Serie Was Macht Eigentlich .... Werner Güntermann "Wer positiv denkt, kann Chancen ermöglichen"

Wermelskirchen · Wermelskirchen Sein Institut für Lerntherapie hat er vor einigen Wochen geschlossen. Das bedeutet für Werner Güntermann aber nicht den Rückzug ins beschauliche Altenteil. Er spricht da lieber vom "Unruhestand". Zeit seines Berufslebens war Güntermann als Pädagoge und Lehrer tätig, mit der Schließung seiner Lernschule verschwinden seine Erfahrung und sein Fachwissen nicht von der Bildfläche: Der gebürtige Bochumer - Jahrgang 1949 - gibt nach wie vor als Dozent bei der Volkshochschule Bergisch Land für geflüchtete Menschen die stark frequentierten Alphabetisierungs- sowie Deutsch- und Integrationskurse.

Wermelskirchen Sein Institut für Lerntherapie hat er vor einigen Wochen geschlossen. Das bedeutet für Werner Güntermann aber nicht den Rückzug ins beschauliche Altenteil. Er spricht da lieber vom "Unruhestand". Zeit seines Berufslebens war Güntermann als Pädagoge und Lehrer tätig, mit der Schließung seiner Lernschule verschwinden seine Erfahrung und sein Fachwissen nicht von der Bildfläche: Der gebürtige Bochumer - Jahrgang 1949 - gibt nach wie vor als Dozent bei der Volkshochschule Bergisch Land für geflüchtete Menschen die stark frequentierten Alphabetisierungs- sowie Deutsch- und Integrationskurse.

"Es war schon ein komisches Gefühl, die Schilder am Eingang abzuschrauben", blickt Werner Güntermann auf die Entscheidung zurück, einen Schlussstrich unter sein Institut zu ziehen. Aber: Dieser Entschluss sei an der Zeit gewesen, denn ab einem gewissen Alter seien gewisse Belastungen schlicht zu groß. Damit meint Güntermann zum Beispiel, dass bereits zum dritten Mal innerhalb von sieben Jahren versucht wurde, einzubrechen. Zuletzt war die Folge, dass die Sozialräume seines Instituts nicht mehr nutzbar waren.

In dem Heim der Güntermanns leben der Pädagoge und seine Ehefrau Anja nicht nur mit ihren Hunden, sondern haben dort ebenso ihre Büros. Und Werner Güntermann gibt ebenso zu: "Die psychischen Probleme von manchen Kindern und Jugendlichen haben mich zunehmend belastet."

Bis vor 25 Jahren war Werner Güntermann noch Schulleiter. Ein Überfall, bei dem er zusammengeschlagen wurde, brachte das Aus im Staatsdienst. Ein linker Arm ist bis heute mit Folgeschäden belastet, an der von einer Amtsärztin verordneten Dienstunfähigkeit scheiterte auch eine Bewerbung für eine Professur. Die Liebe zu seiner zweiten und jetzigen Gattin verschlug Güntermann letztlich aus dem Dortmunder Raum in 2001 nach Wermelskirchen. "Die Zeit als Lehrer prägt mich bis heute", sagt Werner Güntermann, der mit 23 Jahren an einer Hauptschule aktiv war. Damals kamen sechs Mädchen von einer damaligen Sonderschule an seine Schule. In seinem Kollegium fand Güntermann damals wenig Verständnis dafür: "Die anderen Lehrer wollten die Schülerinnen des Jahrgangs 1961 eigentlich direkt wieder zurückschicken." Da habe ihn, der Deutsch, Geschichte und Erdkunde unterrichtete, motiviert, die Schülerinnen unter "seine Fittiche" zu nehmen. "Am Ende waren zwei der Mädchen Marktleiterinnen, eine Diplom-Pädagogin, eine Finanz- und eine Sozialbeamtin", erinnert sich Güntermann, der betont: "Das ist entscheidend. Wer positiv denkt, kann Chancen ermöglichen."

Genau deshalb bereite ihm seit Ende 2015 die Arbeit mit geflüchteten Menschen viel Freude: "Ich habe viele Erfolgserlebnisse gehabt. Es ist eine Freude zu sehen, wie diese ,Schüler' mitmachen wollen." In dieser Zeit habe er beispielsweise eine syrische Familie kennengelernt, der er sich freundschaftlich verbunden fühle: "Die Jungen besuchen inzwischen die Sekundarschule, die Mädchen stehen vor dem Beginn ihres IT- bis Zahnmedizin-Studiums."

Als sachkundiger Bürger sitzt Güntermann heute im Schulausschuss und im Brandschutz-Arbeitskreis für die WNKUWG. Er habe keine Ambitionen auf mehr politische Ämter: "Da müssen Jüngere ran." Seit sieben Jahren verbindet das Ehepaar eine Patenschaft mit Kenia. In diesem Sommer besuchten sie das afrikanische Land zum zweiten Mal - der Grund: Ihr Patenkind schaffte den Bachelor im Hochbau. Für das Kind der Tante suchen die Güntermann zur Zeit einen Paten. "Die Kinder sind dort zwar schulpflichtig. Für Schulweg und Essen fallen 60 Euro monatlich an - das kann sich die Frau, die Witwe wurde, nicht leisten", erläutert Güntermann engagiert.

(RP)
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