Wermelskirchen VHS sucht dringend Lehrer für ihre Integrationskurse

Wermelskirchen · Jeder Flüchtling mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung ist verpflichtet, Deutsch zu lernen. Die VHS erwartet bis Dezember 500 neue Kursteilnehmer.

Vor zehn Jahren trat ein neues Zuwanderungsgesetz in Kraft. Dieses besagt unter anderem, dass jeder, der in Deutschland eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung bekommt, an einem Integrationskursus teilnehmen muss. Dabei werden die deutsche Sprache, Landeskunde und Geschichte vermittelt. Die Volkshochschule (VHS) Bergisch Land ist für solche Integrationskurse qualifiziert.

Weil momentan immer mehr Flüchtlinge ihren Weg ins Bergische und auch nach Wermelskirchen finden, hat Dr. Ulrike Langholz-Baumgartner zurzeit alle Hände voll zu tun. Bevor nämlich ein Integrationskursus für einen Flüchtling beginnt, kommt die Person zu einem Beratungsgespräch in das Büro der stellvertretenden VHS-Leiterin. Dort testet Langholz-Baumgartner zunächst, ob ihr Gegenüber das Alphabet beherrscht. An Abschreibübungen, die Deutschsprachigen in der Regel einfach fallen, erkennt sie, ob jemand das Alphabet beherrscht. "Manche haben noch nie einen Stift in der Hand gehalten. Ich erkenne, wenn Leute das kleine 'a' noch nie gesehen haben und es deswegen nicht hinschreiben, sondern abmalen", berichtet sie.

Die meisten, die in ihr Büro kommen, sprechen aber etwas Englisch und kennen das Alphabet. Unter den Gästen sind auch Studenten und Professoren. Trotzdem bietet die VHS speziell Kurse für funktionale Analphabeten an.

Nach der Beratung teilt Langholz-Baumgartner die Menschen Integrationskursen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zu: Sie alle beinhalten 300 Einheiten Basissprachkursus, 300 Einheiten Aufbausprachkursus und 60 Einheiten Orientierungskursus. Ziel ist, den sogenannten Deutschtest für Zuwanderer zu bestehen. "Nur an den Einheiten teilzunehmen, reicht nicht. Es ist wie in der Schule: Man muss Hausaufgaben machen und Vokabeln lernen", betont Langholz-Baumgartner. Bis zu fünfmal in der Woche findet Unterricht statt, viele Teilnehmer seien hochmotiviert. "Es ist toll, dass sich so viele Menschen privat für die Flüchtlinge engagieren, aber kaum jemand kann ein intensives Programm leisten."

Selbst der VHS gehen allmählich die Lehrer aus. Die Anforderungen an Lehrkräfte sind hoch, sie wurden aufgrund der hohen Flüchtlingszahl aber bereits etwas gelockert. "Wer das zweite Staatsexamen in Germanistik oder modernen Fremdsprachen hat, soll sich bitte melden", ruft Langholz-Baumgartner auf. In diesem Semester erwartet sie bis zu 500 neue Kursteilnehmer. Sie sollen von Anfang an komplett in deutscher Sprache unterrichtet werden. Damit das einfacher ist, arbeiten die Lehrkräfte mit viel Bildmaterial.

Ulrike Langholz-Baumgartner hat sich dafür eingesetzt, dass auch Menschen, deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist, die deutsche Sprache lernen können. "Sie kommen als Gäste in die Integrationskurse." Von jedem Gast muss die VHS pro Unterrichtseinheit 1,20 Euro als Beitrag verlangen. Sobald der Flüchtling eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung bekommt, darf er im selben Kursus weiterlernen. "Flüchtlinge bekommen die Teilnahme als Gast oft gesponsert", sagt die stellvertretende Leiterin der VHS.

Ein Integrationskursus erstreckt sich über den Zeitraum von knapp einem Jahr, die Abschlussprüfung kostet etwa 100 Euro - dieses Geld müssen sich die Flüchtlinge selbst zusammensparen.

(RP)
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