Wesel 1614: Wie die Spanier Wesel eroberten

Wesel · Vor 400 Jahren geriet die blühende Hansestadt in einen folgenreichen Krieg. Eine besondere Führung erinnert daran

 Stilecht kostümiert machen elf Mitglieder der Hanse-Gilde um Ludwig Maritzen (5.v.l.) Werbung für die besondere Themenführung.

Stilecht kostümiert machen elf Mitglieder der Hanse-Gilde um Ludwig Maritzen (5.v.l.) Werbung für die besondere Themenführung.

Foto: Ekkehart Malz

Unter Trommelschlägen ziehen Soldaten mit Hellebarden unter der Flagge des katholischen Spaniens ins reformierte Wesel und nisten sich für 15 Jahre ein. Das Ereignis markiert einen Wendepunkt. Denn so gut wie vorher ging es Wesel hinterher nie wieder. Die Eroberung durch spanische Truppen jährt sich am 6./7. September zum 400. Male und ist besonderer Betrachtung wert. Die Hanse-Gilde um Ludwig Maritzen bietet eine Themenführung an, die sie kostümiert begleiten wird (siehe Info-Box).

"Wir wollen die Geschichte auf die Straße bringen", sagt Ludwig Maritzen. Denn so spannend und interessant Vorträge auch sind, so liegt die Hemmschwelle zur Teilnahme an einem lockeren Rundgang, bei dem man auch Fragen stellen kann, doch erheblich niedriger. Die Mitglieder der Hanse-Gilde freuen sich schon darauf, am Donnerstag, 11. September, die historischen Zusammenhänge erläutern zu können.

Manch einer weiß vielleicht, dass die Spanier unter Ambrosius Spinola einmal Wesel besetzt hatten. Bekannter sind jedoch andere Ereignisse, die allerdings unmittelbar damit zu tun haben. So war die frühe Einführung der Reformation in Wesel in den Schulen ein Thema, ebenso die Aufnahme niederländischer Glaubensflüchtlinge, was zum Namen Vesalia hospitalis (gastfreundliches Wesel) führte und schließlich die Befreiung Wesels von den Spaniern durch die Niederländer. Mölderplatz und Rohleerstraße erinnern heute noch an die Namen der Helden, die Otto van Gent und seinen Truppen 1629 die Schwachstelle in der Befestigung Wesels zeigten und den Rauswurf der Spanier beförderten. Aber was hatten die Spanier hier zu suchen, wie ist es der Bevölkerung ergangen, was waren die Folgen für die weitere Entwicklung der Stadt? Diesen Fragen wird bei der Themenführung nachgegangen.

Schon ab 1586 hatten die Spanier den ungeheuer reichen Handelsplatz belagert. Erfolglos, aber in der Zeit starben Tausende an Hunger und Pest. 1598 erpressten die Spanier 100 000 Taler von der Stadt. 1614 schließlich rückten gut 20 000 Spanier ein, die teuer versorgt werden mussten. Zudem wurde die Rekatholisierung gestartet. Als die Spanier deshalb 1628 den Dom aufbrechen lassen wollten, war dazu kein Weseler bereit. Aus Xanten musste ein Schmied angeheuert werden, um das Werk zu verrichten.

Übrigens ging es Wesel nach der Befreiung unter den Niederländern nicht viel besser. Die Besetzung dauerte bis über den Westfälischen Frieden von 1648 hinaus. Ende des 17. Jahrhunderts begann unter brandenburgischer Herrschaft der Ausbau Wesels zur Festung, was sie erst recht einzwängte. 1945 führte dieser Status zum endgültigen Untergang im alliierten Bombenhagel.

(RP)
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