Wermelskirchen Tafel möchte Pavillons aufstellen

Wermelskirchen · Zehn Jahre Tafel Wermelskirchen - aus dem Provisorium ist längst ein Dauerzustand geworden. Der Verein hat sich arrangiert mit maroden Bauteilen. Der neueste Plan: zusätzliche Pavillons.

 Zwischen Tafel-Gebäude und Dresslerschen Fabrik (dort ist ein Möbellager untergebracht) könnten Pavillons aufgestellt werden.

Zwischen Tafel-Gebäude und Dresslerschen Fabrik (dort ist ein Möbellager untergebracht) könnten Pavillons aufgestellt werden.

Foto: Udo Teifel

Gewusel in der Tafel: Obst und Gemüse werden in die Regale sortiert; Brot und Brötchen verpackt. Der Fahrer liefert immer neue Körbe mit Lebensmitteln an. Zeit für einen Kaffee ist knapp. Denn bald kommen die Wermelskirchener Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht und die auf die zusätzlichen Lebensmittelspenden der Tafel angewiesen sind.

Für die beiden Vorstandsmitglieder Brigitte Krips und Helga Hecht-Nowotnick seit zehn Jahren ein gewohntes Bild. Nur: Dass immer mehr Menschen diese zusätzliche Hilfe in Anspruch nehmen. Die ehemalige Asylunterkunft neben der Feuer- und Rettungswache ist mit ihren 250 Quadratmetern längst zu klein. "Es sollte ja nur als Provisorium herhalten", erinnert Krips. Inzwischen wurde vieles saniert und erneuert, unter anderem die Heizung. Dennoch ist das Gebäude marode. "Wir möchten gerne vier Pavillons aufstellen, die wir kostenfrei bekommen. Dann könnten wir den maroden Teil schließen."

Die Suche nach einem neuen Standort ist nicht abgeschlossen - obwohl der jetzige ideal ist. Der Bürgermeister brachte während der Mobilen Redaktion der Bergischen Morgenpost das Ausländerzentrum als mögliche Alternative ins Gespräch - Souterrain und erste Etage werden angeboten. Die Fläche sei aber zu klein: "Wir haben noch nicht abgesagt, aber die Fläche ist keine Alternative. Wir halten es nicht für umsetzbar. Zumal wöchentlich 2,5 bis drei Tonnen Lebensmittel von den ehrenamtlichen Helfern bewegt werden müssen", sagten Krips und Hecht-Nowotnick.

Die beiden Frauen sind seit der Gründung dabei und haben mit Enne Maus eine Schirmherrin, die sich aktiv einbringt. "Es ist eine angenehme, intensive Zusammenarbeit", erzählt Krips. Sie erinnert an Hans-Otto Löhmer, der einst mit seinem Engagement den Anstoß gab. "Wir hatten bei der Caritas mal eine kleine Brotausgabe, aber dann wurde das Angebot auf neue Füße gestellt." 30 Gründungsmitglieder gab es im Mai 2007, die erste Ausgabe erfolgte ein Jahr später. Bis dahin wurden der Pavillon saniert, das Konzept aufgestellt. "Als wir zum ersten Mal das Gebäude betraten, lebte dort noch ein Asylbewerber", erinnert sich Hecht.

Mit vielen Aktionen wurden Spendengelder gesammelt - zum Beispiel die "1 Teil mehr"-Einkaufsaktion in Supermärkten oder die Rewe-Pfandspendebox, die noch heute monatlich durchschnittlich 400 Euro bringt. Nicht zu vergessen die Weihnachtspackaktion: 2007 wurden erstmals 233 Pakete gefüllt, aktuell waren es 400. Improvisation war immer angesagt - anfangs wurden die Lebensmittel in Privatwagen abgeholt, inzwischen gibt es einen Kühlwagen.

Viel Arbeit wurde in das Provisorium gesteckt, zuletzt wurde das Gebäude durch eine Kraft, die gemeinnützige Arbeit leistet, von außen gereinigt. Platz gibt es kaum noch - "wir haben alle Ecken belegt", sagt Krips. Sie setzt jetzt als Übergang auf die Pavillons, die genau vor das Gebäude passen - und hofft damit auf eine temporäre Entlastung. "Ich habe das jetzt dem Beigeordneten vorgestellt. Ich wünsche mir, dass Verwaltung und Politik uns da unterstützen."

Mittelfristig sieht sie zum Beispiel nach dem Neubau der Sekundarschule in dem heutigen Hauptschulgebäude eine mögliche Nachnutzung für die Tafel - "die Lage wäre ideal". Ihre Vision geht aberviel weiter: ein soziales Zentrum. Dort könnten Hilfsangebote gebündelt werden - von der Tafel über den offenen Mittagstisch, dem Möbellager, der Kleiderkammer, den Beratungsangeboten und zum Beispiel dem Waschsalon von "Willkommen in Wermelskirchen".

(RP)
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