Wermelskirchen Texte auf hohem Niveau beim Poetry Slam im Bistro der Katt

Wermelskirchen · Alle zwei Monate gibt es knallharten Wettstreit im Bistro der Katt: Beim Poetry Slam treten Texter, Schreiber, Dichter und alle, die es werden wollen oder schon sind, gegeneinander an. Am Sonntag stellten sich vier Männer im geschätzten Alter um die 30 der Wahl des Publikums: Einer nannte sich sinnigerweise "Nichtganzdichter", die anderen positionierten sich mit ihrem richtigen Namen auf dem Trampolin vor dem Mikrofon. Und - alle Achtung - auch Emil Bosse, Eric Jansen und Robert Targan kämpften mit geschliffenen Texten, zündenden Gags oder tiefsinnigen Sätzen um die Gunst der Besucher. Keiner kam aus Wermelskirchen. Jeder der Vier musste in drei Vorrunden jeweils einen anderen, selbst geschriebenen Text präsentieren. Mit und ohne Manuskript, ganz, wie er es wollte. "Bei obszönen oder gewaltverherrlichenden und extremen Texten breche ich die Präsentation gnadenlos ab", sagte Moderator Oscar Malinowski am Rande. Aber das sei bisher noch nie vorgekommen. Immerhin bestehe dieser Poetry Slam im Bistro sechs Jahre. Ansonsten seien den Texten keine Grenzen gesetzt. Sie können lustig, tiefgründig, aber auch politisch, lyrisch oder purer Nonsens sein. Mitmachen darf jeder, das Alter ist egal. Die Redezeit ist begrenzt. Sie dauert "gefühlte sechs Minuten", sagte Malinowski. Nach jedem Vortrag bewertet jeder Besucher mittels Stimmzettel Text und Präsentation. Die niedrigste Punktzahl war 12, die höchste 52. Am Ende zählt der Moderator die drei Punktzahlen eines Teilnehmers zusammen. Wer die meisten Punkte erhält, gewinnt. Diesmal stand Eric Jansen aus Aachen auf dem Siegertreppchen. Er gewann eine Flasche Sekt, einen "Pokal" in Form eines "Z" für "Zeilensprung" und die Teilnahme am Saisonfinale am 10. Juni im Katt-Bistro. Jansen punktete mit einer sehr anschaulichen, absurden Beschreibung der Endzeitstimmung auf dem Duisburger Bahnhof nach dem Ausfall aller Züge, seinem verzweifelten Frust als Bauingenieur und Bauleiter und über den urkomischen Sinn und Unsinn von Traditionen.

Offensichtlich liebt das Publikum Präsentationen ähnlich eines Stand-up-Comedy-Kurzvortrages, die Lacher am laufenden Band produzieren. Da hatte Emil Bosse aus Mühlheim keine Chancen. Obwohl er seine messerscharf formulierten Texte über "Die Summe unserer Teile zwischen Lieferheld und Netflix", moderne Männlichkeit und "Die neuen Spießer" gestenreich und ohne Manuskript in den Raum schleuderte, zündeten seine durchaus vorhandenen Gags mit Verspätung. "Rebellion 2.0 beginnt im Kleinen", sagte Nichtganzdichter.

(bege)
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