Interview mit Hans-Herbert Fischer "Wir glauben beide an den gleichen Gott"

Wermelskirchen · Der wachsende Einfluss des Islam in Deutschland beschäftigt viele Christen, meint der Männerkreis Heisterbusch und befasst sich an vier Abenden mit dem Thema Koran. Mit-Organisator Hans-Herbert Fischer (78) berichtet im Vorfeld, worum es inhaltlich gehen wird.

 Mit-Organisator Hans-Herbert Fischer erhofft sich von der Veranstaltungsreihe, dass die Menschen offener und toleranter miteinander umgehen. Obwohl sie verschiedenen Religionen angehören, glauben sie an den gleichen Gott.

Mit-Organisator Hans-Herbert Fischer erhofft sich von der Veranstaltungsreihe, dass die Menschen offener und toleranter miteinander umgehen. Obwohl sie verschiedenen Religionen angehören, glauben sie an den gleichen Gott.

Foto: Hertgen

Herr Fischer, warum beschäftigt sich der Männerkreis mit dem Islam?

Hans-Herbert Fischer Wir hatten das zunächst gar nicht geplant. Aber das Thema ist sehr aktuell, auch durch die schrecklichen Dinge, die gerade in Syrien passieren. Das hat mit dem Islam an sich nichts zu tun, aber wer kann das denn unterscheiden? Wir wollen einen sachlichen Beitrag dazu leisten, dass Islamisten und gläubige Muslime nicht in einen Topf geworfen werden dürfen. Hinzu kommt, dass viele Christen irritiert sind, weil es häufig finanzielle Probleme gibt, Kirchen zu halten, sie aber gleichzeitig dazu aufgerufen werden, den Bau von Moscheen mitzufinanzieren. Darüber muss man sprechen.

Worum geht es bei den einzelnen Veranstaltungen?

Fischer Wir diskutieren mit Pfarrer Volker Lubinetzki zunächst über unseren christlichen Glauben, um uns über unseren eigenen Standpunkt klar zu werden. Christen und Muslime haben ja den gleichen Gott, aber die Botschaft glauben beide anders. Dann versuchen wir, die Aussagen des Korans mit denen der Bibel zu vergleichen. Das wird bei einem Versuch bleiben, weil das Feld für einen einzigen Abend zu umfangreich ist. Als Experte für den Koran ist Kazem Charara da. Er ist Libanese und war Moslem, bevor er vor vielen Jahren Christ geworden ist. Dann schauen wir uns einen Spielfilm an, der das Zusammenleben von Mönchen und Muslimen thematisiert. Zuletzt spricht Pfarrerin Cornelia Seng über den Umgang mit Muslimen.

Wer kommt an den Abenden?

Fischer Eingeladen sind der Männerkreis West und unsere Frauen, aber selbstverständlich auch die Gemeindeglieder. Zu viele sollten es nicht werden, weil dann Nachfragen und Diskussionen untergehen.

Wie bereiten Sie sich vor?

Fischer Wenn es um die Gegenüberstellung von Koran und Bibel geht, werde ich auch etwas vortragen. Dazu habe ich zwei Übersetzungen des Korans hier liegen, die ich durcharbeite. Ich werde vergleichen, was im Koran und im Neuen Testament zu Jesus, Maria und vor diesem Hintergrund über die Botschaft der Erlösung durch Jesus steht. Viele alttestamentarische Berichte kennt auch der Koran.

Was erhoffen Sie sich, das bei den Veranstaltungen herauskommt?

Fischer Offenheit und Toleranz anderen gegenüber. Wir können nicht miteinander umgehen, wenn sich jeder abgrenzt. Ich finde es wichtig, dass wir einen Menschen so sehen, wie er ist. Man sagt, dass man in der Fremde immer extremer wird. Ich kann verstehen, dass muslimische Frauen fern der Heimat Kopftücher tragen wollen und müssen, um sich und ihren Glauben darzustellen. Anders würden Minderheiten gar nicht überleben können. Zum Beispiel Russlanddeutsche haben in all der Zeit, in der sie in Russland lebten nicht ihre Identität verloren.

Haben Sie persönlich mit Menschen muslimischen Glaubens zu tun?

Fischer Bei Besuchen im Krankenhaus treffen meine Frau und ich häufig Muslime. Man kann sich gut mit ihnen verständigen. Beide Religionen erkennen schließlich Gott beziehungsweise Allah als den alleinigen Gott und Schöpfer der Welt an und sehen wie auch die Juden in Abraham ein Glaubensvorbild. Ich finde, dass es schwerer ist, mit Menschen zu sprechen, die jeden Glauben ablehnen, als etwa mit Muslimen.

DAS INTERVIEW FÜHRTE EMILY SENF

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort