Hamminkeln 4500 Jahre alte Steinaxt aus Dingden

Hamminkeln · Die neue Ausstellung im Heimathaus heißt "Stein und Bein". Hier wird auch ein besonderes Fundstück aus dem Dorf präsentiert. Expertin des Landschaftsverbandes begutachtet zudem private Funde, die Bürger gemacht haben.

 Andrea Schmeink mit dem etwa 4500 Jahre alten Fundstück aus Dingden.

Andrea Schmeink mit dem etwa 4500 Jahre alten Fundstück aus Dingden.

Foto: Hegmans

In Dingden ist im April 2016 eine etwa 4500 Jahre alte Steinaxt gefunden worden. Das Stück gilt unter Fachleuten als besonders schön - und ist fürs Rheinland sehr selten. Die Dingdener Axt machte Karriere und wurde im Januar als "Fund des Monats" im LVR-Museum Bonn ausgestellt. Jetzt wird das Exponat vor Ort gezeigt. Der Heimatverein hat eine Ausstellung mit dem Titel "Stein und Bein" mit der Steinaxt und weiteren steinzeitlichen und prähistorischen Funden aus Dingden und Umgebung zusammengestellt. Sie wird an den Sonntagen 19. und 26. März jeweils von 11 bis 17 Uhr im Heimathaus, Hohe Straße 1, gezeigt.

Interessant ist ein spezielles Angebot für Bürger, die Aufklärung über alte Fundstücke erhalten wollen. Am Freitag, 24. März, 15 bis 17 Uhr, wird Dr. Marion Brüggler vom Landschaftsverband Rheinland im Heimathaus anwesend sein und private Funde begutachten. "Wer alte Funde zu Hause hat, ist herzlich eingeladen, diese Möglichkeit zu nutzen", sagt Heinrich Hofmann vom Heimatverein Dingden. Zudem seien Gruppenführungen vom 19. bis 26. März möglich und könnten unter Tel. 02852 2558 und 02852 9656831 vereinbart werden.

Altertumsfunde sind nicht selten in den Lankerner Höhen, die sich von Bocholt bis Dinslaken erstrecken. Hier siedelten vor 7000 Jahren sozusagen die ersten Dingdener. Von den Höhen blickten sie auf den Rhein und die wildreiche Ebene. Das "Bein" im Titel der Ausstellung ist deshalb mit Knochenfunden vom Backenzahn des Wollhaarmammuts bis zum Schädel eines Wisents bestückt. Die Hinterlassenschaften der Steinzeitmenschen beschäftigen die Heutigen. Das "Stein" kommt hinzu. Heinrich Tebrügge vom Heimatverein Dingden hat auf seinem Acker selbst eine Steinbeilklinge entdeckt, seine Mutter fischte einst eine Steinaxt aus dem Erdreich. Die wurden dann untersucht und datiert vom Amt für Bodendenkmalpflege des LVR in Xanten. Das älteste Stück in der ersten Etage des schmucken, urigen Heimathauses ist eine Deichsel aus rotem Sandstein. Geschätzt auf 5300 bis 4900 vor Christus.

Anlass für die neue Ausstellung ist aber ein Stück, das die Experten in der Region nicht erwartet haben. "Ein erfreulicher Neufund aus Hamminkeln-Dingden", heißt es beim Amt für Bodendenkmalpflege. Die Geschichte des Fundes ist eine von Zufall und Aufmerksamkeit. Die Streitaxt kam bei leichten Planierungsarbeiten eines Reitplatzes am Kahlenberg zutage. Die Dingdenerin Andrea Schmeink erzählt: "Wir wollten die Fläche begradigen, um ein Zelt für eine Silberhochzeit aufzubauen. Dabei sind auch Steine hochgekommen. Einer hatte Axtform, ein Loch in der Mitte und war ganz glatt. Ich wusste sofort, das Teil sollte nicht in der Vitrine verschwinden, sondern muss untersucht werden." Die Expertise ergab: "Es ist möglich, dass hiermit die letzten Spuren einer Bestattung der Schnurkeramischen Kultur vorliegen, eines Abschnitts des Endneolithikums (2800 - 2500 v. Chr.). Streitäxte sind zu dieser Zeit typisch männliche Grabbeigaben."

Die Fachleute sind jedenfalls begeistert. Das LVR erläutert: "Bei der Herstellung hatte man das Rohstück aus zähem Felsgestein zunächst mit einem spitzen Steingerät zugeformt und dann sorgfältig überschliffen. Die saubere Bohrung wurde mit einem Bohrholz, Quarzsand und Wasser ausgeführt. Sie stellt einen weiteren, hohen Aufwand dar. Äxte dieses Typs werden aufgrund ihrer Form und fehlenden Gebrauchsspuren als Waffen und Statussymbole interpretiert. Zwischen diesen Verwendungen dürften die Grenzen wohl fließend sein."

(RP)
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