Wermelskirchen Flüchtlinge dankbar für Kirmes-Erlebnis

Wermelskirchen · Etwa 30 Familien und einige Einzelpersonen konnten dank der Spendenaktion einiger Schausteller ein paar schöne Stunden auf der Kirmes verbringen. Familie Lekgegai aus Albanien hat so ein Spektakel vorher noch nie erlebt. Die BM hat sie begleitet.

 Dank an die Schausteller: Familie Lekgegai aus Albanien erhielt einige Gutscheine und Fahrchips und konnte so einen schönen Tag auf der Kirmes verbringen.

Dank an die Schausteller: Familie Lekgegai aus Albanien erhielt einige Gutscheine und Fahrchips und konnte so einen schönen Tag auf der Kirmes verbringen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Ein Familienvater winkt fröhlich aus einem Fenster des Spaß-Hauses "Happy Family". Eine Minute später kämpft er sich auch schon durch die nächste der bunt blinkenden Etagen voller Stolperfallen. Mit seinen 14 und sieben Jahre alten Töchtern sowie seinem zwölfjährigen Sohn kommt er schließlich überglücklich wieder unten auf dem Schwanenplatz an. Seine Frau hat mit dem einjährigen Nachwuchs unten gewartet und ihnen gewunken. Zwischen den Buden und Fahrgeschäften riecht es nach Crêpes und Zuckerwatte. Mittendrin im Kirmesgeschehen: Familie Lekgegai aus Albanien. 15 Jahre hat sie in Griechenland verbracht, seit einem Monat und 23 Tagen ist sie in Deutschland.

Eine Spendenaktion macht möglich, dass sie und andere Flüchtlingsfamilien die Kirmes in Wermelskirchen erleben können. Etwa 200 Fahrchips für den Autoscooter, das Vier-Etagen-Spaß-Haus "Happy Family" und das Rundfahrgeschäft "Joker" wurden an Asylbewerber und Flüchtlinge übergeben. Für die Familie Lekgegai heißt das: Jeder kann einmal auf den drei Fahrgeschäften fahren.

"Für sie ist es unglaublich, das alles zu sehen. Am Anfang war der Papa sogar ein bisschen geschockt. In Griechenland hat er auch schon eine Kirmes gesehen, aber die hier ist viel größer", sagt Kelmendi Tatili. Der 24-Jährige begleitet die Familie über die Kirmes, übersetzt vom Deutschen ins Albanische und andersherum. Während Tatili erzählt, genießen die beiden älteren Kinder der Lekgegais die Fahrt auf dem Autoscooter. Tatsächlich sind viele andere Fahrgäste dabei, sich erbittert mit den Gefährten zu rammen. Die Legkegais cruisen aufgeregt über die Fahrfläche und haben dabei sichtlich Spaß. "Richtig gut!", ruft die älteste Tochter.

Andreas und Claudia Kuhlmann, mit vier Imbiss-Ständen in diesem Jahr auf der Kirmes vertreten, haben die Spendenaktion ins Leben gerufen und mehr als 100 Essensgutscheine gespendet, damit Flüchtlinge und Asylbewerber ein paar schöne Stunden auf der Kirmes haben können. "Wir sind immer zufrieden hier. In diesem Jahr möchten wir gerne etwas zurückgeben", sagt der Wuppertaler.

Das Sozialamt der Stadt hat die Spendenaktion für Flüchtlinge und Asylbewerber dann koordiniert. "Wir haben versucht, die Fahrchips und Gutscheine sinnvoll auf die Familien zu verteilen, so dass alle Spaß auf der Kirmes haben", sagt Tanja Dehnen vom Sozialamt. So wurde zum Beispiel darauf geachtet, wie alt die Kinder sind und dass sie Fahrchips für ein entsprechendes Karussell erhielten. Durch die Spendenaktion konnte etwa 30 Familien ein Kirmesbesuch ermöglicht werden. Gutscheine und Fahrchips, die am Ende übrig blieben, wurden auf weitere Einzelpersonen verteilt.

Die siebenjährige Tochter der Lekgegais besucht die erste Klasse der Schwanenschule, die beiden älteren Kinder wurden an der Hauptschule angemeldet. Kelmendi Tatili erklärt, dass in drei bis vier Monaten voraussichtlich entschieden wird, ob die Familie in Deutschland bleiben darf. "Die Chance, bleiben zu dürfen, ist gering, weil im Kosovo kein Krieg ist. Nur die finanzielle Lage dort ist schwierig."

Tatili selbst weiß nicht, ob er bleiben darf. Er ist in Deutschland geboren, ging mit 13 Jahren in den Kosovo und ist seit neun Monaten zurück in Wermelskirchen. Nun hofft er auf eine Arbeitserlaubnis.

Auch bei den Kirmesbesuchern kommt die Spendenaktion gut an. Nicole Kranenberg besucht die Kirmes mit ihrem Sohn und zwei Freundinnen mit jeweils einem Kind. Das Entenangeln, das Kinderkarussell und Eisessen stehen bei den Kleinen hoch im Kurs. "Es ist sehr schön hier, wir haben ja auch tolles Wetter", sagt Nicole Kranenberg und fügt an: "Ich finde es klasse, dass auch Flüchtlingsfamilien an der Kirmes teilnehmen können." Familie Lekgegai wird dieser Tag in schöner Erinnerung bleiben.

(rbrt)
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