Wermelskirchen Unfall überschattet Kirchensanierung

Wermelskirchen · Beim Ausbau des tonnenschweren Kirchenportals der katholischen Kirche St. Michael stürzte am Dienstag ein Arbeiter von einer Leiter und verletzte sich schwer. Die Sanierung ist aufwendig, die Kirche bleibt bis September eine Baustelle.

 Der Mitarbeiter der Fachfirma wurde vor Ort von einem Notarzt behandelt und dann mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren.

Der Mitarbeiter der Fachfirma wurde vor Ort von einem Notarzt behandelt und dann mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren.

Foto: Sebastian Radermacher

Ein schwerer Unfall hat am Dienstagvormittag die Sanierungsarbeiten in der katholischen Kirche St. Michael an der Kölner Straße überschattet. Mehrere Mitarbeiter einer Fachfirma waren seit dem Morgen damit beschäftigt, das mehr als eine Tonne schwere Kirchenportal auszubauen, als gegen 10.30 Uhr plötzlich einer der Arbeiter von einer Leiter fiel, auf den Boden stürzte und sich schwer verletzte. Der Mann musste vor Ort notärztlich versorgt werden. Im Anschluss wurde er mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gefahren.

Pfarrer Michael Knab beobachtete vom Kirchenvorplatz aus den Ausbau der jeweils etwa 450 Kilogramm schweren Flügeltüren und des noch einmal knapp 300 Kilogramm schweren Querträgers am Eingang der Kirche. Er stand unter Schock, nachdem er den Unfall mitbekommen hatte. "Das ist sehr schlimm. Hoffentlich geht es dem Mann schnell wieder besser", sagte er. "Für uns ist heute eigentlich ein schöner, weil ganz besonderer Tag. Es ist sehr selten, dass das Kirchenportal ausgebaut wird, es dürfte meines Wissens etwa 65 Jahre alt sein. Leider gab es nun diesen Unfall, der dies überschattet", sagte Knab. Der Unfall blieb in der Innenstadt nicht unbemerkt. Der Verkehr in der Kölner Straße stockte für mehrere Minuten, als Rettungs- und Notarztwagen am Straßenrand hielten, um den Mann zu versorgen. Dadurch konnte der Linienbus seine Fahrt nicht fortsetzen, hinter ihm bildete sich ein Rückstau bis zur Eich.

Die umfangreichen Bauarbeiten in der Kirche gingen nach dem Unfall unterdessen weiter. Das stark sanierungsbedürftige Kirchenportal, zu großen Teilen aus Bronze gefertigt, wurde komplett demontiert. Es wird nun in eine Werkstatt gebracht und dort in den kommenden Wochen komplett restauriert, so dass es nach dem Einbau wieder wie neu aussehen wird. Laut Aussage des Chefs der Fachfirma war es höchste Zeit, dass die Türen erneuert werden - an mehreren Stellen hatte sich Rost gebildet, größere Risse waren nicht zu übersehen. Der Zeitplan sieht nun vor, dass die Arbeiten bis Ende August beendet werden und das Kirchenportal dann wieder in der Kirche eingebaut werden kann. Bis dahin wird ein Provisorium aus Holz das Loch im Eingangsbereich der Kirche schließen.

In der Kirche wird seit knapp vier Wochen fleißig gearbeitet. Den größten Aufwand verursacht zurzeit die Erneuerung der gesamten Heizungsanlage. Laut Knab werden die maroden Kanäle saniert und das Heizsystem verändert, so dass ein anderer Wärmetransport erfolgen kann. Nachdem 2013 Schadstoffe im Heizungskanal festgestellt worden waren, wurde die schadstoffbelastete Dämmung entfernt. Dadurch konnte die Heizung zwar wieder genutzt werden, die Dämmung war aber quasi nicht mehr vorhanden, der Energieverbrauch schoss in die Höhe. Seitdem hoffte der Kirchenvorstand auf das grüne Licht durch das Erzbistum für die Sanierung - die erlösende Nachricht kam Mitte Mai.

Neben der Sanierung der Heizungsanlage werden in der Kirche auch zahlreiche Fliesen erneuert und anschließend der komplette Boden abgeschliffen, wie Franz Josef Sieg, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands, erläutert. Auch die komplette Elektrik wird saniert, ebenso die Begehungsstege im Dachstuhl. Die Arbeiten liegen laut Sieg aktuell voll im Zeitplan, "am 3. September soll alles fertig sein", sagt er. Lediglich die neuen Lampen haben eine deutlich längere Lieferzeit als zunächst gedacht und können womöglich erst im Oktober eingebaut werden.

 Das mehr als eine Tonne schwere Kirchenportal aus Bronze wurde am Dienstag demontiert. Eine Flügeltür wiegt allein schon etwa 450 Kilogramm.

Das mehr als eine Tonne schwere Kirchenportal aus Bronze wurde am Dienstag demontiert. Eine Flügeltür wiegt allein schon etwa 450 Kilogramm.

Foto: Sebastian Radermacher

Die Vorfreude auf die "neue" Kirche ist riesig, wurde aber von dem Unfall am Kirchenportal getrübt. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, war gestern völlig unklar. Knab erfuhr am Nachmittag von den Mitarbeitern, dass der Mann wohl Glück im Unglück hatte und nicht so schwer verletzt sei, wie es zunächst den Anschein machte.

(ser)
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