Wermelskirchen "Wildes Holz" mit furioser Mischung

Wermelskirchen · Es gibt Konzertabende, die sind so ein kleines bisschen anders als die meisten. So einer war der Auftritt des Recklinghausener Trios "Wildes Holz" in der Kattwinkelschen Fabrik. Sicher, in der Katt bekommt man immer enorm hohe Qualität geboten. Und doch gibt es Konzerte, die ragen heraus, die sind so jenes Quäntchen großartiger, dass sie unvergesslich bleiben.

Ein Merkmal solcher Abende ist: Man ist direkt vom ersten Ton an gefesselt, und die Performance der Künstler lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los. Und das war der Fall, als Gitarrist Anto Karaula und Kontrabassist Markus Conrads mit den ersten Tönen des italienisch angehauchten "Moretti Swing" loslegten, nur um gleich von Blockflötist Tobias Reisige aus dem Publikum heraus unterstützt zu werden. Der Flötist wanderte auf die Bühne und gemeinsam mit seinen beiden kongenialen Side-Kicks zauberte er zwei Stunden lang auf der - so klug war man im Anschluss - so völlig zu Unrecht als Kindergarteninstrument verpönten Blockflöte.

Das war eine absolut furiose, faszinierende und fantastische Mischung aus Swing, Jazz, Pop und hochvirtuoser Klassik, die das Trio da im Gepäck hatte. Und man kam im Publikum aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Bei "Pathétique" von Ludwig van Beethoven etwa. "Wir wurden gefragt: Könnt ihr auch Beethoven?", schilderte Bassist Conrads launig die Ausgangslage. Klar, können sie. "Und dann haben wir uns eben die Klaviersonate Nr. 8 rausgesucht, weil die unserer Besetzung am nächsten kommt", fuhr der Bassist mit schelmischem Lächeln fort. Und schon im nächsten Augenblick war das Trio mitten im Stück, wildes Headbanging und 80er-Jahre-Synchron-Posing inklusive.

Die Ansage zu Beginn war deutlich: "Das heute ist kein Weihnachtskonzert. Es kommt aber trotzdem Blockflöte vor", sagte Reisige, der auf der Bühne einen ganzen Fuhrpark des Instruments in allen nur denkbaren verschiedenen Stimmungen parat hatte. Und die nutzte er weidlich.

Dabei spielte es keine Rolle, in welchem Genre das Trio wilderte. Sei es Pop, wie "Viva La Vida" von Coldplay; Soul, wie "I Want You Back" von den Jackson 5; Rock, wie "Paradise City" von Guns'n'Roses oder "Snow" von den Red Hot Chili Peppers - oder eben Klassik wie in "Mozart 40", einer großartigen Abwandlung von "La Badinerie" von, nun, Johann Sebastian Bach, das noch mit "Billy Jean" von Michael Jackson angereichert wurde. Dazu kamen grandiose Eigenkompositionen wie das spanisch angehauchte "Madera Salvaje". Für alles ernteten "Wildes Holz" völlig zu Recht donnernden Applaus.

(wow)
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