Wermelskirchen Sympathie-Besuch bei der Lebenshilfe

Wermelskirchen · Vertreter der Hückeswagener Firma Klingelnberg ließen sich durch die Räume der Behindertenwerkstatt der Lebenshilfe führen. Von der Professionalität des Betriebs waren sie begeistert. Eine Zusammenarbeit ist denkbar.

 Thomas Göbbels (v.l.), Nicole Betz, Axel Pulm (Geschäftsführer Lebenshilfe) und Peter Betz schauen zu, wie Kevin (22, vorne) in der Werkstatt der Lebenshilfe Blenden für Elektrogeräte ausstanzt.

Thomas Göbbels (v.l.), Nicole Betz, Axel Pulm (Geschäftsführer Lebenshilfe) und Peter Betz schauen zu, wie Kevin (22, vorne) in der Werkstatt der Lebenshilfe Blenden für Elektrogeräte ausstanzt.

Foto: bm-fOTO. jÜRGEN mOLL

Im Mai dieses Jahres besuchten Mitarbeiter der Lebenshilfe und Menschen mit Behinderung die Firma Klingelnberg in Hückeswagen. Auf Initiative von Nicole Betz, Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Rhein-Wupper e.V., gab es einen Blick hinter die Kulissen des bekannten Industrieunternehmens. Nun erfolgte der Gegenbesuch; und die Vertreter von Klingelnberg zeigten sich beeindruckt. "Ich hatte offenbar eine völlig falsche Vorstellung von einer Behindertenwerkstatt", sagte Ralf Schöneweiß, Leiter der Service-Abteilung bei Klingelberg. "Davon, wie das hier aussieht und wie hier gearbeitet wird, kann sich manch ein ,normaler' Betrieb eine Scheibe abschneiden."

Der Rundgang zeigt saubere und exakt durchorganisierte Produktionsabläufe, die Wege sind mit gelben Streifen markiert, die Fluchtwege frei und selbst ein Hubwagen hat einen festen Parkplatz. "75 Prozent der Mitarbeiter können nicht oder zumindest nicht sicher lesen", sagte Martin Plug, Leiter im Sozialen Dienst. Deshalb helfen Farbtafeln oder Symbole. Das hat sich bewährt, und die Organisation gewährt den behinderten Menschen eine übersichtliche und verständliche Struktur. "Dabei wird nicht alles von oben bestimmt", sagte Produktionsleiter Ralf Schröder. "Wir führen viele Gruppengespräche, damit alle die Abläufe verstehen."

Die Werkstatt der Lebenshilfe dient schon lange nicht mehr als reine Beschäftigung von behinderten Menschen. Sie ist ein richtiger Produktionsbetrieb und seit 1997 durch ein Qualitätsmanagement-System zertifiziert. Viele namhafte Firmen zählen zu den Kunden, und da muss Qualität, Lieferzeit und Preis stimmen. "Alle Beschäftigten werden nach ihrer Leistungsfähigkeit eingesetzt", erklärte Plug. "Auch wer wenig kann, kann das Wenige gut und zuverlässig machen und ist so ein wertvolles Mitglied in der Produktionskette." Es gilt das "Toyota-Prinzip", dass sich immer weiterentwickelt, sich verändert und zum Hauptziel hat, Verschwendung in jeglicher Form zu vermeiden.

"Verbesserungen dienen nicht dazu, Menschen zu entlassen, sondern die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen", sagte Axel Pulm, Geschäftsführer der Lebenshilfe. "Wir haben auch schon mal einen Auftrag nach China verloren", sagte Produktionsleiter Schröder. "Die Produkte sind dann aber zur Prüfung an uns zurückgekommen."

Der Sympathie-Besuch könnte Folgen haben. "Wir nehmen diese positiven Eindrücke mit und werden sie mit den zuständigen Stellen diskutieren", sagte Dennis Weiche, Personalleiter bei Klingelnberg. Denkbar wären Praktika in Hückeswagen, und vielleicht kommt es demnächst zu einer richtig guten Zusammenarbeit. Der Grundstein dazu wurde beim Besuch gelegt.

(wsb)
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