Wesel/Hamminkeln 50 Jahre Dienst am Patienten

Wesel/Hamminkeln · Dr. Werner Schraa, der frühere ärztliche Direktor des Weseler Marien-Hospitals, ist von der Kammer für sein 50-jähriges Arzt-Jubiläum geehrt worden. Als "German Doctor" war der 83-Jährige auch für das Komitee "Ärzte für die Dritte Welt" aktiv.

 Werner Schraa erinnert sich gerne an seine Zeit im Weseler Marien-Hospital und an seine Einsätze für das Komitee "Ärzte für die Dritte Welt".

Werner Schraa erinnert sich gerne an seine Zeit im Weseler Marien-Hospital und an seine Einsätze für das Komitee "Ärzte für die Dritte Welt".

Foto: Klaus Nikolei

Kürzlich hat Dr. Werner Schraa, der frühere ärztliche Direktor des Weseler Marien-Hospitals, Post bekommen, die ihn hocherfreut hat. In einem Brief gratulierte Dr. Lothar Gülden, der Vorsitzende der Ärztekammer Nordrhein, Kreisstelle Wesel, dem "sehr geehrten Herrn Kollegen Schraa" sehr herzlich zum 50-jährigen Arztjubiläum. "Dieses seltene Jubiläum und die Wertschätzung, welche Sie bei Ihren Kolleginnen und Kollegen genießen, sind Grund genug, diese Tatsache besonders zu würdigen", heißt es in dem Schreiben. Die von Dr. Gülden beigefügte Ehrenurkunde der Ärztekammer Nordrhein wird bei Dr. Schraa, der seit mehr als 20 Jahren in Marienthal lebt, schon bald einen Ehrenplatz erhalten.

 Unmittelbar hinter dem Papamobil mit Johannes Paul II. fuhr der Einsatzwagen mit dem Weseler Notfall-Spezialisten durch Kevelaer.

Unmittelbar hinter dem Papamobil mit Johannes Paul II. fuhr der Einsatzwagen mit dem Weseler Notfall-Spezialisten durch Kevelaer.

Foto: Evers

Dr. Schraa, der heute übrigens seinen 83. Geburtstag im Kreise der Familie feiert, ist in der Region kein Unbekannter. Denn als "German Doctor" war der Chirurg zwischen seinem 64. und 78. Lebensjahr mehrfach für das Komitee "Ärzte für die Dritte Welt" in den Slums von Kenias Hauptstadt Nairobi, in Manila und in Kalkutta im Einsatz (wir berichteten).

Das runde Jubiläum seiner Approbation hat unsere Redaktion zum Anlass genommen, mit Dr. Schraa über Einsätze zu sprechen, die ihn besonders berührt und im Gedächtnis geblieben sind. Sofort fällt dem aus Essen stammenden, gläubigen Katholiken der Besuch von Papst Johannes Paul II. vor 30 Jahren im Marienwallfahrtsort Kevelaer ein.

Zusammen mit dem damaligen Leiter der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Weseler Marien-Hospital, Dr. Michael Roth, und den beiden Anästhesiepflegern Andreas Necke und Andreas Ziegler bildete Dr. Werner Schraa am 2. Mai 1987 das Team im Notarztwagen des Malteser-Hilfsdienstes. Wäre der Papst, wie im Mai 1981, Opfer eines Attentats geworden oder wäre ein anderer Notfall eingetreten, wären die Weseler Spezialisten für die Versorgung verantwortlich gewesen.

"Gottlob ist damals nichts passiert. Und so kann ich mich an das ungeheuer erleichternde Gefühl erinnern, als der Helikopter mit dem Papst am Himmel wieder davon schwebte", sagt Dr. Schraa. Als es im Vorfeld des Papst-Besuches ("Sicherheitsstufe 1") um die Frage ging, wie der Notarztwagen unmittelbar hinter dem weltberühmten Papamobil (Mercedes Benz 500 SEL) besetzt wird, wählten die damalige Vorsitzende der Malteser Niederrhein, Beatrix Bäume (Hamminkeln), und die Pilgerleitung Kevelaer (Pfarrer Schulte-Staade) die Experten des Weseler Marien-Hospitals aus.

Ebenfalls unvergessen ist Dr. Schraa, der Vater von sechs erwachsenen Kindern ist, eine sonntägliche Messe in dem von Mutter Teresa gegründeten, sogenannten "Sterbehaus" in Kalkutta. "Ich erinnere mich, dass ein Hindu auf einer Bahre in den Gebetsraum gebracht wurde, dem es schon sehr schlecht ging", erzählt der Chirurg. Er selbst habe sich dann zusammen mit zwei Ordensschwestern um den Schwerkranken gekümmert. Und einer von drei Priestern habe für den Mann gebetet. Dann, beim Gloria, sei der Mann verstorben. "Eine der Schwestern brachte einen Eimer mit weißen Blüten und verteilte diese über den Leichnam. Der Verstorbene gehörte ganz selbstverständlich zu den Mitfeiernden der Messe. Das war für mich alles sehr eindrucksvoll", sagt Dr. Schraa. Hinterher sei der Tote nach dem Glauben der Hindus verbrannt worden.

Woran er ebenfalls gerne zurückdenkt, ist der Wunsch der Nachfolgerin der 1997 verstorbenen und mittlerweile heiliggesprochenen Mutter Teresa im sogenannten früheren "Sterbehaus". "Sie sagte zu mir: ,So möchte ich auch sterben: Beim Gloria während der heiligen Messe, betreut von zwei Schwestern, einem Priester und einem German doctor'".

Weitere Informationen über "Ärzte für die Dritte Welt" gibt es im Internet: www.german-doctors.de

(RP)
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