Schermbeck 300-Kilometer-Trasse soll Kreis queren

Schermbeck · Die Nord-Süd-Stromtrasse A-Nord wurde jetzt in Damm vorgestellt. Sie soll die Versorgungslücke im Süden schließen.

 An einer Karte ließ sich Rainer Kremer (l.) als Sprecher der Schermbecker Landwirte vom Projektleiter Klaus Wewering (r.) besondere Landschaftsschutzräume zeigen.

An einer Karte ließ sich Rainer Kremer (l.) als Sprecher der Schermbecker Landwirte vom Projektleiter Klaus Wewering (r.) besondere Landschaftsschutzräume zeigen.

Foto: Scheffler

Eine der wichtigsten Stromtrassen, die den Strom der Offshore-Windkraftanlagen vor der Küste und der Onshore-Windkraftanlagen an Land von Emden aus in Richtung Süddeutschland transportieren soll, wird den Kreis Wesel mit hoher Wahrscheinlichkeit durchqueren. Über dieses Projekt informierte der Übertragungsnetzbetreiber Amprion GmbH in Damm.

Im zweistündigen nicht-öffentlichen Teil der Veranstaltung informierten der Projektleiter Klaus Wewering und vier Referenten der Firma Amprion die 45 Vertreter der Kommunen Dorsten, Raesfeld, Schermbeck, Hünxe und Wesel sowie der Naturschutzverbände, des Waldbauernverbandes und des Landwirtschaftsverbandes über das Projekt "A-Nord", eine 300 Kilometer lange Verbindung zwischen Emden und dem Raum Osterath am Nordrand des Rhein-Kreises Neuss. Rund zwei Gigawatt elektrische Leistung soll A-Nord übertragen. Das ist weit mehr als der Bedarf einer Stadt wie Köln. In Osterath soll A-Nord mit Ultranet verbunden werden, das die Energie bis nach Baden-Württemberg transportieren kann. Durch die Abschaltung der Kernkraftwerke entsteht im Süden ein Energiedefizit. Der Windstrom aus dem Norden soll diese Versorgungslücke schließen.

"Wir setzen eine Gleichstrom-Technologie ein", sagte Klaus Wewering. Diese Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung ermögliche die Übertragung großer Energiemengen über weite Distanzen und einen verlustarmen und flexiblen Betrieb der Leitung.

Das Projekt ist bundesländerübergreifend. Deshalb ist die Bundesnetzagentur für das Genehmigungsverfahren zuständig. Unter Einbeziehung der Öffentlichkeit und von Trägern öffentlicher Belange sollen für A-Nord der bestmögliche Leitungsverlauf und die optimale technische Umsetzung bestimmt werden. Die Veranstaltung in Damm diente der Vorabinformation zu Beginn eines Planungsverfahrens, das den Baubeginn 2021 ermöglichen soll. Die Inbetriebnahme soll 2025 erfolgen. Im März 2018 will Amprion einen Antrag auf Bundesfachplanung stellen. Der Antrag beinhaltet dann einen Vorschlag zur favorisierten Leitung, stellt aber auch Alternativen dazu vor.

Momentan gibt es diesen Vorzugskorridor noch nicht. Auf Karten an den Stellwänden wurde lediglich der Untersuchungsraum ausgewiesen. Im rheinisch-westfälischen Grenzbereich sind der Kreis Borken, ein kleiner Bereich am Westrand des Kreises Recklinghausen und der Kreis Wesel betroffen.

Wenn man die Karte des Untersuchungsraumes mit jener Karte vergleicht, auf der die Schutzzonen des Kreises Wesel markiert sind, bleiben nur relativ enge Korridore übrig. An der Flächengemeinde Schermbeck scheint die Trasse für A-Nord nicht vorbeiführen zu können. Umso wichtiger war es Rainer Kremer als Sprecher der Schermbecker Landwirte, die Bedenken seiner Zunft vorzutragen. Diese Bedenken decken sich weitgehend mit den Sorgen, die Kremer vor Wochen äußerte, als es um die Gasleitung Zeelink ging. Kremer verwies auf die tonhaltigen Böden des Schermbecker Raumes, auf denkbare Schäden an Drainagen und die Möglichkeit, die Stromleitung durch den Staatsforst Dämmerwald zu verlegen. Bauleiter Ludger Jungnitz wies die Bedenken bezüglich der Bodenverhältnisse zurück. Die Firma habe Erfahrungen mit sandigen Böden ebenso sammeln können wie mit tonhaltigen Böden.

Die Bundesnetzagentur wird bis 2019 einen etwa ein Kilometer breiten Trassenkorridor festlegen. Erst danach werden die Antragsunterlagen für das Planfeststellungsverfahren erstellt. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens wird der präzise Trassenverlauf bestimmt. In dieser Phase können die Träger öffentlicher Belange ebenso ihre Anregungen und Bedenken äußern wie Bürger.

(hes)
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