Rückkehr nach NRW "Thema Wölfe wird massiv verharmlost"

Wermelskirchen · Torsten Althoff, Jäger und Hobby-Schäfer, sieht die mögliche Rückkehr des Wolfs nach NRW problematisch. Getroffene Vorkehrungen seien viel zu wenig. Regionalforstamt relativiert: Fühlt der Wolf sich nicht wohl, siedelt er sich nicht an.

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Beim Umweltministerium und Naturschutzverbänden freut man sich: Der Wolf kehrt ins Bundesgebiet zurück, in Brandenburg und Sachsen-Anhalt hat er sich bereits wieder angesiedelt. Und in Niedersachsen wurden 2015 sieben Rudel gezählt. "Die Reviergröße beträgt zwischen 150 und 350 Quadratkilometern", weiß Miriam Hoberg, die Wolfsbeauftragte des Regionalforstamts Bergisches Land. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die ersten Tiere in NRW neuen Lebensraum suchen.

Was unter ökologischen Gesichtspunkten als Erfolg zu werten ist, bereitet anderen allerdings Sorgen. Unter anderem dem Wermelskirchener Torsten Althoff. Der Polizist ist gleichzeitig Jäger und Hobby-Schäfer und sieht die mögliche Rückkehr des Wolfes nach NRW problematisch: "Die Thematik wird vom Land massiv verharmlost, der Umgang damit ist katastrophal." Die Probleme, die andere Bundesländer hätten, würden verschwiegen. "Ich war vor Kurzem in Sachsen-Anhalt und habe mich dort mit Jägern unterhalten. Dort zeigt der Wolf keine Scheu vor dem Menschen."

Teilweise würden die Menschen dort ihre Kinder schon nicht mehr im Wald spielen lassen. Auch in Brandenburg herrsche Angst. Und das jüngste Beispiel aus Niedersachsen, wo ein "Problemtier" seit Monaten in Wohngebieten herumstreunt und Spaziergängern nachstellt, scheint Althoffs Befürchtungen zu bestätigen. "Die Tiere scheinen sich zu Kulturfolgern zu entwickeln. Wo es viele Nutztiere gibt, wird sich auch der Wolf ansiedeln. In Sachsen-Anhalt wurden bereits Fohlen und Kälber gerissen. Diese Probleme bekommen wir auch."

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Daher hat auch NRW bereits Vorkehrungen getroffen. Landwirte, insbesondere Schäfer, können sich Elektroschutzzäune leihen und werden im Fall eines Risses finanziell entschädigt. Zusätzlich versucht Miriam Hoberg die Befürchtungen zu relativieren: "Man kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sich der Wolf überhaupt in NRW ansiedelt. Wenn er sich nicht wohlfühlt, dann bleibt er auch nicht. Und bis die Tiere ins Bergische kommen, kann es auch noch bis zu fünf Jahre dauern." Daher seien die Herdenschutzmaßnahmen des Landes für den Moment auch ausreichend. "Denn bislang gab es nur Sichtungen, aber keine Niederlassung."

Torsten Althoff sieht die Maßnahmen dennoch äußerst kritisch: "Die finanzielle Entschädigung ist ein Witz. Für ein Zuchttier bekomme ich den Schlachtpreis von 50 Euro erstattet. Da spielt der langfristige Nutzen überhaupt keine Rolle." Und auch Elektrozäune hätten keinen Effekt. "Ich habe jahrelang für die Polizei Diensthunde ausgebildet. Die überspringen zwei Meter locker. Die Zäune sind aber nur 1,30 Meter hoch. Das stellt einen Wolf vor null Probleme." Schäfer müssten ihre Tiere daher jede Nacht in den Stall bringen, um sie wirksam zu schützen. "Das ist aber auch ein Kostenfaktor. Das wird alles nicht berücksichtigt."

Laut Miriam Hoberg sind weitere Vorkehrungen aber bereits in Planung: "Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz erstellt derzeit einen Managementplan mit konkreten Maßnahmen, der noch dieses Jahr erscheinen wird." Dort soll detailliert festgehalten werden, wie der künftige Umgang mit Wölfen auszusehen hat.

Aber auch Torsten Althoff schlägt Lösungen vor: "Man muss den Wolf an Gebiete binden, wo er nicht auf Menschen trifft. Dort soll sich gerne eine gesunde Population entwickeln, das wäre auch gut für die Natur. Aber dabei muss es dann bleiben." Die derzeitigen Vorschläge nähmen billigend in Kauf, dass irgendwann auch Menschen zu Schaden kommen: "Und dann bin ich gespannt, ob der Wolf hier immer noch willkommen ist."

(p-m)
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