Wermelskirchen Warum Kirchen die Tür schließen

Wermelskirchen · Nicht erst seit in Lohmar eine Krippe in Flammen aufging und ein Schaden von 200.000 Euro entstand, fragen sich auch hiesige Gemeinden: Wie schütze ich das Gotteshaus vor Dieben und Vandalen? Die Konsequenz: Mitunter stehen Gläubige vor geschlossenen Kirchentüren.

Die Kirchen sollten auch außerhalb von Gottesdiensten geöffnet sein. Denn sie sind ein Rückzugsort für Menschen, die im Gebet Hilfe suchen oder einfach nur eine stille Auszeit nehmen möchten. Doch es gibt auch Besucher, die ganz andere Dinge vorhaben. Diebstahl, Brandstiftung oder sinnloser Vandalismus machen den Kirchen zu schaffen. Im Januar wurde die Krippe in einer Kirche in Lohmar angezündet und ein Schaden von 200.000 Euro angerichtet. "Es ist traurig, dass wir uns mit diesem Thema überhaupt beschäftigen müssen", sagt Pfarrer Ulrich Seng. "Gott sei Dank sind wir noch nicht betroffen, aber wir müssen aufpassen."

In der Stadtkirche am Markt ist nur noch der Vorraum geöffnet, das Kirchenschiff ist abgeschlossen. Die Kirche in Hünger ist immer geöffnet, und das, obwohl sie 2014 das Ziel von Dieben wurde. Unbekannte hebelten die Tür zur Sakristei auf. Gestohlen wurde nichts. Auch der Opferstock wurde aufgebrochen - laut Küster war dieser aber leer.

Auch in Dabringhausen steht die Kirche den Besuchern zur Verfügung. "Es ist noch nie etwas passiert. Von Ostern bis Oktober ist immer offen - gerade am Wochenende besuchen viele Wanderer unsere Kirche", sagt Pfarrer Rüdiger Mielke aus Dabringhausen. "Offene Kirchen" heißt das Projekt der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD). In Dhünn gilt eine andere Regelung. "Die Kirche ist geöffnet, wenn jemand da ist", sagt Pfarrer Reinald Rüsing. Auch Ingo Klein, Sprecher des Kirchenkreises Lennep, bestätigt, dass im Bergischen noch nichts passiert ist. "Mir ist derzeit kein Fall bekannt", sagt er. "Es gab verschiedene Angriffe auf Gemeindehäuser und Fair-Läden im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik. Kirchen waren aber bisher noch nicht betroffen." Klein bekräftigt das Bemühen, die Kirchen als offene Häuser zu erhalten. "In einigen Gemeinden gibt es einen ehrenamtlichen Dienst. Gemeindemitglieder passen auf, dass nichts passiert." Ob die Kirchen teilweise technisch aufrüsten und Alarmanlagen, Einbruchschutz oder gar Videoanlagen installieren, darüber gibt es aus verständlichen Gründen keine Angaben. Der Blick auf die Statistik zeigt jedoch: Zunehmende Sicherheitsmaßnahmen der Gemeinden zahlen sich aus. 2014 meldeten Kirchengemeinden im Rheinisch-Bergischen Kreis zwölf Taten - davon blieb es in neun Fällen bei Versuchen. 2015 warfen es sechs Anzeigen - fünfmal blieb es beim Versuch. 2016 nennt die Statistik lediglich vier Taten - davon drei Versuche. Diebe legten ihr Hauptaugenmerk auf Opferstöcke, sagt Polizeisprecherin Sheila Behlert. "Das werten wir schon als einen besonders schweren Fall in der Beurteilung und Strafverfolgung."

"Aus finanzieller Sicht macht ein Diebstahl gar keinen Sinn", sagt Pastor Michael Knab von der Katholischen Gemeinde St. Michael. "Die Dinge, die wir für Gottesdienste oder Abendmahl einsetzen, haben mehr einen ideellen oder geschichtlichen Wert für die Kirche. Der materielle Wert ist nicht so hoch." Feste und geregelte Öffnungszeiten gibt es nicht (mehr). "Wenn jemand aus dem Pfarrbüro oder der Gemeinde da ist, haben wir geöffnet", sagt Knab. "Einige Gemeindemitglieder gehen nicht zum Gottesdienst, kommen aber gerne in die Kirche, um eine Kerze anzuzünden oder für ein stilles Gebet. Diese Möglichkeit wollen wir natürlich so weit es geht aufrecht erhalten." Ein offenes Gotteshaus und der Schutz der Kirchen sind in vielen Gemeinden eine Gratwanderung.

(RP)
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