Wermelskirchen XXL-Thermorüssel für wärmeres Wasser

Wermelskirchen · Die Technik der Dhünn-Talsperre wird ständig kontrolliert und ausgebaut - davon konnten sich Besucher überzeugen.

 Noch ist der riesige "Thermorüssel" für die Große Dhünn-Talsperre in mehrere Einzelteile zerlegt. In den nächsten Tagen soll er zusammengesetzt und eingebaut werden.

Noch ist der riesige "Thermorüssel" für die Große Dhünn-Talsperre in mehrere Einzelteile zerlegt. In den nächsten Tagen soll er zusammengesetzt und eingebaut werden.

Foto: Walter Schubert

Wasser kommt aus dem Wasserhahn. Klare Sache, doch wie kommt es dahin? Welche Arbeit und welche Technik stecken dahinter? Der Wupperverband und das Wasserkompetenz-Zentrum "Aqualon" klären auf. Sie hatten zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Christoph Hölzer (Aqualon) und Talsperrenmeister Jürgen Bohring freuten sich über eine rege Nachfrage. Etwa 30 Bürger wollten wissen, wo ihr Wasser herkommt.

Im Informationszentrum in Lindscheid gab Bohring erst einmal einen Überblick über die Entstehung und die Bedeutung der Dhünn-Talsperre. Die Dhünn ist der größte Nebenfluss der Wupper und ein idealer Standort für eine Talsperre. Das Einzugsgebiet ist niederschlagsreich und dünn besiedelt. 1960 bis 1962 wurde die erste Dhünn-Talsperre gebaut mit 7,5 Millionen Kubikmeter. Der Trinkwasserbedarf stieg steil an, so wurde 1987 die Große Dhünn-Talsperre mit 81 Mio Kubikmeter in Betrieb genommen. Von hier aus wird das gesamte Bergische Land versorgt, über ein Verbundsystem kann bis nach Düsseldorf ausgeholfen werden.

"Zurzeit ist wenig Wasser in der Talsperre", sagte Bohring. "Es fehlen zwei richtige Winter. Die Situation ist aber nicht bedrohlich." Es folgte der Einwand der Besucher, es habe doch nun wirklich heftig geregnet. "Diese Niederschlagsmengen können wir noch nicht einmal messen, geschweige denn sehen", sagte der Talsperrenmeister.

An einer Grafik erklärt er die sechs Entnahmestellen am Turm, der heute weit aus dem Wasser ragt. Je tiefer der Entnahmepunkt, umso kälter ist das Wasser. Die Temperatur hat Auswirkungen auf die Aufbereitungskosten und somit auf den Wasserpreis. Kaltes Wasser ist sauerstoffarm und somit schlecht für die Fische. Um zukünftig flexibel zu sein und verschiedene Wasserschichten nutzen zu können, wird nun ein sogenannter Thermorüssel eingebaut. Mit ihm kann Talsperrenwasser aus höher gelegenen, wärmeren Schichten an die Dhünn abgegeben werden - dadurch soll der Lebensraum Dhünn unterhalb der Talsperre für alle Tier- und Pflanzenarten verbessert werden.

Von innen wird im Entnahmeturm eine Öffnung gebohrt mit einem Durchmesser von 1,1 Metern. Außen haben Taucher eine Schutzkappe angebracht, damit kein Wasser in den Turm strömt. "Wäre der Pegel nur 2,50 Meter tiefer gewesen, hätten wir keine Taucher gebraucht", erklärte Hölzer.

Ist die Hülse in die 80 Zentimeter starke Wand eingesetzt, wird von außen der "Thermorüssel" befestigt. Das große Metallrohr ist an einem Gelenk schwenkbar und verfügt über einen Filterkorb. Die Besucher konnten sich bei ihrem Rundgang einen Überblick über die Bauarbeiten an der Talsperre verschaffen. Der Einbau des "Thermorüssels" soll in den nächsten Tagen erfolgen.

Außerdem werden zwei Turbinen eingebaut. "Man hatte Angst, dass Trinkwasser verbraucht würde und deshalb gab es keine Freigabe", erklärte Bohring. Die Turbinen werden pro Jahr eine Million Kilowattstunden liefern, die ins Netz eingespeist werden. Das reicht, um 290 Vier-Personen-Haushalte zu versorgen.

Zum Abschluss ging es für die Besuchergruppe noch 333 Stufen hinab in den Kontrolltunnel. Spannend und auch etwas unheimlich war dies für die Kinder. Aber auch einige "gestandene" Männer warteten lieber draußen. "Sehr interessant und wirklich sehr informativ", lautete das Fazit von Besucher Dieter Schelcher aus Bergisch Gladbach. Und damit sprach er für die ganze Besuchergruppe.

(wsb)
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