Hamminkeln Ahnenforschung: Quell für Spannung

Hamminkeln · Heimatverein Dingden zeigt seine 25. genealogische Ausstellung. Die nächste Generation übernimmt.

 Ahnenforscher im Heimathaus Dingden (v.l.): Christel Ostendarp, Ralf Elting, Werner Giessing und Hermann Ostendarp

Ahnenforscher im Heimathaus Dingden (v.l.): Christel Ostendarp, Ralf Elting, Werner Giessing und Hermann Ostendarp

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Ahnenforschung befördert bisweilen spannende Kriminalgeschichten aus der Versenkung des Vergessens zurück ans Licht. So haben die Genealogen und ihre Zulieferer im Heimathaus das traurige Schicksal des notorischen Diebes Gerhard Stegge aus Dingden ermittelt, dem 62 Straftaten zu Last gelegt wurden und der dafür 1770 gehängt worden ist. Das ist nur eine Episode in einer schier endlos langen Reihe systematischer Nachforschungen in inzwischen rund 100 aufgearbeiteten Dokumenten, vornehmlich aus lange verschlossenen Kirchenarchiven. Seinen Quellenschatz legt der Heimatverein am Sonntag, 28. Mai, zum 25. Mal aus. Von 11 bis 17 Uhr können Ahnenforscher ihn wieder für ihre Zwecke nutzen.

Das Jubiläum ist für Hermann Ostendaarp (76) und seine Frau Christel Anlass, ihr wertvolles Archiv in jüngere Hände zu legen. Denn noch ist der Schatz lange nicht gehoben. Angefangen haben die genealogische Ausstellungen vor 13 Jahren. Zum Pfarrfest von St. Pankratius zeigte der Heimatverein Messkelche, Weihrauschiffchen und andere Requisiten aus der Kirche, darunter auch ein Messgewand aus dem Kloster Maria Vreden.

Hermann Ostendarp, ein studierter Maschinenbauer, gab sein umfangreiches Wissen als Ahnenforscher dazu: Am Anfang war ein Taufregister. Den Handzettel zur ersten Ausstellung schmückte der originale handschriftliche, lateinische Eintrag einer Taufe vom 10. August 1670. Das Sakrament empfing Gerhard filius von Arnoldo und Johanna Hitpaß. Auch die Patrini, die Paten also, sind vermerkt.

Hermann Ostendarp hatte sich das unverzichtbare Wissen im Selbststudium angeeignet, so dass er vor allem die alte Handschrift Sütterlin lesen konnte. Die Dokumentenlisten für viele leicht nutzbar zu machen, half ihm seine Frau Christel: Er las vor, sie schrieb's in den Computer. Die partnerschaftliche Arbeitsteilung war enorm produktiv.

Mehr als 200 Leute zählt der Stamm derjenigen, die in Dingden regelmäßig nach Spuren ihrer familiären Ursprünge suchen. Die kommen manchmal von weit her. Auch aus Amerika waren welche da. Franz Kocks, wohnhaft nahe Rotterdam, war schon ein Dutzend Mal in Dingden, um was über seine Vorfahren zu erfahren. Wie dankbar der Niederländer ist, zeigen Karten aus aller Herren Länder, die der Weltenbummler regelmäßig schickt.

Der Heimatverein hat in Erfahrung gebracht, dass die Ahnenreihe der Dingdener Geistlichkeit nicht erst mit Pastor Stephan begonnen hat, wie man lange dachte. Aus einer Urkunde von 1527 geht hervor, dass im Jahre des Herrn 1342 Pfarrer Daniel aus Dingden in Ringenberg eine Kapelle eingeweiht hat.

Die Ahnenforschung geht weiter. Ralf Elting ist dabei, 3200 Totenzettel zu digitalisieren, Werner Giessing setzt die Dokumentation von Todesanzeigen fort und Josef van der Linde, Leiter des Steueramts im Rathaus, ein "exzellenter Sütterlin-Leser", übersetzt das Sterberegister von 1808 - 1900 mit spannenden Geschichten, so Oostendarp: "Eine Mordsarbeit." Er muss es wissen.

(RP)
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