Wermelskirchen Wochenmarkt vor ungewisser Zukunft

Wermelskirchen · Braucht der Wochenmarkt eine neue Ausrichtung, um attraktiver zu werden? Ist der Standort geeignet? Ein Rundgang.

 Die 86-jährige Ruth Schüller ist Stammkundin auf dem Wermelskirchener Wochenmarkt - oft kauft sie Kleidung bei Beate Brünnert.

Die 86-jährige Ruth Schüller ist Stammkundin auf dem Wermelskirchener Wochenmarkt - oft kauft sie Kleidung bei Beate Brünnert.

Foto: J. Moll

Der Wochenmarkt hat eine lange Tradition in Wermelskirchen, und auch hier gibt es einen Wandel. "In Zeiten, in denen man alles rund um die Uhr kaufen kann, hat es ein Wochenmarkt schwer", sagt Peter Piecuch, der seit 25 Jahren auf Märkten Kartoffeln und Gemüse verkauft. Er ist überzeugt, dass in ein paar Jahren ein Markt als eine Art "Freilichtmuseum" aufgebaut wird. "Dann nimmt man zwei Euro Eintritt und zeigt den Menschen, wie es früher war."

Meist sind es ältere Menschen, die am Freitagvormittag auf dem Wochenmarkt einkaufen. Bei den Öffnungszeiten haben junge Leute, die im Berufsleben stehen, keine Chance. "Manchmal ist um 12.30 Uhr Schluss, weil niemand mehr kommt", sagt Blumenhändler Roland Stuhlmann aus Sellscheid. 1974 hat er angefangen. Im Laufe der Jahre hat er einen Rückgang festgestellt. "Der Markt müsste in die Stadt, in die Telegrafenstraße. Da gäbe es mehr Laufkundschaft - und für einen Tag in der Woche hätten wir eine Fußgängerzone", meint er. Wo wäre der perfekte Standort für den Markt? Was beim Rundgang deutlich wird: Kein Markthändler möchte jemals wieder auf den Schwanenplatz. "Zu weit weg, zu zugig und für ältere Menschen nicht erreichbar", lautet die Meinung.

"Wir haben einen festen Stamm von zwölf bis 14 Marktbeschickern", sagt Paul Engelbracht vom Ordnungsamt, "bei gutem Wetter können es auch 17 werden". Der Rathaus-Innenhof biete sich nicht an, auch wenn das Rathaus-Gerüst irgendwann verschwunden sein wird. Der neue Platz an der Stadtkirche sei zu kein und durch verschiedene Ebenen nicht optimal für einen Markt. Bleibt also der heutige Standort Loches-Platz. Wie geht es dort weiter, wenn der heutige Norma-Markt abgerissen und die Fläche umgebaut wird? "Dieses Gebäude soll schon seit fast 40 Jahren abgerissen werden", erinnert sich Händler Stuhlmann. "Das war schon so, als es noch ein Kino war."

Einige Städte versuchen, ihren Wochenmarkt in die Abendstunden zu verlegen, um ihn attraktiver zu machen und mehr Kunden zu gewinnen. "Dieser Wunsch müsste von den Händlern kommen", sagt WiW-Vorsitzender Dagmar Stolz. "Wir würden es begrüßen und auch mithelfen", stellt er klar. Für Ordnungsamtsmitarbeiter Engelbracht ist dies aber kein Thema. "Ich kann es mir schwer vorstellen", sagt er. "Wenn die Händler mitten in der Nacht aufstehen, zum Großmarkt fahren und um 5 oder 6 Uhr auf dem Markt sind, wollen die auch mal Feierabend haben. Wenn der Wunsch besteht, wäre es aber machbar."

Der Reiz und die Besonderheit auf einem Wochenmarkt sind die persönlichen Kontakte zwischen Händlern und Kunden. "Wir haben viele Stammkunden", sagt Beate Brünnert, die mit ihrem Mann Textilien anbietet. "Ich kaufe alles hier", sagt Ruth Schüller (86). Es gibt eine Umkleidekabine, Waren werden zur Probe mitgegeben, und ein Umtausch ist auch ohne Kassenbon möglich. Ingrid Kehlenbach ist gerade von Siegburg nach Wermelskirchen gezogen. "Ich kaufe zum ersten Mal hier ein", sagt sie, "man hat mir diesen Stand empfohlen". Frische, Vielfalt und kompetente persönliche Beratung - dafür steht ein Wochenmarkt. Es wäre schade, wenn diese Tradition stirbt.

(wsb)
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