Wesel 219 illegale Waffen abgegeben

Wesel · Die Asservatenkammer der Weseler Kreispolizei platzt aus allen Nähten: Weit über 1500 Gewehre und Pistolen – meist legale – gingen bis zum Jahreswechsel ein. Zum Ende der Amnestie verbuchen die Beamten einen Teilerfolg.

 Ein mittlerweile toter Obdachloser hat über 20 Waffendepots angelegt.

Ein mittlerweile toter Obdachloser hat über 20 Waffendepots angelegt.

Foto: AP, AP

Die Asservatenkammer der Weseler Kreispolizei platzt aus allen Nähten: Weit über 1500 Gewehre und Pistolen — meist legale — gingen bis zum Jahreswechsel ein. Zum Ende der Amnestie verbuchen die Beamten einen Teilerfolg.

Die Waffenbesitzer haben die Polizeiwachen im Kreisgebiet regelrecht überrannt. In der Zeit vom 28. Dezember bis zum 6. Januar registrierte und überprüfte Jutta Müller-Hülsemann in der Asservatenkammer bei der Weseler Kreispolizei allein 542 Gewehre und Pistolen. "Und 400 weitere Waffen sind noch offen, dass heißt, sie müssen katalogisiert werden", weiß Josef Wißen, Sprecher der Kreispolizei.

Die Behörde hat eine Quote von weit über 1500 Waffen ermittelt, die bis zum 31. Dezember kreisweit abgegeben wurden. Denn bis zu diesem Stichtag konnten Besitzer illegaler Gewehre, Pistolen und Munition diese straffrei zu 13 Wachen bringen oder daheim von Beamten abholen lassen. "Von der Amnestie haben allerdings nur 170 Personen Gebrauch gemacht", berichtet Josef Wißen. "Insgesamt 219 illegale Waffen wurden im Kreis abgegeben." Vergleichsweise wenig: Neun von zehn Waffen waren anmeldefrei; jede Zehnte illegal.

"Für uns sind diese 219 Gewehre und Pistolen ein Teilerfolg", urteilt der Polizeisprecher. "Denn jede Waffe, die aus dem Verkehr gezogen wird, kann keinen Schaden mehr anrichten." Dabei würde es keine Rolle spielen, ob die Pistole zuvor mit oder ohne Waffenschein besessen wurde, erläutert Wißen.

Geerbt und im Keller verstaut

Beim Großteil der Waffenbesitzer, die ihre legalen Schießeisen nun auf einfachem Weg entsorgt haben, handelt es sich um Angehörige, die Pistolen oder Gewehre geerbt hätten. Etliche Exemplare seine verrostet gewesen, weiß der Polizeisprecher. "Einige haben ihre Keller entrümpelt und dabei Exemplare gefunden, die man sich in den 50er-Jahren zu Dekorationszwecken an die Wand gehängt hatte", erzählt Wißen. So gingen nach und nach Kriegswaffen aus dem Ersten Weltkrieg sowie Vorderlader in den einzelnen Wachen im Kreis ein. Die kuriosesten Stücke: ein Karabiner von 1909 und Bundeswehrmunition für einen Panzer.

Viele hätten sich aber auch von ihren Waffen getrennt, weil ihnen die neue, ordnungsgemäße Aufbewahrung zu Hause zu aufwendig oder zu teuer sei. Benötigt wird ein Waffenschrank oder ein Blockiersystem, welches 200 Euro kostet. Auslöser der Amnestie war das im Sommer verschärfte Waffengesetz, eine Reaktion auf den tödlichen Amoklauf im schwäbischen Winnenden. Seitdem darf sich die Polizei unangemeldet in Haushalten nach Handfeuerwaffen umschauen und prüfen, ob diese ordnungsgemäß gesichert sind.

Mit welcher Leichtigkeit viele der Waffenbesitzer kurz vor Ablauf des Stichtages mit ihren teils scharfen Revolvern umgegangen sind, zeigt ein Fall aus Wesel. Wißen: "Eine Dame musste ziemlich lange in der Behörde warten, bis sie an der Reihe war. Aus Wut darüber knallte sie ihre durchgeladene Faustfeuerwaffe vor den Beamten auf den Tisch."

So mussten die Polizisten vielfach die Waffenbesitzer nicht nur über den Umgang mit den Flinten und Gewehren aufklären, sondern auch einige Male belehren. "Allein, weil viel Unwissenheit im Spiel ist, ist es gut, dass die Waffen nun abgegeben wurden", sagt der Sprecher.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort