Wermelskirchen Tolle Fotos für mehr Toleranz

Wermelskirchen · Ein heiliger Mann schaut den Betrachter mit großen Augen an. Seine Stirn ist weiß bemalt, ein mächtiger weißer Bart kräuselt sich um Lippen, Kinn und Wangen. Der Mann erhebt seine offene Hand zum Gruß. Ihre Innenfläche ist ebenso weiß. Ein Willkommensgruß? Es sieht mehr nach einem visuellen Kontakt aus. Einen ähnlichen visuellen Kontakt kann der Betrachter mit jeder der auf über 50 Fotografien abgelichteten Personen herstellen, die Herbert Richenzhagen in einer umgebauten Scheune in Eckringhausen 16 ausstellt. Der Anlass: Vorige Woche ist der ambitionierte Hobbyfotograf 75 Jahre alt geworden. Seit dem Ende seiner beruflichen Karriere als Hochbauingenieur und Architekt, die ihn für lange Zeit durch die weite Welt geführt hat, widmet er sich nur noch seiner Leidenschaft, der Fotografie.

 Herbert Richenzhagen vor seinen Bildern.

Herbert Richenzhagen vor seinen Bildern.

Foto: Schütz

Die ausgestellten Werke repräsentieren für ihn die beste Porträt-Auswahl aus rund 10.000 Fotos, die er auf drei Reisen durch Indien aufgenommen hat. Und wahrlich - jedes Foto zieht den Betrachter auf eine eigene Art an sich. Etwa das Bild dreier Mädchen, die einen mit Blicken zu verfolgen scheinen - egal, in welche Richtung. Oder der Metzger, der zusammen mit einem Mitarbeiter barfuß auf dem Boden inmitten von Fleischteilen sitzt und ein Lamm zerlegt. "Mich interessierte bei diesen Motiven das Fremdartige, das Bunte und die Exotik", sagt Richenzhagen. "Wie exotisch müssen wir im umgekehrten Fall den Flüchtlingen aus fernen Ländern vorkommen?", sinniert er. Wie befremdlich wäre es etwa für uns, in einer solchen indischen Metzgerei einzukaufen? Und wie sonderbar muss den Flüchtlingen eine deutsche Metzgerei erscheinen? Wie schwer muss es ihnen fallen, einen Arbeitsplatz in Deutschland zu finden?

Mit seinen Fotos fördert der Künstler auf dezente, unaufdringliche Art das Bewusstsein der Besucher für das Fremde und damit Toleranz. Die Fotos sind nicht gestellt. "Ich möchte meine Fotos finden", sagt er. Und dafür biete Indien eine wunderbare Gelegenheit. Die Menschen lassen sich gerne ohne Scheu fotografieren.

Kontakt Besichtigung auf Anfrage. Telefon 02196 97 32 63.

(bege)
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