Serie Für Die Kirche Aktiv Wollkreis strickt für den guten Zweck

Wermelskirchen · Andrea Sax ist für den Nordbezirk der Evangelischen Kirchengemeinde im Einsatz. Vor zwei Jahren initiierte sie einen Handarbeitskreis. Mit Socken für Flüchtlingskinder fing alles an. Jetzt trifft sich der Kreis jeden Freitagmorgen.

 Masche für Masche heißt die Devise im Wollkreis: Andrea Sax zeigt hier ein paar fertige Werke. Foto: Theresa

Masche für Masche heißt die Devise im Wollkreis: Andrea Sax zeigt hier ein paar fertige Werke. Foto: Theresa

Foto: Demski

Wermelskirchen Ihre Fröhlichkeit steckt an - sofort. Andrea Sax sitzt mit einer Tasse Kaffee vor sich und den Stricknadeln in der Hand im Gemeindehaus im Heisterbusch. Vor zwei Jahren trafen sich hier auf ihre Einladung zum ersten Mal Frauen und Männer zum Handarbeiten. Längst sind aus den Fremden von damals Freunde geworden. "Das schafft Gemeinde", sagt Andrea Sax lachend. Und auch deswegen sei sie so gerne Teil davon.

Das war nicht immer so: Denn Andrea Sax wächst in einem völlig unkirchlichen Elternhaus auf. "Wir gingen noch nicht mal Weihnachten in die Kirche", erzählt sie. Dann nahm eine Freundin sie mit in den Jugendkreis. Musik und Indiaca, daran erinnert sie sich. "Es war ein positives Bild von Kirche, das ich damals bekam", sagt sie, "aber mit Jesus hatte es nicht viel zu tun." Aber Andrea Sax blieb dran. Und sie erkannte: "Die Beziehung zu Gott ist wie eine Freundschaft. Du fragst nicht, was du bekommst, sondern was du einbringen kannst." Und das tat sie.

Sie wuchs in die Evangelische Kirchengemeinde, wurde ein Teil von ihr und brachte sich ein. Erst als sachkundiges Gemeindemitglied im Bereichsausschuss für ihren Bezirk und schließlich als Presbyterin. Inzwischen wurde sie gleich in mehrere Ausschüsse berufen, diskutiert mit und gestaltet. "Wir zanken uns auch mal richtig", sagt sie, "aber trotzdem essen wir hinterher unser Brötchen zusammen."

Frustrieren würden sie die Verwaltungsaufgaben nie. Dort lerne sie Dinge verstehen, mit denen sie sich doch sonst nie beschäftigt hätte. Weil sie gerne schreibt, trat Andrea Sax dann dem Team des Gemeindebriefes bei. Und als Köchin begleitete sie eine Familienfreizeit.

Als vor zwei Jahren die ersten Flüchtlingskinder nach Wermelskirchen kamen - mit nackten Füßen und schlimmen Erfahrungen - da wollte Andrea Sax irgendetwas tun. "Also dachten wir: Wir können stricken, machen wir es doch." Damals entstand der Wollkreis im Heisterbusch. Gläubige und Ungläubige, Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind und die sich ganz verbunden fühlen, Reiche und weniger Reiche seien Teil der Gruppe. "Gottes Gemeinde eben", sagt Andrea Sax.

Viele Socken für Flüchtlingskinder strickten die Frauen und Männer anfangs. Mittlerweile treffen sie sich jeden Freitagmorgen. Sie grübeln über neue Muster und Ideen, inspirieren und beraten sich. Und ihre Schmuckstücke verkaufen sie auf Märkten und Basaren. Am Ende des Jahres füllen sie für die Kunden der Tafel große Weihnachtspakete, den Rest ihres Erlöses spenden sie der Initiative.

Und es sei das passiert, was eben passiere, wenn Kirche Raum dafür gebe, sich füreinander einzusetzen: "Freundschaften sind entstanden." Schwere Zeiten liegen heute hinter Andrea Sax. Gescheiterte Beziehungen, berufliche Veränderungen und dann der Krebs: "Da sind so viele Menschen, die mir in den dunklen Zeiten beistehen", sagt sie, "man bekommt etwas zurück, wenn man gibt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort