Wermelskirchen Vereine planen Aktion gegen höhere Hallengebühr

Wermelskirchen · Steht der Vereinssport vor dem Ende? Angesichts dieses Schreckgespenstes formiert sich der Protest.

Die Zahl, die Jürgen Weiher auf der Februar-Sitzung des Sportausschusses nannte, ist alarmierend: Die im Stadtsportverband organisierten Vereine haben in den vergangenen zwei Jahren rund 1000 Mitglieder verloren. Hallenbenutzungsgebühren, Verquickung mit der Offenen Ganztagsschule, das Fehlen von Kunstrasenplätzen sowie Hallen wird von den Vereinen oftmals als Grund genannt. Jetzt scheinen sich die Vereine zu formieren: TuRa-Geschäftsführer Dirk Hohlmann möchte die Vereine zum Protest bewegen. "Unser Ziel ist ein Umdenken in der Stadtverwaltung. Vor Jahren sind die Weichen im Rathaus falsch gestellt worden."

Sozialdemokrat Hohlmann ist seit einem Jahr wieder politisch aktiv. "Ich höre im Sportausschuss immer nur: Das geht nicht, wir sind im Haushaltssicherungskonzept." Er wisse aus seiner früheren Zeit, dass durch Umschichten und Verlagern vieles möglich war. "Man müsste sicher andere Bereich mal vernachlässigen", sagte er, ohne konkret zu werden. Im Klartext: Nun sei der Sport mal an der Reihe, unterstützt zu werden. Die Sportvereine müssten sich solidarisieren und zeigen, wie wichtig Vereinssport für die Gesellschaft sei. "Wir müssen da aber eine kreative Lösung finden", meinte er vorsichtig.

Für viele Sportvereine rechnet er mit weiteren Abmeldungen, wenn die Hallengebühren erhöht würden und wenn Wermelskirchen keine Kunstrasenplätze bekomme. "Ich bin auf Asche großgeworden. Aber die Eltern heute wollen nicht mehr, dass ihre Kinder auf Asche spielen." Sie wechselten einfach die Vereine - auch über die Stadtgrenzen hinaus.

So habe Remscheid seit Jahren die Sportpauschale des Landes (100 000 Euro jährlich) angespart und sukzessive über die Stadt verteilt Kunstrasenplätze angelegt. "Wo ist das Geld in Wermelskirchen geblieben?", fragt Hohlmann kritisch. Er sieht einen zunehmenden Trend, dass fußballbegeisterte Kinder nach Altenberg und Remscheid, insbesondere Bergisch Born, abwanderten. Auch im Schwimmsport sieht es schlecht aus. "Es zeichnet sich ein düsteres Bild ab, dass im Angesicht der Diktatur der leeren Kassen Realität werden könnte." So wäre sein Verein bereit, sich mit 50 000 Euro an einem Platz zu beteiligen. Wenn man einen Finanzierungsplan über 15 bis 20 Jahre aufstelle, sei doch die Realisierung mit einer geringen Belastung möglich, rechnete er vor. "Auf der anderen Seite hat der Verein mit dem Vereinshaus eine Immobilie, deren Wohnungsmiete die Stadt bekommt."

Er warnt davor, dass in der Politik und unter dem Druck des Haushaltssicherungskonzeptes gewachsenen Strukturen, das soziale Miteinander und das ehrenamtliche Engagement nicht berücksichtigt würden. Die Vereine seien sicher bereit, das ihnen Mögliche zur Erhaltung ihrer sportlichen Aktivitäten zu tun. "Wir erwarten aber von der Stadtverwaltung, dass wir Perspektiven aufgezeigt bekommen, die nicht nur den Sparzwang, sondern auch Gestaltungsmöglichkeiten beinhalten." Sein Vorwurf: In anderen, teils höher verschuldeten Städte gehe das, in der Wermelskirchener Verwaltung hingehen scheine der Wille dazu zu fehlen.

Hohlmann hat inzwischen etliche der 29 im Stadtsportverband angeschlossenen Vereine angeschrieben und ihnen sein Anliegen erklärt - erste Solidaritätsbekundungen sind bereits bei ihm angekommen. Er will jetzt noch die Osterferien abwarten und dann, mit Unterstützung weiterer Vereine, den Protest konkretisieren.

(RP)
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