland zurückkommen."

Unterstützt wird auch die Diakoniestation im Kosovo, die von Bernd Baumgarten geleitet wird. "Gerade die Volksgruppe der Roma hat keine Chancen", sagt Hoffrogge. "Keine Ausbildung, keine Arbeit, keine Versicherung, keine Perspektive." Hier wird die Diakonie aktiv mit Kindergarten, Ausbildungsplätzen, Werkstätten und Betreuung von Behinderten. "Die Nachrichten sind schon schlimm. Die Situation vor Ort zu erleben, ist erschütternd."

Diese Eindrücke erlebte auch eine Jugendgruppe, die 2016 das Land besuchte. Ronja Könemund, 17-jährige Schülerin am Gymnasium, schrieb nach dem Kosovo-Besuch in einen Text: "Habe ich verloren, wenn ich Zahnschmerzen habe, nachdem der Arzt mir meine Karies entfernt hat oder habe ich verloren, wenn ich kein Geld habe, zum Zahnarzt zu gehen?" "Wir müssen da etwas tun, wir müssen da helfen", war die Meinung der Jugendlichen und auch: "Wir wollen da wieder hin."

Die gesammelten Spenden der Gemeinde in Neuenhaus wurden 2016 durch den Kirchenkreis Lennep verdoppelt, und auch die Landeskirche gab einen Zuschuss. "Neben den normalen Spenden möchten wir aber auch ein Patensystem aufbauen", sagt Hoffrogge. "Ganz gezielt soll Menschen in einer bestimmten Notlage geholfen werden, bei Arztbesuchen, bei der Beschaffung von Medikamenten oder für einen Kindergartenplatz." Der Gedanke der Patenschaften sei durch die Jugendlichen der Jugendbegegnung an die Gemeinde herangetragen worden, sagt Hoffrogge. "Sie haben die Schwierigkeiten gesehen, unter denen viele Menschen leben."

Begonnen hat das Projekt bereit mit der Finanzierung eines Kindergartenplatzes. Hoffrogge: "Mit einem Kindergartenplatz bei der Diakonie Kosovo hat ein Kind die Chance auf Bildung. Zudem erhält es mittags im Kindergarten eine selbst gekochte Mahlzeit." Ziel der Diakonie sei auch, Menschen bei der Berufsausbildung zu helfen. "Mit einer guten Ausbildung und einem Zeugnis haben sie Chancen, auf dem Arbeitsmarkt einen Platz zu finden oder sich selbstständig zu machen", weiß Hoffrogge.

Mit einer Patenschaft von 30 bis 100 Euro pro Monat könne man schon viel bewirken. "Es können sich ja auch mehrere Personen zu einer Patenschaft zusammen finden", sagt Hoffrogge. "Dieses kleine Land ist nicht irgendwo ganz weit weg, sondern nur eineinhalb Flugstunden entfernt."

In seiner jüngsten Mail hat Baumgarten einen Fall beschrieben, der selbst ihn aufgewühlt habe. Er berichtet von einer alleinerziehenden Mutter mit drei Kindern. Als Flüchtling war sie in Deutschland noch mit ihrem Ehemann und litt stark unter häuslicher Gewalt. Ihr Mann wurde wegen der häuslichen Gewalt früher als die Mutter abgeschoben. Am Tag ihrer Rückkehr, berichtet Baumgarten, musste sie mit Polizeischutz in ein Frauenhaus gebracht werden, denn der Mann droht ihr mit dem Tod und war auch dort schon polizeibekannt. Die zuständige Stadtverwaltung vermittelte ihr eine Wohnung, die in einem katastrophalen Zustand sei. "In Deutschland wäre so eine Wohnung nicht bewohnbar", berichtete Baumgarten. Die Diakoniestation half Dezember mit Ofen, Brennholz und Lebensmittelpaket.

Abschließend schreibt er: "Wir hatten eine Helferkonferenz mit Psychiaterin, Hausarzt und Psychologin. Herausgekommen ist, dass Schwerkranke oder Schwerstpflegebedürftige zu Hause gepflegt werden müssen und dann sehr bald sterben, weil keine adäquate medizinische Versorgung möglich ist."

(wsb)
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