Wermelskirchen Wildschweine pflügen Weiden und Wiesen um

Wermelskirchen · Der Tisch für das Schwarzwild ist gedeckt: Bucheckern und Eicheln finden das Borstenvieh im Wald reichlich. Die Population nimmt zu.

 Auch vor Gärten machen Wildschweine keinen Halt.

Auch vor Gärten machen Wildschweine keinen Halt.

Foto: Andrea Warnecke

Eine Woche vor Weihnachten randalierte ein Wildschwein am Leichlinger Rathaus - bei einer angemeldeten Treibjagd war eine 40 Schweine zählende Rotte aufgescheucht worden. 2012 flüchtete eine Bache mit Jungtieren auf den unteren Loches-Platz vor den Jägern - beim ersten Sichtkontakt mit Spaziergängern suchten die Wildschweine das Heil in der Flucht zurück über die Dellmannstraße Richtung Seulenstiel/Buchenhang. - Szenen, die sich in diesen Tagen auch in Wermelskirchen jederzeit wiederholen können. Denn das Schwarzwild hat sich stark vermehrt. Landwirte und Gartenbesitzer an Waldrändern in den Außengebieten klagen bereits. Auf der Suche nach tierischem Eiweiß "graben" die Wildschweine Weiden und Wiesen um und machen vor Wohngebieten nicht Halt.

Bei den heimischen Treibjagden sind laut Norbert Drekopf, Vorsitzender des Wermelskirchener Hegerings, wenige Schweine geschossen worden. "Wir wissen, dass viele da sind. Aber Schweine sind intelligent und lernfähig und reagieren auf die Jagdmethode." Sie lassen sich überlaufen, von Hunden lassen sie sich nicht mehr aufscheuchen, ducken sich weg. Und so kommen den Jägern kaum noch Wildschweine vor die Flinte. Dabei wäre ein erhöhter Abschuss sicher notwendig. "Der Wildschaden in diesem Jahr ist überproportional hoch", beschreibt Drekopf die Situation.

 Wildschweine richten oft große Schäden an.

Wildschweine richten oft große Schäden an.

Foto: Stade

Trieb es das Schwarzwild früher erst im Frühjahr auf die Weiden, um tierisches Eiweiß im aufgewühlten Boden zu finden, begannen die Wildschweine jetzt bereits im Herbst damit. "Es gibt eine starke Eichel- und Bucheckernmast. Sie fressen sich in den Wäldern satt, brauchen aber zum pflanzlichen Eiweiß auch tierischen und graben deshalb die Wiesen und Weiden zum Beispiel auf der Suche nach Engerlingen um." Nach Beobachtungen der heimischen Jäger sind derzeit zwei Rotten im Stadtgebiet unterwegs - eine wandert zwischen Dhünn und Odenthal, eine andere in Wermelskirchen. Jede Rotte ist jeweils etwa 20 Tiere stark. "Besonders in den Randgebieten gehen sie auch in die Gärten", weiß Drekopf.

Er rechnet mit Schäden allein in der Landwirtschaft, die einige tausend Euro erreichen werden. "Wir werden jetzt auch nicht mehr tätig, sondern im Frühjahr." Dann wird ein Wiesenhobel eingesetzt, wahrscheinlich wird auch nachgesät werden müssen. "Die Kosten tragen die Jäger allein. Die Jagdgenossenschaft beteiligt sich nicht. Wir sind aber bereit, zu zahlen", so der Hegeringsleiter.

Die Untere Jagdbehörde ist vor allem auch Anlaufpunkt von Beschwerden. "Es gibt vermehrt Klagen, vor allem von Bürgern aus städtischen Randgebieten", weiß Kreissprecherin Hannah Weisgerber. Tun könne die Jagdbehörde wenig. "Die Population wird nicht so einfach zurückgehen. Da müsste mehr abgeschossen werden." Aber da gibt es dann den Konflikt zwischen Geschädigten und Menschen, die gegen die Jagd seien. Klar sei: Es fänden nicht mehr, aber auch nicht weniger Treibjagden statt. "Privatleuten bleibt nichts anderes übrig, als ihre Zäune zu verstärken."

Das Wort "Plage" wollten aber weder Drekopf noch Weisgerber in den Mund nehmen. Auch wenn der Leiter des Hegerings in Leichlingen davon spricht, dass sich der Bestand verachtfachen könnte.

(RP)
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