Motorradlärm in Wermelskirchen "Streckensperrungen sind Armutszeugnis"

Wermelskirchen · Bernd Luchtenberg, Vorsitzender des größten Motorrad-Landesverbands, kritisiert den Umgang mit Bikern in der Diskussion um Motorradlärm. Gleichzeitig stellt der Wermelskirchener aber fest: "Ja, Motorräder könnten leiser sein."

 Bernd Luchtenberg auf seiner Maschine: Der 63-Jährige nimmt neben den einzelnen Fahrern vor allem Behörden und Hersteller in die Pflicht. Er möchte das Bergische Land als kleines Motorrad-Eldorado nicht verlieren.

Bernd Luchtenberg auf seiner Maschine: Der 63-Jährige nimmt neben den einzelnen Fahrern vor allem Behörden und Hersteller in die Pflicht. Er möchte das Bergische Land als kleines Motorrad-Eldorado nicht verlieren.

Foto: MOLL (archiv)

Des einen Freud, des anderen Leid: Während sich die über vier Millionen Motorradfahrer Deutschlands über Ausflüge in schöne Regionen mit abwechslungsreichen Strecken freuen, sind die Anwohner vielerorts nur noch genervt. "Ja, Motorräder könnten leiser sein. Die Menschen haben das Recht, sich zu beschweren", sagt Bernd Luchtenberg, Vorsitzender des Motorrad-Landesverbandes Rhein-Ruhr im Gespräch mit unserer Redaktion.

Diese Beschwerden über Motorradlärm dürfen aber nicht zur Diskriminierung einer ganzen Gruppe führen. "Man kann die Motorradfahrer als Minderheit nicht einfach grundsätzlich von den Straßen verbannen", stellt der Wermelskirchener klar. Um dem "Ärgernis Motorradlärm" Herr zu werden, nimmt der 63-Jährige neben den einzelnen Fahrern vor allem Behörden und Hersteller in die Pflicht.

Luchtenberg verfolgt die Diskussion um das Thema Motorradlärm als direkt Betroffener intensiv. Er wünscht sich eine Versachlichung des Themas. "Besonders seitens der Anwohner habe ich schon viele polemische Äußerungen gehört. Es wäre gut, wenn weniger Emotionen im Spiel wären und sich die Gruppen aufeinander zu bewegen würden", sagt Luchtenberg. Er beobachte derzeit ein "gefährliches Hochschaukeln", das dringend beendet werden müsse. Die Motorradfahrer in der Gesamtheit seien nämlich nicht das eigentliche Problem. "Wie überall gibt es schwarze Schafe. Die gilt es herauszufiltern", fordert Luchtenberg.

Das Lärmproblem entstehe nicht grundsätzlich durch vorbeifahrende Motorräder, sondern durch das Verhalten Einzelner: "Unnötiges Beschleunigen in besiedelten Gebieten oder das mehrfache Fahren bestimmter Strecke verursachen Lärmbelästigung." Deshalb sollten die Biker auf ihr Verhalten achten: "Ihr sägt an dem Ast, auf dem ihr sitzt."

Neben dem Appell an die Kradfahrer nimmt Luchtenberg vor allem die Behörden in die Pflicht. "Die Polizei muss sich die Mühe machen, die schwarzen Schafe aus dem Weg zu räumen", fordert er. Ihm ist bewusst, dass die Ressourcen begrenzt sind. Man könne aber nicht den vermeintlich "einfachen Weg" in Betracht ziehen und Verbote für alle aussprechen. "Streckensperrungen sind ein Armutszeugnis. Man muss als Behörde den Aufwand betreiben, die Sünder aus dem Verkehr zu ziehen, anstatt eine ganze Gruppe mit Streckensperrungen zu diskriminieren", findet Luchtenberg. Diese seien umso kritischer zu sehen, da eine Strecke - ein Mal gesperrt - kaum eine Chance habe, wieder frei zugänglich gemacht zu werden. Luchtenberg: "So wie die seit Jahrzehnten gesperrte K18 am Freibad Dabringhausen."

Ähnlich steht Luchtenberg auch zur Entwicklung am Biker-Treff an der Bever. Für diesen wurde vor kurzem die Sondernutzungsgenehmigung für den seit Jahren dort stehenden Imbisswagen aufgehoben. "Das ist schade. Ich fahre gerne daher und habe noch keine unerträglichen Zustände gesehen. Die Motorradfahrer müssen sich auch an Punkten treffen dürfen", meint Luchtenberg.

Der 63-Jährige gibt zudem zu Bedenken, dass Motorräder bauartbedingt lauter sind als Autos und dies per Gesetz auch sein dürfen. "Im Vergleich zu Pkw hat man viel weniger Platz, um Schall zu isolieren", erklärt er. Trotzdem appelliert Luchtenberg an die Hersteller, die Möglichkeiten nicht auszureizen und damit Konflikte nicht weiter zu schüren. "Wir als Verband wollen keine unnötig lauten Motorräder." Er hofft, dass die Industrie leisere Maschinen entwickelt - "ansonsten machen sich Hersteller selbst den Markt kaputt".

Zum Start der Motorradsaison wünscht sich der Wermelskirchener eine Beruhigung der Diskussion und eine Zusammenarbeit der Gruppen. "Jeder Motorradfahrer, der begreift, dass die Landstraße keine Rennstrecke ist, sollte bei uns im Bergischen weiter willkommen sein", sagt er. "Es wäre sehr schade, wenn wir unser kleines Motorrad-Eldorado hier verlieren würden."

(kron)
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