Kreis Wesel 24 Gesellen im Metallbau losgesprochen
Kreis Wesel · Im Xantener Schützenhaus erinnerte Obermeister Rainer Theunissen an die Ursprünge des alten Zunftbrauchs.
Zum Abschluss der Lehrzeit wurden Junggesellen feierlich losgesprochen. Da bekundeten die Meister, dass sich ihre Lehrlinge redlich fromm und treu sowie gottesfürchtig und ehrliebend gezeigt hatten. So war es vor 100 und 200 Jahren tatsächlich noch, erinnerte Metallbauer-Obermeister Rainer Theunissen in Xanten. "Als Lehrling war man in Kost und Logis, und erst mit einem solchen Leumundszeugnis vor der Zunftsversammlung war er aus dem Schutzverband des meisterlichen Haushalts entlassen."
Geblieben ist die Lossprechungsfeier allemal und auch der feierliche Rahmen blieb erhalten. Im historischen Schützenhaus am Fürstenberg in Xanten trafen sich jetzt 24 junge Metallbauer-Gesellen aus dem Kreis Wesel. Lehrlingswart Lutz Isselhorst aus Voerde - einer von noch zwei Hufschmieden - hieß auch die Eltern, die Vertreter der Ausbildungsbetriebe und zahlreiche Ehrengäste willkommen. Unter ihnen war Bürgermeister Thomas Görtz, selbst ein Handwerker-Sohn, der sich eine Welt ohne derart wichtige Tätigkeiten nicht vorstellen kann, wie er in seinem Grußwort erklärte. Danach sprach Obermeister Theunissen feierlich die Lossprechungsworte.
Die Prüfungsbesten aus dem Sommer, der Moerser Timo Goldschmidt (Ausbildungsbetrieb Lineg, Kamp-Lintfort), und aus dem Winter, der Schermbecker Ruben Westermann (Ausbildungsbetrieb Ludger Zens, Schermbeck), erhielten jeweils eine Ehrenurkunde und ein Geschenk. Eine anerkennende Urkunde gab es auch für Frederick Groll aus Voerde, der im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks im Bezirk der Handwerkskammer Düsseldorf im Zweig "Metallbauer Metallgestaltung" den ersten Platz erreicht hatte. Michael Hüls aus Wesel, seit 16 Jahren ehrenamtlich im Vorstand der Innung tätig, wurde zum Ehrenmitglied der Innung ernannt. Die Bronzene Medaille der Handwerkskammer gab es für den stellvertretenden Obermeister Theo Genen aus Xanten, der seit 2007 als Lehrlingswart auch für die Prüfungen zuständig ist und auch nach der Übergabe des Betriebs zu Beginn des Jahres an Sohn Benedikt weiterhin die Auszubildenden betreut.
Die BB Band brachte dann mit Musik Stimmung in den Saal und Getränke gab es auch. Das war auch in alten Zeiten so, erinnerte Obermeister Rainer Theunissen an die Ursprünge einer Lossprechung, also die Entbindung vom Eid, den die Lehrlinge ihrem Meister geschworen hatten. Die Zeremonie fand bei geöffneter Zunftlade statt, einer großen Truhe statt, in der sämtliche Verträge und Unterlagen der Zunft aufbewahrt worden. Dem Eid gemäß waren den Lehrlingen jeder Trunk, jedes unrechte Wort (dazu gehörte auch, dem Meister zu widersprechen), Karten- und Würfelspiel sowie das Tragen von Waffen streng verboten. Nach der Lossprechung durften die jungen Männer in der Zunftversammlung ihr Wort erheben - und wohl auch sonst wieder loslegen. Des Meisters Wort blieb dennoch Gesetz!
