Wermelskirchen Waldbauer renaturiert das Sengbachtal

Wermelskirchen · Seit einem Jahr arbeitet Robert Weber daran, die Feuchtwiesen auf Wermelskirchener Gebiet des Sengbachs nach den Zielen des Landschaftsplans NRW wiederherzustellen. Zu lange hätten die Eigentümer das Gebiet vernachlässigt, sagt er.

 Der passionierte Waldbauer Robert Weber auf einer der neu erbauten Brücken, die über den Sengbach führen. Ein angebrachtes Geländer hilft auch älteren Spaziergängern hinüber.

Der passionierte Waldbauer Robert Weber auf einer der neu erbauten Brücken, die über den Sengbach führen. Ein angebrachtes Geländer hilft auch älteren Spaziergängern hinüber.

Foto: Michael Schütz

Dicht gedrängt schiebt sich ein Auto nach dem anderen vom Kreisverkehr Richtung Biberweg. Viele wollen auf die Autobahn, andere zieht es zu den Märkten. Noch eben bei Rewe den Wocheneinkauf machen, noch eben bei Obi ein paar Farben kaufen. Blechlawinen, eilende Menschen, urbanes Leben prägen das Bild. Was kaum einer zwischen Verkehrsstress und Alltagstrott vermuten mag: Wenige hundert Meter hinter den Märkten eröffnet sich ein Ort der Erholung. Es geht ins Grüne, einen schmalen Waldweg entlang, bis man sich vor einer Lichtung befindet. Satte Wiesen erfreuen das Auge.

Der Tau glänzt im Sonnenlicht. Und während der Blick über Fußpfade, Brücken und Bäume schweift, plätschert der Sengbach im Hintergrund. Doch dieses Kleinod war hier nicht immer zu finden. Seit Sommer 2015 hat es Robert Weber erarbeitet. Der passionierte Waldbauer folgt damit den Festschreibungen des Landschaftsplans NRW, die Feuchtwiesen im Sengbachtal wiederherzustellen.

"Böschweber" wird der 87-Jährige liebevoll von Alteingesessenen genannt. Tatsächlich hat der frühere Kommunalpolitiker schon immer gerne im Wald gearbeitet. Er weiß von der Geschichte der Waldgebiete, so auch von dem rund sieben Hektar großen Feuchtgebiet: "Bis vor 100 Jahren hat das Sengbachtal den Menschen zur Versorgung gedient. Sie haben etwa ihr Vieh mit Laub gefüttert", sagt er.

Doch dann, erzählt Weber, sei das Gebiet Jahrzehnte lang vernachlässigt worden. Die Feuchtwiesen wurden von Brombeeren und Farnen überwuchert, dicke Laubschichten bedeckten den Boden. In den 1960er Jahren wurden zudem zahlreiche Erlen gepflanzt, die nicht in das gehölzfreie Biotop gehören. Vor mehr als 20 Jahren dann wurde das Sengbachtal zum Naturschutzgebiet erklärt. Die Biologische Station des Rheinisch-Bergischen Kreises bekam den Auftrag, einmal im Jahr im Talstück zu mähen. Doch auch diese Arbeit konnte nur eingeschränkt durchgeführt werden, erzählt Weber: "Der Auftrag lautete, mähen, was mähbar ist. Da sich die angrenzenden Waldgebiete aber immer weiter auf die Wiesen ausbreiteten, wurde die zu pflegende Fläche immer kleiner." Auch die damalige Unkenntnis über einige der Eigentümer behinderte die Biologische Station an der Arbeit. Robert Weber kritisiert die Untätigkeit der Eigentümer: "Der einzige, der im Tal etwas gemacht hat, war Ferdinand Faust", sagt der 87-Jährige. Dieser hat unter anderem zwei Bänke aufgestellt. Zwei weitere hat nun der Waldbauer dazu gekauft.

Doch das ist nicht alles: Seit einem Jahr arbeitet Weber mit zwei Helfern im Sengbachtal. Bei gutem Wetter wird jeden Tag für rund drei bis vier Stunden gebaut und gepflegt. "Zuerst haben wir das ganze Laub von den Wiesen in den Wald geschafft. Danach wurden alle überhängen Äste zurückgeschnitten, damit wieder Luft und Licht in das Talstück gelangt", erzählt Weber. Darüber hinaus hat das Dreiergespann 30 Erlen gefällt, Rasen gesät und zehn kleine Brücken und Stege gebaut, um mit den Arbeitsgeräten über den Sengbach und seine Nebenbächlein zu gelangen. Weber: "Eine Herausforderung war es, die Baumstümpfe aus dem Tal zu schaffen, ohne dabei dem empfindlichen Boden zu schaden."

Die Brücken sind aber auch für Spaziergänger gedacht, die teilweise über den nun mit Kies markierten alten Karrenweg von Ostringhausen nach Tente führen - die Wiederherstellung des Pfades auf Stand von 1830 ist ebenfalls ein Ziel des Landschaftsplans NRW. Zwei angebrachte Geländer helfen selbst älteren Menschen hinüber. "Die Arbeiten haben einen Nutzwert für die ganze Stadt", betont Weber. "Es ist mir ein großes Anliegen, dass im Sengbachtal eine breite Öffentlichkeit die Natur erleben kann." Viel Arbeit steht aber noch an. Wenn es ihm gelinge, sich mit den übrigen Eigentümern zu einigen, könnte das Feuchtgebiet 2017 fertiggestellt sein, sagt Weber.

(beaw)
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