Wermelskirchen Wermelskirchener auf Kölner Opernbühne

Wermelskirchen · Seit 20 Jahren singt Bert Badekow (68) im Kölner Männergesangverein. Zurzeit steht er fast täglich in Kostüm und Maske auf der Kölner Opernbühne als Teil des "Divertissementchen" genannten Musiktheaterstücks. Seinen Gesang sieht er auch als Teil eines bürgerschaftlichen Engagements.

Wermelskirchen: Wermelskirchener auf Kölner Opernbühne
Foto: Moll Jürgen

"Durch die Musik wollen wir Räume für unvergessliche Erlebnisse schaffen und wollen die Menschen zu positivem Handeln anregen." So fasst Bert Badekow das Motto seines Chores, des Kölner Männer Gesang Verein anno 1842 (KMGV), zusammen, welches seit knapp 175 Jahren lautet: "Durch das Schöne stets das Gute."

Seit 20 Jahren singt der gebürtige Hamburger, der seit 1978 im Rheinland und seit sechs Jahren in Wermelskirchen lebt, in diesem ganz besonderen, alteingesessenen Kölner Chor. In diesem Jahr nimmt er, aus beruflichen Gründen erst das zweite Mal während seiner Mitgliedschaft, beim jährlichen "Divertissementchen" teil. Bereits seit dem vergangenen Herbst müssen die Sänger jeden Sonntagmorgen und Montagabend an szenischen Proben im Probenraum des KMGV in Hürth teilnehmen. Zusätzlich zu den wöchentlichen Chorproben in Köln im Vereinshaus, der sogenannten Wolkenburg, kommen so insgesamt etwa 100 Proben zusammen. "Wenn meine Frau nicht mitziehen würde, wäre das nicht möglich", betont der 68-Jährige. "Die habe ich vorher selbstverständlich gefragt." Zwar hat der Sänger des zweiten Tenors keine Solo- oder Hauptrolle. Als Veranstaltungsprofi, der beruflich seit Jahrzehnten in der Eventbranche tätig ist, kümmert er sich aber nebenbei noch verantwortlich mit um die Organisation der Ton- und Videotechnik.

Schon als Neunjähriger begann Bert Badekow im damals neugegründeten Knabenchor des NDR (heute: Hamburger Knabenchor St. Nikolai) zu singen und wirkte bei Rundfunkaufnahmen mit. Mit dem Studium und der Berufstätigkeit endeten zunächst seine Sängerjahre, bis ihn ein Freund schließlich überredete, mit zum KMGV zu kommen.

Nach einem halben Jahr in der vereinseigenen Chorschule, in der er unter anderem Stimmbildung, also Gesangsunterricht, erhielt, musste er eine Aufnahmeprüfung ablegen. Eine hohe Hürde, aber, so erklärt der Sänger, der KMGV sei auch nicht irgendein Männerchor. Sein Repertoire ist breitgefächert, geistliche Messen diverser Stilepochen gehören ebenso dazu wie berühmte Männerchöre aus Oper und Operette. Und natürlich das mit dem liebvollen Kosenamen "Zillche" bezeichnete jährliche Bühnenstück. Der Männergesangverein mache ihm zwar "einen Riesenspaß", erklärt Badekow, aber er sieht sich auch als Kulturschaffender, der einen gesellschaftlichen Beitrag leisten möchte. Die meisten Einnahmen aus Konzerten spenden die Sänger wohltätigen Zwecken, allen voran der Erhaltung des Kölner Doms. In Wermelskirchen hat sich Badekow schon gut integriert. "Ich als eingefleischter Großstädter bin erstaunt, wie wohl man sich hier in einer Kleinstadt fühlen kann", sagt der 68-Jährige.

Beim Adventskonzert des Posaunenchores der Stadtkirche sei er begeistert gewesen, "was ein Wermelskirchner Klangkörper leisten kann!" Sein bürgerschaftliches Engagement zeigt er auch hier, indem er im Förderverein der Schwanenschule, die Enkelin Marie besucht, den zweiten Vorsitz übernommen hat.

Die Brücke zu seiner Sängertätigkeit im KMGV sieht er leicht geschlagen: "Bildung unserer Kinder ist wichtig, sie sind unsere Zukunft, dafür muss Rüstzeug gegeben werden." Und die Kultur sei nun einmal ein Teil der Bildung. Somit darf auch die neunjährige Enkeltochter den Opa in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Bühne bewundern, wenn der große Chor anstimmt: "Minsche, Sensationen, Draumdänzer, Clowns, Artiste, wilde Diere, Spill, Spaß un Spannung, ja, dat all, dat is Circus Colonia!"

(evb)
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