Wermelskirchen TuS-Chef kritisiert höhere Hallengebühr

Wermelskirchen · Wenn Vereine im Jahr 70 000 Euro aufbringen müssten, zahlt der TuS ein Viertel 17 500 Euro. Mitglieder reagieren bereits auf Beitragserhöhungen - sie treten aus. Galonska fragt: Müssen Vereine ihre defizitären Abteilungen schließen?

 Bleiben die Hallen künftig leer, wenn der Kämmerer sich durchsetzt und die im Haushaltssicherungskonzept beschlossene Erhöhung der Hallenbenutzungsgebühren auf 70 000 Euro umsetzt?

Bleiben die Hallen künftig leer, wenn der Kämmerer sich durchsetzt und die im Haushaltssicherungskonzept beschlossene Erhöhung der Hallenbenutzungsgebühren auf 70 000 Euro umsetzt?

Foto: Dörner

Für Norbert Galonska ist der Höhepunkt erreicht. Der Vorsitzende des TuS Wermelskirchen macht die erneute Erhöhung der Hallenbenutzungsgebühren nicht mit. "Die erste Erhöhung hat uns schon gut 100 Mitglieder gekostet. Wie soll das weitergehen?" Ein Viertel der Beiträge müsste, sollte der Stadtrat beschließen, dass die Vereine insgesamt 70 000 Euro jährlich an Gebühren zahlen, der TuS an die Stadt dann zahlen. Das würde dem Verein den Boden unter den Füßen wegziehen. Denn eine weitere Erhöhung der Mitgliedsbeiträge sei nicht mehr drin.

Als der Verein beschloss, moderat die Beiträge um 1,50 Euro (Erwachsene) und 50 Cent (Kinder) monatlich ab 2013 zu erhöhen, setzte die Kündigungswelle ein. "Damit haben wir nicht gerechnet", sagte Galonska im Rückblick. Mit der Erhöhung sollte der Betrag von 7500 Euro finanziert werden, den die Vereine erstmals ab 2013 als Hallenbenutzungsgebühr zahlen. Mit der ersten Austrittswelle verlor der Verein rund 2000 Euro - "da musste der Verein drauflegen".

Jetzt wird im Rat heiß diskutiert, angesichts der Finanzsituation die im Haushaltssicherungskonzept bereits verabschiedete Erhöhung von 30 000 auf 70 000 Euro umzusetzen. "Ich hatte mich damals enthalten", meint SPD-Politiker Galonska. ka. Sein Verein müsste 17500 Euro zahlen - 25,7 Prozent der Mitgliedsbeiträge.

Zudem verliert der TuS zunehmend Kinder, die in der Offenen Ganztagsschule pädagogisch betreut werden. Denn in Tente bietet der TuS jeden Tag zwei Stunden Sport an: Die Kinder können unentgeltlich in die TuS-Stunden kommen. "Warum sollen die Eltern da noch Beiträge zahlen, wenn sie es umsonst kriegen?" Eine Kooperation hat der TuS mit der Kita Tente - dort betreut der Verein zwei Stunden kostenfrei die Kinder. In drei Grundschulen gibt es zudem Handball-AGs. "Wir bekommen zwar diverse Zuschüsse, aber die sind nicht kostendeckend", zeigt Galonska exemplarisch auch für andere Vereine das Engagement des Sports in Wermelskirchen auf. "Über Kursangebote und den Erwachsenenbereich finanzieren wir dies - wie viele andere auch."

Dabei ist 2006 zwischen Politik und Landrat als Stellvertreter der Kommunen der "Pakt des Sports" vereinbart worden. Darin klar definiert: Sport ist Pflichtaufgabe der Gemeinde, und zwar zu "sozialverträglichen Bedingungen" bei einer "kostenverträglichen Nutzung der Sportstätten". "Ein Viertel der Mitgliedsbeiträge für Hallenbenutzungsgebühren einzusetzen, ist nicht kostenverträglich", sagt Galonska. Auch die Zuschüsse an die Vereine seien längst eingestellt worden.

Der Kämmerer sieht die Gebühren als "Lenkungsfunktion". "Im Stadtsportverband gibt es doch längst eine solche Regelung: Wer dreimal hintereinander in seiner Übungsstunde keine zehn Leute hat, verliert die Stunde", sagt Galonska. Das Problem sei eben nur die Kontrolle. "Nimmt man den Kämmerer beim Wort, müssten die Vereine ihre defizitären Bereiche abstoßen - also die Kinderabteilungen schließen. Will das der Kämmerer erreichen?"

1,2 Millionen Euro kostet die Stadt der jährliche Betrieb. "Zwei Drittel der Zeit nehmen die Schulen in Anspruch, ein Drittel die Vereine. Letztlich wären das anteilig 400 000 Euro. Aber was spart der Kämmerer außer Wasser und Strom? Alles andere muss doch weiterlaufen", sagt Galonska.

Wenn er sehe, was in dieser Stadt finanziell alles in den Sand gesetzt worden sei, dann seien die 40 000 Euro, die die Verwaltung gern von den Vereinen zusätzlich haben möchte, verkraftbar. "Das ist die Abrechnung für die Kölner Straße sowie die Kostenexplosion beim Bau der Pestalozzischule." Das Knöllchenschreiben sei wohl gedeckelt, auch über Sauberkeit und Parken könnte einiges erzielt werden. "Und die Wirte zahlen nichts für Außengastronomie. Die Vereine zahlen aber für alle?"

(RP)
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