Traditionsberufe Stuckateur Stuck braucht die Liebe zum Detail

Wermelskirchen · In unserer Serie stellen wir Handwerksberufe vor, die es schon lange in Wermelskirchen gibt. Heute: Stuckateur Patrik Thost. Er hat das Stuckhandwerk von der Pike auf erlernt. Seine Leidenschaft dafür ist auch nach fast 40 Jahren nicht erloschen.

 Patrik Thost liebt die Arbeit mit Gips und Zement. Der Stuckateur lässt durch seine Arbeiten Häuser wieder schön und lebendig werden.

Patrik Thost liebt die Arbeit mit Gips und Zement. Der Stuckateur lässt durch seine Arbeiten Häuser wieder schön und lebendig werden.

Foto: Michael Schütz

Wermelskirchen Putzer, Maurer oder Maler wollte Patrik Thost niemals werden. Etwas Besonderes sollte sein künftiger Beruf sein. 1980 begann er eine Lehre zum Stuckateur. Bis heute hat er diese Entscheidung nicht bereut. Von der Pike auf hat er das Stuckhandwerk erlernt. Seine Leidenschaft für die Arbeit mit Gips und Zement ist auch nach fast 40 Jahren nicht erloschen. Durch seine Arbeiten lässt er Häuser wieder schön und lebendig werden.

"Stuck braucht keiner, man macht es, weil es so schön ist", sagt der 53-jährige und lacht. Seine Kundschaft kommt aus ganz Europa. Viele Aufträge erhält er nur durch Mundpropaganda. Es spricht sich eben herum, wenn einer gut und zuverlässig ist. Zehn Jahre arbeitete Thost in mehreren Betrieben als Geselle, bis er 1992 in Arnsberg die Meisterschule absolvierte. Seit 1996 ist er mit seinem "Stuck-Atelier" selbstständig. Den Standort Wermelskirchen wählte er 2010 aufgrund der Nähe zu seinem Wohnhaus. In einer ehemaligen Metzgerei an der Grüne Straße 4 richtete er seine Werkstatt auf 280 Quadratmetern ein. Dort entstehen Stuckarbeiten aller Art - natürlich ausschließlich in Handarbeit. "Ich verwende für den Innenbereich nur feinsten Alabaster-Modellgips", erklärt Thost. Dieses Material lässt seine Arbeiten besonders glatt werden.

Der große "Zugtisch", auf dem die Herstellung der Profile erfolgt, misst 10,50 Meter. An den gekachelten Wänden hängen verschiedene Sägen. "Die benötige ich, um das fertige Profil in 1,50 Meter große Stücke zu teilen." Rund 45 Minuten hat der Stuckateur Zeit, bis der Gips hart ist und seine Arbeit perfekt beendet sein muss. "Ob jemand mit Gips umgehen kann, erkenne ich schon daran, wie er den Gips einstreut." Trotz seiner langjährigen Berufserfahrung bildet Thost nicht aus. "In unserem Handwerk gibt es oft keinen geregelten Feierabend, das ist mit Auszubildenden problematisch", sagt er.

Heute arbeitet Thost mit einem Partner und drei bis vier selbstständigen Mitarbeitern zusammen. Seine Frau übernimmt die Buchhaltung. Als sein Sohn 13 Jahre alt war, half er gerne mit in der Werkstatt. "Manche seiner modellierten Stücke hätte man ausstellen können", erinnert sich Thost und schmunzelt. "Mit 16 hatte er jedoch keine Lust mehr." Trotzdem drängte er ihn nicht in den Betrieb. "Wer weiß, vielleicht kommt irgendwann mal einer nach seiner Lehre, der hier hineinpasst."

Thost arbeitet häufig mit Denkmalschützern zusammen. Wenn er zu einem Objekt gerufen wird, findet zuerst eine Bestandsaufnahme statt. Oftmals müssen alte Farbreste entfernt und Stuckdecken freigelegt werden. Danach kommt der künstlerische Teil seiner Tätigkeit. "Man überlegt, wie man etwas nachbilden kann", erklärt Thost. Muster werden abgenommen, um fehlende Stuck-elemente zu rekonstruieren. Die Restaurierung alter Villen und Jugendstilhäuser im Außen- und Innenbereich zählt genauso zu seinen Aufgaben wie das Herstellen moderner Stuckarbeiten. "Wir sind nicht im Jugendstil steckengeblieben, auch wir gehen mit der Zeit." Trotzdem ist der Jugendstil seine Lieblingsstilrichtung. "Mich fasziniert das Filigrane." Stolz zeigt er Rosetten, die mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurden. Die Formen dafür fertigt er aus Silikon an.

Zu seinen Werkzeugen zählen Spachtel, Modellier-, Stuck-, Schneid- und Fugeneisen. Einige davon stammen noch aus seiner Lehrzeit und sind aus geschmiedetem Stahl gearbeitet. "So etwas gibt es heute nicht mehr, das hat schon echten Nostalgiewert", sagt der Kunsthandwerker. In seiner Werkstatt hält er viele Musterprofile, Eckgesimse und Rosetten bereit, damit sich die Kunden einen Eindruck verschaffen können. Stuck ist etwas sehr Individuelles. Neben dem handwerklichen Geschick benötigt man ein Gefühl für künstlerische Gestaltung, damit die Stuckarbeiten auch mit den räumlichen Gegebenheiten harmonisieren. "Viele haben keine Ahnung wie so etwas bei ihnen aussieht." Für dieses Problem hat der Stuckateurmeister eine Lösung. "Ich lade den Kunden zu mir nach Hause ein, wir wohnen praktisch in einer Ausstellung."

(RP)
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