Wermelskirchen "Wermelskirchen braucht ein Leitbild"

Wermelskirchen · Stadtplaner stellt Ideen für ein Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept vor und mahnt: Bis 2030 müssen 400 neue Wohneinheiten geschaffen werden, sonst schrumpft die Stadt. Ausschuss empfiehlt B-Plan für Rhombus-Fläche.

Der erste Schritt für ein mögliches Fachhochschul- und Technologie-Quartier auf dem Rhombus-Areal ist gemacht. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr (StuV) beschloss einstimmig, dafür die baurechtlichen Voraussetzungen zu schaffen: mit der Aufstellung eines neuen Bebauungsplans. Ob dieses Projekt mit hoher Priorität im geplanten Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept verwirklicht wird, steht damit noch nicht fest. Die Chancen sind - wie berichtet - zwar gut, noch offen ist, was die Politik will. Denn das Quartier ist nur ein Baustein für die Entwicklung der Innenstadt, die entscheidend davon abhängt, welches Szenario sich Politik und Verwaltung für die Zukunft der Stadt vorstellen und welches Leitbild die Richtschnur für Entscheidungen sein wird.

Der Ratsempfehlung über einen neuen B-Plan war ein ausführlicher Vortrag von Hans-Joachim Hamerla vom Düsseldorfer Architektur- und Stadtplanungsbüro ASS vorausgegangen: Über die Ausgangslage, die Projektideen aus den Workshops mit den Beteiligten aus Wermelskirchen (wir berichteten), über die Räume, die in der Innenstadt entwickelt werden könnten, den Zeitrahmen, über Zuschüsse und Finanzierungsmöglichkeiten. Im September sollen dem Ausschuss bereits konkrete Maßnahmen vorgestellt werden, im Dezember soll das Konzept vom Stadtrat verabschiedet und erste Förderanträge gestellt werden. 2019 soll die Umsetzungsphase beginnen - das ist ein enger und ehrgeiziger Zeitplan, der den Kommunen durch die Fördermöglichkeiten aufgedrückt wird.

Eine Kernbotschaft des Stadtplaners war gleichzeitig ein Appell: Will Wermelskirchen seine Bevölkerungszahl halten, werden bis 2030 rund 400 neue Wohneinheiten benötigt - 60 pro Jahr-, weil der Anteil an Single-Haushalten wächst. Schafft sie es nicht, schrumpft die Stadt. Ist ein Anstieg der Einwohnerzahl das Ziel, muss noch mehr Wohnraum geschaffen werden. Bereits Reimer Molitor vom Regionalmanagement "Region Köln Bonn" hatte im März im StuV betont, wie wichtig ein Zukunftsleitbild sei. Die Stadt Wermelskirchen müsse wissen, ob sie von dem Wohndruck in der Rheinschiene profitieren und wachsen wolle. Fakt sei, rund 100.000 Menschen drängen an die Ränder - sprich auch ins Bergische. Einige Städte und Gemeinden rüsten sich bereits für eine Aufnahme, sie wollen wachsen. Für Wermelskirchen hat das Amt für Stadtentwicklung bereits potenzielle Baulandflächen grob ermittelt und in einer Karte eingezeichnet. Erstes Signal: Platz wäre vorhanden.

Genau auf die fehlende Zukunftsvision wies Henning Rehse von der WNKUWG in der StuV-Sitzung hin. Er lobte zwar die Ideen für das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept als sehr ansprechend und er sei froh, "wenn sich auf dem Rhombus-Gelände endlich etwas tut". "Wir haben aber noch keinen Grundsatzbeschluss darüber, wohin sich Wermelskirchen entwickeln soll", mahnte er an. Auf der Rhombus-Fläche seien auch ein Alten- und Pflegezentrum denkbar oder Wohnen für Familien - je nach Zielrichtung für die Gesamtstadt. "Sie brauchen eine Vision, einen Foot-Print für die Stadt", bestätigte auch Hamerla.

Sorge um die Finanzierbarkeit der Projektvorschläge macht sich Stefan Janosi (Grüne): "Das ist ein Füllhorn an Ideen, gibt es auch ein Füllhorn an Geld? Wir schaffen es ja nicht einmal, die Küche im Restaurant Bergischer Löwe zu erneuern", erinnerte er an ein Dauerbrenner-Thema. Auch Hartmut Zulauf (FDP) zweifelte die Finanzierbarkeit an - am Beispiel der Hüppanlage, deren Bedeutung als grüne Verbindung zwischen Eifgen und Innenstadt der Referent als Alleinstellungsmerkmal bezeichnet hatte. Die Attraktivität der Hüpp-Anlage sei bekannt, aber ihr Zustand sei so desolat, weil Geld für ihre Pflege fehle, so Zulauf.

Es müsse für jede Maßnahme ein Nutzungs-Kostenfinanzierungskonzept erarbeitet werden, sagte Hamerla. "Wir werden auch Vorschläge machen, die nichts kosten." Nicht jedes Projekt müsse über die öffentliche Hand finanziert werden. Auch Externe seien einzubinden. Bis Jahresende sollte klar sein, was sich die Stadt leisten kann und was Priorität haben soll. Außerdem gebe es weitere Fördertöpfe - zum Bespiel aus dem Förderprogramm Regionale 2015. "Wir brauchen einen Fördermittel-Manager, jemand, der sich genau um diese Dinge kümmert", ergänzte Thomas Marner, Technischer Beigeordneter.

(pd)
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