Wermelskirchen Stress vermeiden an Weihnachten

Wermelskirchen · Wie wollen wir Weihnachten feiern? Dies ist die wichtigste Frage, die sich Familien stellen sollten. Wer sie rechtzeitig klärt, für den gebe es keine enttäuschten Erwartungen, sagt Familientherapeutin Birgit Ludwig-Schieffers.

So geht es unserer Gesundheit an Weihnachten
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Foto: dpa, Michael Reichel

Man kann es lieben, man kann es hassen, Fakt aber ist: Weihnachten steht unmittelbar vor der Tür. Obwohl die Feiertage gerne als das Fest der Liebe bezeichnet werden, bedeuten sie für zahlreiche Menschen hingegen bloß puren Stress. Das muss nicht so sein, meint Birgit Ludwig-Schieffers von der Psychologischen Beratungsstelle. "Ganz wichtig ist nur, dass sich die ganze Familie schon im Vorfeld überlegt: Wie wollen wir Weihnachten feiern?", sagt sie. Es seien meistens enttäuschte Erwartungen, die das Fest ruinieren würden.

Die besten Tipps gegen den Weihnachtsstress
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Foto: AP

Egal, wie die Deutschen Weihnachten feiern, ob pompös oder schlicht, mit vielen Geschenken oder ganz ohne, sie alle haben eins gemeinsam: Die Familien kommen zusammen und verbringen die Feiertage gemeinsam unter einem Dach. Um das zu überstehen, sollten sie bereits im Vorfeld eine ungünstige Ausgangslage vermeiden. "Wenn die so aussieht, dass alle nur zusammenhocken, kann es nicht gut gehen", sagt Ludwig-Schieffers. Diese Enge an den Festtagen sei schließlich meist niemand gewohnt. "Darum ist es sehr wichtig, dass jeder eigene Freiräume behält." Und die Möglichkeit hat, sich zurückziehen zu können. Falsch sei die Erwartung, dass am Fest der Liebe alles harmonisch laufen muss.

Die Familientherapeutin rät, feste Zeiten zu vereinbaren, an denen die Familie sich gemeinsam trifft, wie etwa zum Essen. Bis dahin sollte jeder tun dürfen, was er möchte. "Es ist auch in Ordnung, wenn das Kind an Weihnachten zwischendurch seine Freunde treffen möchte", meint sie. Als Ausgleich könne es beispielsweise bei der Essensvorbereitung helfen. "Denn warum sollte das immer nur die Mutter alleine machen?"

Zehn Tipps für ein harmonisches Weihnachten
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Foto: shutterstock/ Pressmaster

Als ganz wichtigen Punkt zur Vermeidung von emotionalem Stress an Weihnachten nennt Ludwig-Schieffers Rituale. "Alte Muster dürfen verlassen werden", meint sie. "Man darf auch anders feiern, als das etwa die Gesellschaft vorgibt." Im Klartext bedeutet das: Die Familie sollte sich nicht nur deswegen etwa nachmittags zu Kaffee und Kuchen treffen, weil "man das eben so macht", sondern darf ihr Fest so gestalten, wie es zu den Mitgliedern passt. "Statt steif herum zu sitzen, kann es schön sein, wenn man gemeinsam Bilder beispielsweise vom letzten Urlaub oder der Familienfeier anguckt", sagt die Therapeutin.

Auch ein gemeinsam geplantes Programm könnte vor zu langem Leerlauf schützen; Spazierengehen etwa oder Gesellschaftsspiele. "Wichtig ist nur, dass nicht jeder für sich voraussetzt, wie Weihnachten gefeiert werden sollte, sondern die anderen fragt, wie sie sich die Feiertage vorstellen."

Darüber sollten gerade junge Paare sprechen, die ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest feiern. "Jeder hat verschiedene Erfahrungen und Rituale aus der eigenen Familie", erklärt die Therapeutin. Nun hätten die beiden die Möglichkeit, sich daraus ein eigenes Fest zu machen. Familien, die bereits Kinder haben, sollten ihren Nachwuchs wiederum zwischen all dem Trubel nicht vergessen. "Auch sie stehen unter Anspannung", gibt Ludwig-Schieffers zu bedenken und rät, die Geschenke vor dem Essen zu verteilen. "Damit sie dafür noch aufnahmefähig sind."

An Weihnachten sei der Wunsch der Menschen nach einer heilen Familie besonders groß. Aber: "Wenn es den Rest des Jahres kriselt, komprimiert sich das über die Feiertage bloß noch", meint die Therapeutin. Wer Konflikte vermeiden will, sollte sich bei Diskussionen, die in der Familie eventuell häufiger geführt werden, ausnahmsweise mit seinen Kommentaren zurückhalten und stattdessen zuhören. Hilft aber auch das nicht mehr: "Einfach mal auf den Balkon oder in den Garten gehen und tief durchatmen", rät Ludwig-Schieffers. "Der Abstand hilft."

(RP)
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