Wermelskirchen Trennung von Flüchtlingen nur bei Zuweisung möglich

Wermelskirchen · Die Forderung der beiden in Deutschland existierenden Polizeigewerkschaften, Flüchtlinge in Zukunft nach Geschlecht oder nach Religion zu trennen, kann der zuständige Wermelskirchener Sozialdezernent Jürgen Graef nachvollziehen. "Wir als Kommune haben das bei der Erstaufnahme nicht in der Hand. Bei der Zuweisung von Flüchtlingen arbeiten wir aber schon längst nach diesem Prinzip", sagte Graef gestern auf Anfrage unserer Redaktion.

Nach Auseinandersetzungen in Flüchtlingsunterkünften, jüngst erst in Nordhessen, hatten die Polizeigewerkschaften gefordert, Asylsuchende innerhalb der Unterkünfte in unterschiedlichen Bereichen unterzubringen, also besonders die Trennung nach Religion und Geschlecht zu vollziehen.

"Wir haben überhaupt nicht die Kapazitäten, um bei der Erstaufnahme Gruppen zu trennen. Wir können nicht für zehn Gruppen zehn Unterkünfte zur Verfügung stellen." Bei den zentralen Verteilungsstellen der Bezirksregierungen in Köln und Arnsberg müsste diese separate Einquartierungsplanung erfolgen, nicht erst in den Städten.

Auch in der Mehrzweckhalle habe es jüngst schon eine kleine Rangelei zwischen einem Familienvater und Alleinstehenden gegeben. "Da ging's um die Lautstärke. Es war spät, die Kinder sollten schlafen." Mangelnde Disziplin trete da schon mal zutage. "Zwei Drittel der Menschen im Erstaufnahmelager sind alleinstehende Männer, ein Drittel Familien. Wir haben eine alleinstehende Frau." Familien seien beschäftigt, Alleinstehende nicht. "Irgendwann bekommen die einen Lagerkoller. Sie hängen nur rum", sagte Graef. Es gebe inzwischen viel Bereitschaft zur Unterstützung in Dabringhausen. So bemühe sich die Kirchengemeinde um Deutschunterricht. Dies werde alles kurzfristig, aber mit viel Engagement, aus dem Boden gestampft. "Unsere Idee ist, die Dreifachturnhalle durch die vorhandenen Vorhänge zu trennen. Wir prüfen derzeit, ob dann der Brandschutz gesichert ist und ob es noch Zugänge gibt."

Nach 30 Jahren Asylbewerber-Praxis kennt Graef die Probleme. Auch Wermelskirchen habe in den 80er Jahren "kreuz und quer verteilt, weil wir es nicht besser wussten". Das habe "Riesenstress und Streitigkeiten" gegeben. "Wenn sich ein Christ mit einem Muslim die Küche teilt, geht das nicht gut. Das ist auch so bei ethnischen Gruppen, die sich in Heimatländern bekriegen. Die kann man nicht zusammen unterbringen."

Wermelskirchen habe eine strikte Geschlechtertrennung für alleinstehenden Asylbewerber, die nach der Erstaufnahme der Stadt zugewiesen wurden, durchgesetzt - es gibt inzwischen Männer- und Frauen-WG. "Wir halten deshalb am Prinzip der dezentralen Unterbringung so lange wie möglich fest." Ob dies auch in Zukunft - bei prognostizierten 1800 Asylbewerbern in einem Jahr - möglich sein wird, ließ er offen.

(RP)
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